23.01.2015

Entsendung und Aufnahme bei der ijgd: Ein Gespräch mit Angela Verweyen

Angela Verweyen ist im Regionalbüro Magdeburg der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) verantwortlich für Internationale Freiwilligendienste. JUGEND für Europa sprach mit ihr über ihre Aufgaben, ihre Teilnahme am Projekttutorentraining in Walberberg und wie hilfreich eigene internationale Erfahrungen in ihrer Arbeit mit Freiwilligen sind.

JfE: Ihr entsendet bei der ijgd bis zu zehn Europäische Freiwillige im Jahr. Welche Betreuungsaufgaben hast Du bei ihrer Entsendung?

Angela Verweyen: Vor der Ausreise bin ich für die Beratung der Freiwilligen zuständig, unterstütze bei organisatorischen Fragen zu Flug, Visum, etc. und führe die Vorbereitungsseminare durch. Nach der Ausreise bin ich eher die Notfallstelle.

Mein Ziel ist es immer, dass die Freiwilligen im Ausland ihre Probleme, wenn welche entstehen, vorrangig vor Ort lösen. Sie selbst und ihre Aufnahmeorganisation sind viel näher dran und können viel besser einschätzen, wie die Situation ist. Wenn es aber vor Ort nicht mehr weitergeht, sind wir natürlich immer ansprechbar.

Sind auch Rückkehrseminare für die Freiwilligen angedacht?

Es hängt ein bisschen von der Gruppengröße ab. Ich hatte aktuell eine einzelne Freiwillige: Mit ihr habe ich dann kein Rückkehrseminar gemacht, sondern mich mit ihr getroffen und das Ganze persönlich ausgewertet. Eine Auswertung muss in irgendeiner Form auf jeden Fall stattfinden, um auch selbst für die Zukunft zu lernen, was gut und was nicht so gut gelaufen ist.

Ihr bietet auch einen EFD-Platz in Eurer Organisation an. Welche Aufgaben hast Du hierbei?

Wir werden hoffentlich ab Februar wieder eine Europäische Freiwillige oder einen Europäischen Freiwilligen bekommen. Ich werde die Person dann betreuen. Fachlich wird der Freiwillige aber von einer anderen Kollegin angeleitet, daher werde ich die Rolle der Tutorin übernehmen.

Auf dem Projekttutorentraining in Walberberg hattest Du angesprochen, dass Du Dir Unterstützung bei der sprachlichen Integration der Freiwilligen in die Organisation wünschst. Gab es da für Dich Anregungen?

Wir haben uns informell dazu ausgetauscht. Mir ging es vor allem darum, dass mein Team recht wenig Englisch spricht und ich dann immer Sorge habe, dass es schwierig wird, einen Freiwilligen einzubinden, der noch kein Deutsch spricht.

Da ist mir die Sorge ein wenig genommen worden. Im Gespräch mit den anderen stellte es sich so dar, dass die Sprache am Ende kein so großes Problem ist, wie man sich das vorstellt.

Außerdem hattest Du Dir in Walberberg Anregungen erhofft, wie man als Aufnahmeorganisation mit finanziellen Engpässen umgehen kann. Was hast Du dazu erfahren?

Da sieht es in anderen Organisationen leider auch nicht besser aus. Das Programm Erasmus+ sieht nun mal eine Ko-Finanzierung vor. Interessant fand ich, dass bei anderen Organisationen die Städte und Kommunen manchmal Wohnraum zur Verfügung stellen oder zumindest günstigen Wohnraum abgeben.

Das wollen wir uns anschauen – vielleicht gibt es auch bei uns in der Stadt Möglichkeiten, günstiger wegzukommen. Gerade die Mieten machen immer einen großen Posten im Budget aus.

In Walberberg waren Organisationen aus Deutschland, Österreich und Luxemburg vertreten. Hast du dich mit anderen Organisation vernetzen können und wenn ja: Gibt es schon eine konkrete Projektidee?

Wir haben uns gut untereinander vernetzt, aber nicht so konkret, dass wir schon ein Projekt ausgearbeitet haben. Aber gerade die Kolleginnen und Kollegen aus Luxemburg haben sich gefreut, dass sie jetzt den Kontakt zu uns, einer Entsendeorganisation aus Deutschland haben.

Sie können dann direkt auf mich zukommen, wenn sie nächstes Jahr wieder Freiwillige haben wollen. Auch habe ich viele Menschen kennengelernt, die ich kontaktieren kann, wenn ich mal vor einem Problem stehe.

Gerade die Vernetzung deutschsprachiger Organisationen birgt für sozial benachteiligte Jugendliche den Vorteil, dass diese einen EFD absolvieren können, ohne auf eine Sprachbarriere zu stoßen. Ist das für Eure Organisation auch eine Option?

Wir würden das sicherlich gern machen, ich finde das ein ganz wichtiges Thema. Für uns ist es aber gerade noch ein bisschen schwierig, weil wir im Aufbau sind. Wir müssen erst einmal Strukturen entwickeln für die Entsendung im Allgemeinen, darum steht das für uns noch nicht ganz weit oben.

In meinen Augen ist es wichtig, bestimmte Strukturen schon etabliert zu haben, bevor man sich den sozial benachteiligten Jugendlichen zuwenden kann und ihnen die Aufmerksamkeit entgegenbringt, die sie benötigen. Dennoch stimme ich dem zu, dass es einiges vereinfacht, wenn man im deutschsprachigen Kontext schaut. Solche Trainings bieten sich an, passende Aufnahmeorganisationen zu finden.

Welcher Programmteil des Trainings war am hilfreichsten für Dich?

Ich muss fast sagen, dass der informelle Austausch das Wichtigste war. Gut war daher, dass es hierfür sehr viel Raum gab. Ich habe gute Einblicke bekommen, welche anderen Projekte es gibt, wie mit Problemen in anderen Organisationen umgegangen wird.

Auch gut war, dass wir mit der Methode der kollegialen Beratung gearbeitet haben. So konnten wir aus den Erfahrungen der anderen lernen.

Welche internationalen Erfahrungen hast Du selbst gemacht?

Ich war als Schülerin ein Jahr in Brasilien und bin dort zur Schule gegangen, habe nach dem Abitur einen Freiwilligendienst in Jordanien gemacht und anschließend noch insgesamt drei Jahre in Ägypten gelebt und gearbeitet.

Wie helfen diese Erfahrungen bei der Arbeit bei den ijgd?

Ich denke, auf Grund dieser Erfahrungen kann ich viele Probleme recht gut nachvollziehen, sowohl von Freiwilligen, die herkommen und am Anfang ein bisschen orientierungslos sind, als auch von Freiwilligen, die in "exotischere" Länder ausreisen und vor Ort mit schwierigen Situationen konfrontiert werden. Da erinnere ich mich häufig an meine eigenen Erfahrungen. Das hilft mir, Dinge zu verstehen und dementsprechend auch unterstützen zu können.

(Das Interview führte Babette Pohle für JUGEND für Europa.)

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Mehr zur Arbeit der ijgd erfahren Sie hier...

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