04.06.2014

DJHT: Europäische Dimensionen in der Kinder- und Jugendhilfe

Auf dem Marktplatz Europa: Jugendhilfe im Schrebergarten, Freiwilligendienst in Skandinavien oder Jugendbegegnungen in Osteuropa - so vielfältig sind die Möglichkeiten, Europa zu erleben.

Jugendhilfe beginnt im Schrebergarten. Berlins Landesleiter der Schreberjugend, Oliver Gellert, inszeniert seinen Verband modern und selbstbewusst: „Vor 150 Jahren hatte Moritz Schreber Kinder ins Grüne geholt und gärtnerte mit ihnen. Sein Ansatz war der pädagogischen Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe heute vergleichbar.“

Für Svea und Marvin ist der Auftritt der Schreberjugend eine Entdeckung auf dem 15. Kinder- und Jugendhilfetag. „So was gibt es?“, fragen die jungen Besucher ungläubig. Gellert grinst, es ist eine ihm vertraute Reaktion. Der Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag 2014 ist Gast in Berlin, wie vor 50 Jahren, als alles begann. Die Teilnehmer sind andere, die Horizonte auch. Kinder- und Jugendhilfe spielt sich im vereinten Europa ab. Daran dachten auch Svea und Marvin. Die Schüler sind auf das Messegelände gekommen, um sich über Freiwilligendienste im Ausland zu informieren. Beide stehen vor dem Schulabschluss. Svea will vorm Start ins Berufsleben einige Zeit „nach Frankreich, Spanien oder Portugal gehen“. Ihre Mutter arbeite für eine Jugendhilfeeinrichtung, so sei sie auf den Fachkongress mit seinem „Marktplatz Europa“ gestoßen. Marvin will „etwas im Bereich Sport und Prävention machen“. Wo? „Egal“, sagt er erst, schiebt dann aber doch ein „Skandinavien“ nach.

Damit liegt das Duo nicht im Ländertrend der Jugendbegegnungen gen Osteuropa. Polen, Ungarn, Tschechien oder die Slowakei fallen als Ziele in den Gesprächen auf der Messe, etwa bei Verena Falterbaum, Bildungsreferentin beim "aktuellen forum nrw". Der Jugendhilfeträger entsendet seit 2012 junge Handwerker ins osteuropäische Ausland. „Bislang hat das Projekt Young workers for Europe bereits 120 jungen Frauen und Männern Perspektiven eröffnet. Sie arbeiten für soziale Einrichtungen oder in Gedenkstätten.“ Ausrufezeichen zum Abschluss: Die Erfahrungen werden als Rap auf einem Blog veröffentlicht.

Mit „Eisschlecken“ verbindet sich Europa für Julia Hartwig von der Servicestelle Berliner Familienzentren. 31 Stück gibt es in der Hauptstadt, die Europa ähnlich der bunten Sortenvielfalt einer Eisdiele erleben. Ihre interkulturelle Arbeit sei nicht auf türkische und arabische Familien beschränkt. „Die EU-Osterweiterung macht sich bemerkbar, sie wird auch künftig ein Thema sein“, ergänzt Hartwigs Kollegin Susanne Koch. Dass sich türkische und rumänische oder albanische Familien gegenseitig als Ausländer wahrnehmen, erleben die Sozialpädagoginnen auch. „Integration ist anstrengend. Sie gelingt besser, wenn man selbst eine Zeitlang im Ausland war und akzeptieren kann, dass es ein Thema ist, das nicht jeder spannend findet.“

(Tanja M. Kasischke für JUGEND für Europa)

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