16.12.2014

Freiwilligkeit, Wertschätzung und Selbstbestätigung: Aktueller Bericht präsentiert die Ergebnisse der Evaluationen im Programm JUGEND IN AKTION (2009 - 2013)

Die Bilanz der Nutzer ist hervorragend. Ob Jugendliche oder Projektleitungen - die Mehrheit bewertet ihre Erfahrungen, die sie im Programm JUGEND IN AKTION gemacht haben, positiv. Dieses Fazit zieht "Unter der Lupe" - ein Bericht, der die wesentlichen Ergebnisse der Evaluationen des Programms seit 2009 zusammenfasst.

Das Programm JUGEND IN AKTION erhält über den gesamten Untersuchungszeitraum (2009-2013) von den jugendlichen Teilnehmern eine durchgängig positive Bewertung. Die nicht formalen und informellen Lernerfahrungen im europäischen Kontext werden von ihnen als besonders prägend erlebt und als ein Charakteristikum des Programms hervorgehoben.

Dafür machen sie die Freiwilligkeit der Teilnahme, Wertschätzung und Selbstbestätigung, gemeinsame Erfahrungen in der Gruppe, der Austausch mit anderen Jugendlichen, ein aktiver Einbezug in die Organisation und Durchführung der Projekte verantwortlich. Wirkungen und Effekte machen sie vor allem an einem grundsätzlichen Zugewinn an persönlichen, sozialen, interkulturellen und bürgerschaftlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen fest. Mehr als die Hälfte der Befragten ist zudem der Überzeugung, dass ihr Projekt dazu beigetragen hat, ernsthafter über politische Themen zu diskutieren.

Und die Fachkräfte?

Die Einschätzungen der Projektverantwortlichen stehen seit der ersten Fragebogenerhebung bis zur letzten im Mai 2013 in keinem grundsätzlichen Widerspruch zu den Selbsteinschätzungen der jungen Menschen. Mit einer Ausnahme: Sie bewerten die Förderung von Schlüsselkompetenzen der teilnehmenden Jugendlichen noch höher.

Dabei machen sie für die Prozessqualität der Projekte einen Zusammenhang zu den angewandten Methoden aus: kommunikationsbasierte Methoden (Interaktion, Dialog, Mediation), handlungsorientierte Methoden (exemplarisches Lernen, Experimentieren, Ausprobieren), sozialzentrierte Methoden (Teamwork, Netzwerkarbeit, partnerschaftliches Lernen) und selbst gesteuerte Methoden, in denen Kreativität, Entdecken und Verantworten zentrale Elemente sind. Die Befragungen der Projektverantwortlichen veranlassen die AutorInnen denn auch zu der These, dass „je konsequenter Prinzipien nicht formalen Lernens angewendet werden, desto höher die Wahrscheinlichkeit [ist], dass in den Lernprozessen eine hohe Prozessqualität erreicht wird“.

Und auch die Projektverantwortlichen selbst lernten eine Menge. Sie betonen für sich die fremdsprachliche Kompetenz sowie interpersonelle, soziale und interkulturelle Kompetenzen, die man schon durch eine gemeinsame Vorbereitung mit ausländischen Partnern benötigt und stärkt. Aber auch das, was im Katalog der Europäischen Schlüsselkompetenzen „Bürgerkompetenz“ genannt wird, spielt eine Rolle. Besonders hohe Zustimmung war hier im Kontext der Jugendbegegnungen auszumachen, in denen die Auseinandersetzung über Demokratie und Zivilgesellschaft im erweiterten europäischen Kontext häufig prioritärer Inhalt war.

„JUGEND IN AKTION-Projekte haben wesentlich dazu beigetragen, einen subjekt- und ressourcenorientierten Ansatz als erfolgreiches Merkmal nicht formaler Bildungspraxis durchzusetzen – eine Bildungspraxis, die den Jugendlichen zunächst exemplarisch Handlungsspielräume in den Projekten eröffnet, die sie aber auch ermutigt und befähigt, sich in Gesellschaft und Politik zu engagieren“, resümieren die Autoren des Berichts. Die Projekte hätten sich über die Programmgenerationen hinweg in immer größerem Ausmaß und systematisch zu „Empowerment-Projekten“ entwickelt.

