09.06.2014
DJHT: "young workers for europe" - ein europäisches Erfolgsmodell made in NRW
In den internationalen Projekten erwerben die jugendliche Teilnehmer mehr an Schlüsselqualifikationen als in vielen anderen, oft monatelangen Projekten klassischer Art.
Es ist ein besonderer Moment für Miriam Yusuf, Verena Falterbaum und Hans-Jürgen Meißner, die drei Vertreter des durch Xenos geförderten Programms „young workers for europe“, als sie auf der Bühne des Marktplatz Europa beim 15. DJHT in Berlin verschiedene Programme vorstellen, bei denen Jugendliche in den vergangenen Jahren durch Qualifizierungen und kurzeitpädagogische Maßnahmen Schlüsselkompetenzen für den Arbeitsmarkt erworben haben. Denn just als die drei „young workers for europe“-Vertreter auf der Bühne stehen, sind zehn Jugendliche mit dem Flugzeug auf den Weg in den Süden Ungarns. Dort werden diese – zusammen mit zehn Jugendlichen aus dem Dorf Czerdi – Ungarns einzige Gedenkstätte für Sinti und Roma auf Vordermann bringen. Es ist die zwölfte Maßnahme, die im Zuge der jüngsten Förderperiode mit europäischen Mitteln realisiert wurde. Und die Verantwortlichen von „young workers for europe“ hoffen darauf, dass sie bei der nächsten Runde der Mittelvergabe wieder zum Zug kommen, um das erfolgreiche Projekt fortsetzen zu können. Um gute Referenzen müssen sich die Vertreter von „young workers for europe“ dabei keine Sorgen machen: Auch Bundespräsident Joachim Gauck hat nach dem Besuch einer von Jugendlichen gepflegten Gedenkstätte in Griechenland das Europaprojekt gewürdigt.
JUGEND für Europa (JfE): Es muss ein gutes Gefühl sein, ein so erfolgreiches Programm wie „young workers for europe“ beim DJHT vorzustellen, während eine Gruppe von Jugendlichen zu einem neuen Arbeitseinsatz unterwegs ist.
Verena Falterbaum: Absolut. Wir haben es natürlich genau so getimt, dass die Jugendlichen in der Luft sind, während wir hier die Präsentation machen (lacht). Aber Spaß beiseite. Es ist natürlich klasse, dass unsere letzte Maßnahme während der dreijährigen Phase just an dem Tag startet, an dem wir hier in Berlin unser Projekt vorstellen.
JUGEND für Europa (JfE): Wann hat die Vorbereitungsphase für das Projekt in Südungarn begonnen?
Verena Falterbaum: Im April fand die erste Vorbereitungsreise statt. Die Idee für dieses Projekt wurde aber bereits im Dezember geboren.
JUGEND für Europa (JfE): Wie kam es dazu?
Hans-Jürgen Meißner: Durch eine Paketaktion mit zehn Familienbildungszentren haben wir Kontakt nach Czerdi bekommen. In dem Dorf ist ein Zigeuner – so bezeichnet er sich selbst – Bürgermeister. Er hat es durch verschiedene Maßnahmen geschafft, die Arbeitslosigkeit, die ursprünglich bei 95 Prozent lag, auf nahezu Null zu bringen. Und die Kriminalität ist ebenfalls deutlich zurückgegangen. Das hat uns beeindruckt. Da in Czerdi zudem die einzige ungarische Gedenkstätte für diejenigen Sinti und Roma ist, die während des Zweiten Weltkriegs umgekommen sind, ist es für uns der perfekte Ort, um mit Jugendlichen ein Projekt zu realisieren.
JUGEND für Europa (JfE): Mit welchem Jugendberufshilfeträger arbeiten sie bei diesem Projekt zusammen?
Verena Falterbaum: Unser Partner ist diesmal die Werkkiste Duisburg. Insgesamt zehn Jugendliche im Alter zwischen 17 und 24 Jahren nehmen an dem Projekt teil – sechs Jungen und vier Mädchen.
JUGEND für Europa (JfE): Entspricht das ihrem Standardklientel?
Verena Falterbaum: Je nach Projekt und Einrichtung sind die Teilnehmer zwischen 16 und 27 Jahre alt.
JUGEND für Europa (JfE): Wie sind ihre Erfahrungen. Entstehen bei den Maßnahmen grenzübergreifende Freundschaften, die dauerhaft Bestand haben?
Hans-Jürgen Meißner: Das ist schwierig zu sagen. Bei den meisten Projekten hatten unsere Teilnehmer ja nur wenige konkrete Kontakte mit Gleichaltrigen vor Ort. Insofern ist das aktuelle Projekt etwas Besonderes, denn die Jugendlichen aus Duisburg arbeiten mit Gleichaltrigen zusammen und stehen mit diesen bei der Arbeit täglich in direktem Kontakt. Sie werden unter anderem Wege richten und eine Brücke bauen.
JUGEND für Europa (JfE): Wie bereiten sie die Jugendlichen auf ihre Einsätze vor?
Miriam Jusuf: Unsere Programme zielen ja darauf, den beteiligten Jugendlichen praktische Fähigkeiten und Auslandserfahrungen zu vermitteln. Aber es geht auch immer um Politik- und Kulturvermittlung. Also erfahren die Jugendlichen viel über das Einsatzgebiet, bei der Arbeit an Gedenkstätten auch über die historische Dimension, die mit dem Einsatz verbunden ist. Und wir vermitteln den Jugendlichen auch ein paar Sprachkenntnisse.
JUGEND für Europa (JfE): Und wie sieht es mit dem Erfolg aus?
Miriam Jusuf: Der ist überwältigend. Die Jugendberufshilfeträger bescheinigen uns regelmäßig, dass die Jugendlichen in der Vorbereitung mit verschiedenen Maßnahmen zur Teambildung und in den 14 Tagen, in denen sie aktiv in die Projekten eingebunden sind, oft mehr an Schlüsselqualifikationen erwerben, als in vielen anderen, oft monatelangen Projekten klassischer Art.
JUGEND für Europa (JfE): Sie wollen nach der positiven Erfahrung also mit Maßnahmen gleicher Art weitermachen?
Miriam Jusuf: Auf jeden Fall. Bei Erasmus+ haben wir bereits einen Förderantrag eingereicht, bei den für uns zuständigen Landes- und Bundesministerien hoffen wir ebenfalls auf Wohlwollen.
JUGEND für Europa (JfE): Und sollen dann weiterhin vor allem Gedenkstätten innerhalb Europas im Zentrum der Projekte von „young workers for europe“ stehen?
Verena Falterbaum: Das kann sein, muss aber nicht. Es gibt jedenfalls immer eine politische Dimension – mal mit sozialen, mal mit historischen Aspekten. Denn wir wollen ja mehr erreichen, als nur junge Leute zum Arbeiten in ein anderes Land zu schicken, damit diese dort nur tun, was sie auch hier tun könnten. Es geht schließlich darum, dass sie Europa aus einer bislang für sie nicht bekannten Perspektive kennenlernen und neue Erfahrungen sammeln, die ihnen auch im späteren Berufsleben hilfreich sind.
Den aktuellen Einsatz der Jugendlichen im ungarischen Czerdi können Interessierte über einen Blog auf www.youngworkers.de verfolgen.
(Das Interview führte Ralf Recklies für JUGEND für Europa)
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