20.04.2015
"Interkulturelle Erfahrungen (und die Geschichten darüber) können eine Gesellschaft verändern"
Das EuroPeer-Projekt wird europäischer. Mittlerweile gibt es EuroPeers bereits in mehreren Ländern. Was macht das Netzwerk so attraktiv? EuroPeers berichten, warum sie sich engagieren, was sie miteinander verbindet und was für eine Vision sie für das Netzwerk haben. (Teil 1)
Maria Bergmann (Deutschland)
JfE: Maria, was macht das EuroPeer-Netzwerk attraktiv für dich?
Maria Bergmann: Für mich macht das EuroPeer-Netzwerk attraktiv, viele andere Jugendliche zu treffen, die auch eine internationale Erfahrung gemacht haben, und eben auch Jugendliche, die Lust haben, etwas Neues zu machen, sich für etwas einzusetzen, sich für etwas zu engagieren.
Ich kann mich darauf verlassen, dass es motivierte Mitstreiter gibt, wenn ich eine Idee habe. Und auch anders herum: Wenn ich gerade Lust habe, etwas zu machen, aber keine konkrete Idee, dass jemand auf mich zukommt, und fragt, ob ich mitmachen möchte. Das empfinde ich als einen sehr bereichernden Austausch.
Worin siehst du die Chancen für ein europäisches Netzwerk der EuroPeers?
Die EuroPeers sind Jugendliche, die alle Erfahrungen in einem anderen europäischen Land gemacht haben und sich weiter aktiv für ihre Gesellschaft einsetzen wollen. Und damit ist der europäische Gedanke auch ein zentraler Gedanke des EuroPeer-Netzwerkes.
Junge Menschen wollen den interkulturellen Austausch fördern und damit macht es Sinn, dass die EuroPeers auch auf internationaler Ebene agieren und dieser Austausch mithilfe eines europäischen Netzwerkes auch weiter ausgebaut werden kann. So können leichter internationale Projekte und Initiativen ins Leben gerufen werden.
Wenn EuroPeers als Teil eines europäischen Netzwerks von ihren Erfahrungen berichten können, werden diese noch authentischer. Ein europäisches Netzwerk verkörpert die Idee, die hinter uns steht, mehr als ein rein auf nationaler Ebene agierendes Netzwerk.
Was wäre deine Vision für die EuroPeers?
Es wäre schön, wenn wir es schaffen, dass viele Menschen von den Möglichkeiten des interkulturellen Austauschs Wind bekommen. Sie sollen mehr Geschichten über interkulturelle Erfahrungen hören, selbst diese Erfahrungen machen und so neugieriger, toleranter werden und ihre Vorbehalte gegenüber Dingen abbauen, die auf den ersten Blick möglicherweise fremd wirken. So kann sich auch die Gesellschaft nach und nach verändern.
Mein Ziel wäre es, viele Menschen zu erreichen, und vor allem auch Menschen, die sich eher selten mit Themen wie dem interkulturellem Austausch auseinandersetzen, wie zum Beispiel Leuten, die im ländlichen Umgebungen leben, in denen es wenig Migration gibt. Reflektion und Beschäftigung mit diesen Themen soll Fremdenfeindlichkeit abbauen.
Die europäische Idee für mich ist die Offenheit für Andersartigkeit. Da Europa so vielfältig ist, können wir uns selbst nur heterogen beschreiben und das öffnet uns auch anderen Kulturen gegenüber, und zwar nicht nur europäischen Kulturen.
Karolina Gałek (Poland)
JfE: Karolina, welche konkreten Pläne hast du dieses Jahr, als EuroPeer aktiv zu werden?
Karolina Galek: Ich werde die Workshops in einer Schule in Krakau in Polen fortsetzen, eine Idee, die während meiner EuroPeer-Schulung in Warschau im Oktober 2014 entstand. Dieses Projekt ermöglicht mir, meine Erfahrungen mit dem Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION und der Europäischen Union allgemein mit einer Gruppe von 20 jungen Menschen zwischen 17 und 18 Jahren zu teilen. Es wird einen Workshop im Juni mit dieser Klasse geben und einen weiteren mit einer neuen Klasse im September nach den Ferien.
Was, glaubst du, verbindet die EuroPeers?
Was uns wirklich verbindet, ist unsere Erfahrung, die Leidenschaft, die wir teilen und die Motivation, andere junge Menschen anzuregen, aktiv zu werden.
Pepijn Hellebuyck (Belgium)
JfE: Pepijin, was macht das EuroPeers Netzwerk für dich attraktiv?
Pepijin Hellebuyck: Das EuroPeer Netzwerk bietet die Möglichkeit, gute Praxen zwischen verschiedenen Ländern auszutauschen und zeitgleich mit dem globalen Blick in Berührung zu bleiben. Wir alle arbeiten auf nationaler Ebene über Europa. Dabei Teil eines europäischen Netzwerkes zu sein, ermöglicht eine parallele Verbindung zu einem europäischen Geist.
Welcher Moment war ein inspirierender oder wichtiger im Rahmen des EuroPeer-Netzwerktreffens für dich?
Ich hatte zwei dieser Momente: der erste Moment war mit Robert France von der EU-Kommission. Es war gut einen Anzugträger aus europäischer Politik zu erleben, der sich wirklich um unser Projekt kümmert und es anerkennt. Und der andere Moment war die Tatsache, dass wir hier wirklich darüber nachdenken können, wie wir dieses Netzwerk auf europäischer Ebene entwickeln können.
Während unserer EuroPeer-Schulung hatten wir die Möglichkeit viel darüber zu sprechen, wie das Netzwerk in Deutschland funktioniert, aber jetzt konnten wir wirklich darüber nachzudenken, wie wir die Gestalt des Netzwerks in Zukunft sehen.
An welchen Punkten muss Europa noch arbeiten?
Europa erkennt noch zu wenig die kulturelle Diversität an. Unser Gast Robert France von der Europäischen Kommission ist am Ende vor allem auch hier, um über die Notwendigkeit von Schlüsselkompetenzen zu sprechen, die es uns erlauben, in den Arbeitsmarkt aufgenommen zu werden. Aber da ist soviel mehr als ökonomische Punkte, es gibt die ganze kulturelle Dimension der Diversität, die man auf politischer Ebene viel mehr fokussieren sollte.
(Die Interviews führte Sabrina Apitz im Auftrag von JUGEND für Europa. Foto: Beatriz Moya)
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