Nicht formales Lernen als Kernkompetenz

Dabei wird die deutsche Nationalagentur als kompetente Beratungs- und Unterstützungsstelle geschätzt. „Man kann bilanzierend sagen, dass zwischen Trägern und Nationalagentur so etwas wie inhaltliche Interessenübereinstimmung entstanden ist: Beiden ging es in der Vergangenheit und geht es auch weiterhin um die möglichst optimale Nutzung besonderer nicht formaler Bildungsmöglichkeiten und Lernerfahrungen in einem klar definierten europäischen jugendpolitischen Kontext. Hier ist in erster Linie die im Kontext von JIA zunehmend auch öffentlich geführte Debatte über den spezifischen Wert nicht formaler Bildung und informellen Lernens zu nennen.“

Engagiert treten die Autorinnen und Autoren für den Erhalt dieser nicht formalen Bildung ohne ökonomische Zwecksetzung ein. Zwar habe JUGEND IN AKTION Effekte in Bezug auf die Ausbildungs- und Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen gehabt. Auch hätten viele Träger eine positive Einstellung dazu, dass diese Effekte mit bedacht und auch erreicht werden, weil sie für die jungen Menschen im Hinblick auf ihre weitere Lebensplanung wichtig sind. Dennoch gebe es „ein eindeutiges Nein im Hinblick auf eine Instrumentalisierung nicht formaler Bildung für unmittelbar arbeitsweltbezogene Ziele“. JUGEND IN AKTION in Erasmus+ habe nun die schwere Aufgabe, „eine 25-jährige Erfolgsgeschichte europäischer nicht formaler Bildung fortzuführen und den neuen Anforderungen gemäß weiterzuentwickeln“. Hierzu seien vor allem die jugendpolitischen Aspekte zu verstärken und zu konsolidieren.

Allerdings bekümmert die Autoren dann doch die eingeschränkte Reichweite der Untersuchungen. Denn - durchaus nachvollziehbar im Hinblick auf hochindividuelle Bildungsprozesse - konnte „Unter der Lupe“ keine direkte Ursache-Wirkung-Zuordnung eines bestimmten Lernreizes (inhaltlicher oder methodischer oder situativer Art, intendiert oder zufällig etc.) in einem Projekt vornehmen, sondern nur plausibel nachweisen, dass Veränderungen von Wahrnehmungsgewohnheiten und Einstellungen durch JIA-Projekte möglich sind. Dies soll sich künftig ändern: „Es besteht die Absicht, im Rahmen von ERASMUS+ zusätzliche neue und valide Erkenntnisse über nachhaltige Wirkungen zu gewinnen.“

Unter der Lupe und RAY

Die Untersuchung ist Bestandteil des europäischen Projektes „RAY – Research-based Analysis and Monitoring of Youth in Action", einer Initiative von mittlerweile 24 Nationalagenturen in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck.  

RAY untersucht die Auswirkungen der Mobilitätsprogramme im nicht formalen Lernbereich auf die Entwicklung von Jugendlichen und Jugendorganisationen, die sich am Programm beteiligen. Dazu werden jährlich in allen beteiligen Programmländern TeilnehmerInnen und ProjektleiterInnen mit einem Online-Fragebogen über ihre Erfahrungen befragt. Die Online-Fragebögen sind in allen Ländern gleich, so dass sich eine aussagekräftige Datengrundlage ergibt. Um vertiefende Erkenntnisse zu gewinnen werden qualitative Befragungen integriert.

„Unter der Lupe“ ist ein gemeinsames Projekt von IKAB e.V. Bonn, der Forschungsgruppe Jugend und Europa am CAP in München und JUGEND für Europa – Nationale Agentur für das EU-Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION. In Deutschland wurde „Unter der Lupe" 2009-2013 durch die Arbeitsgruppe „Monitoring und Evaluation" des Nationalen Beirates für JUGEND IN AKTION beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend begleitet.

Mehr zu den Wirkungen von EU-Jugendprogrammen finden Sie auf www.jugend-in-aktion.de

(JUGEND für Europa)

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