15.11.2014

Zypern und die Leidenschaft

Jorin Rahfoth aus Lübeck hatte sich bereits entschieden: Für Medieninformatik und gegen die Musik. Jetzt entscheidet sich der 21-Jährige um und wechselt das Studium. Dabei hat ihm auch sein Europäischer Freiwilligendienst auf Zypern geholfen. Ein Porträt.

„Ich wollte nach dem Abi nicht studieren und war ziemlich planlos. Anfang Juni letzten Jahres las ich einen Artikel über Freiwilligendienste und setze mich dann einfach mit dem Kreisjugendring in Stormarn in Verbindung“. Schon zwei Wochen später stand für Jorin Rahfoth fest, dass es für ein Jahr nach Zypern geht. Kurz darauf setze er sich in den Flieger nach Nicosia, für zwölf Monate, 2738 Kilometer weit weg von der Lübecker Heimat.

Dass man da nicht nur gute Erfahrungen macht, war ihm klar. Nicht gerechnet hatte der rothaarige junge Mann aber mit offener Feindseligkeit: „Als ich in den ersten Wochen sagte, dass ich aus Deutschland komme, habe ich nicht nur ein, zwei Mal „Heil, Hitler“ zu hören bekommen. Danach habe ich eine Zeit lang erzählt, dass ich aus England oder Schweden komme, um bestimmte Themen wie die Merkel-Politik einfach zu vermeiden.“

Gewachsen an der Selbstständigkeit

Trotzdem wollte Jorin Rahfoth unbedingt nach Südeuropa: „Spanien und Italien kannte ich schon und ich wollte etwas Neues sehen, da fiel die Wahl schnell auf Zypern.“ Die Gastfreundschaft der Zyprioten und die Schönheit der Insel überraschten ihn. Bei polistiko ergastiri, der „Kulturwerkstatt“ in der Altstadt Nicosias, ging es für ihn los. „Die drei Säulen Tanz, Musik und Theater bilden die Grundlage der Werkstatt. Ich wollte die drei Säulen miteinander verweben und etwas zu schaffen, was Bestand hat.“ Das war für ihn ein Aufnahmestudio, das jetzt von allen Kulturschaffenden dort genutzt wird, um eigene Musik aufzunehmen und diese für Theatervorstellungen und Tanzchoreographien zu nutzen. In Filmprojekten konnte er kreativ und selbstständig die Öffentlichkeitsarbeit unterstützen und sich als Teil der dritten Freiwilligengeneration in der Organisation verewigen.

Wohnen in einer Wohngemeinschaft mit vier anderen Freiwilligen, eine neue Sprache mit einem eigenwilligen Dialekt und die Problematik der in Nord- und Südzypern geteilten Insel. Das alles sind Erfahrungen, die Rahfoth weitergebracht haben in seinem Denken: „Die Insel ist so interessant als Einsatzland. Zwei Welten prallen total aufeinander, wenn man durch die Straßen der Stadt läuft, die mit Sandsäcken und Kanistern vollgestellt sind, wo schwer bewaffnete Soldaten stehen und es gefährlich werden kann, wenn man die Kamera für ein Foto zückt.“

Zurück in der Realität

„Mein EFD kam in einer Zeit, als ich nur Fragezeichen im Kopf hatte. Auch jetzt ist es nicht so, dass ich in allem genau weiß was ich will, aber ich weiß, dass die Studienentscheidung für Medieninformatik die Falsche war“, erzählt er. Zum nächsten Semester möchte er nun etwas beginnen, wofür sein Herz schlägt: Was mit neun Jahren im Kirchenchor, auf den ersten Bühnen, in Orchestergräben und Bands begann, will der junge Mann nun auch beruflich umsetzen. Berlin soll es werden, am besten im künstlerischen Studiengang "Tonmeister". „Ich bin musikalisch und das habe ich lange unter den Tisch gekehrt und jetzt nach meinem Freiwilligenjahr und der Rückkehr nach Deutschland bin ich bereit dafür.“

Besuch hat sich auch schon angekündigt: Seine Freunde aus Zypern freuen sich auf Berlin.

 

Was ist comeback 2014 und was läuft? Mehr unter www.comeback2014.eu

(Lisa Brüßler für JUGEND für Europa)
Bild: ©Lisa Brüßler

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