04.06.2014

DJHT: „Wir wollen weitermachen, aber keine Projektitis“

Schüler des Lyceé Public de Saint-Just in Lyon und der Fritz-Karsen-Schule in Berlin-Neukölln haben gemeinsam mit Theaterpädagogen im Projekt „BERLYON“ ein Theaterstück realisiert, das am Samstag, 7. Juni, im Jugendzentrum Pumpe seine Welturaufführung erlebt. Ein Interview mit den Projektinitiatoren.

Schüler des Lyceé Public de Saint-Just in Lyon und der Fritz-Karsen-Schule in Berlin-Neukölln haben sich bei einem Schüleraustausch nicht nur im Unterricht und in der Freizeit kennengelernt. Sie haben gemeinsam mit Theaterpädagogen im Projekt „BERLYON“ ein Theaterstück realisiert, das am Samstag, 7. Juni, im Jugendzentrum Pumpe seine Welturaufführung erlebt. Projektinitiator Boris Bocheinski vom Verein „Clever – Internationale Bildung e.V.“ sowie Claire Sanguinetti und Gabi Elverich, Lehrerinnen an den beiden beteiligten Schulen, hoffen, dass aus dem vom Deutsch-Französischen Jugendwerk geförderten Pilotprojekt eine Dauereinrichtung wird.

Jugend für Europa (JfE): Herr Bocheinski, wie kam es zum Kontakt mit der Schule in Lyon?

Boris Bocheinski: Wir wollten gemeinsam mit dem frankophonen Theaterverein „La Menagerie e.V.“ ein Theaterprojekt im Austausch mit Frankreich machen – nicht aber mit Schülern aus Paris. Über La Menagerie haben wir dann den Kontakt zum Lyceé Public de Saint Just bekommen, das Deutsch Französische Jugendwerk hat das Projekt finanziell unterstützt.

JfE: Was muss man sich unter dem Projekt „BERLYON“ vorstellen?

Boris Bocheinski: Es ist ein Theaterprojekt zwischen zwei Schulen mit Schülern, die fremdsprachen- und theaterinteressiert sind. Gemeinsam mit Theaterpädagogen haben sie in aller Kürze ein Theaterstück entwickelt. Deutsche Schüler spielen auf Französisch, französische Schüler auf Deutsch.

JfE: Am Samstag hat das Stück Premiere. Wie oft wird es zu sehen sein?

Boris Bocheinski: Nur dieses eine Mal. In Lyon haben wir aber bereits im Goethe Institut eine Work-in-Progress-Aufführung gehabt. Das war sehr gelungen.

JfE: Frau Elverich, Frau Sanguinetti, wie haben Sie das Projekt erlebt?

Gabi Elverich: Es war fantastisch, es gab eine ganz eigene, positive Dynamik. Durch das gemeinsame Theaterspielen, hat es einen deutlichen Mehrwert gegenüber einem normalen Schulaustausch gegeben. Die Jugendlichen waren deutlich lockerer.

Claire Sanguinetti: Über das Spiel fällt es den Schülern leichter, die Sprache auszuprobieren. Sie trauen sich einfach mehr.

Gabi Elverich: Und es bleibt die Cliquenbildung aus, die man sonst bei Schüleraustauschen häufig hat, weil alle das gleiche Ziel verfolgen: eine erfolgreiche Aufführung.

JfE: War diese positive Entwicklung von Anfang an abzusehen?

Gabi Elverich: Nein. Am Anfang waren wir durchaus skeptisch.

Claire Sanguinetti: Aber die Schüler haben toll mitgemacht, sogar länger geprobt, als sie sonst Schule gehabt hätten.

JfE: Wie war die Zusammensetzung der Gruppen?

Gabi Elverich: Die meisten unserer Schüler der Fritz-Karsen-Schule waren aus dem Französischkurs des neunten Jahrgangs, dazu einige Schüler anderer Stufen.

Claire Sanguinetti: Bei uns war es auch keine geschlossene Gruppe. Es waren Schüler der neunten und zehnten Klasse.

JfE: Und wie geht es weiter?

Boris Bocheinski: Wir würden gerne mit dem, was jetzt aufgebaut wurde, weitermachen, wollen aber keine Projektitis. Schön wäre es, wenn wir eine Kontinuität schaffen könnten.

Gabi Elverich: Klar, wir würden den Austausch gerne fortsetzen, müssen aber schauen, wie es zu finanzieren ist.

Claire Sanguinetti: Auf jeden Fall, denn der Austausch wird über das Theaterspiel viel lebendiger, aktiver und produktiver. Und es wird nicht nur Europa auf eine integrative Art erlebt, es führt auf der Bühne sogar auch zu einer gemeinsamen Identifikation.

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