04.09.2015
"Die Resonanz auf den Strukturierten Dialog ist groß"
"Europa ist Hier!" – so heißt ein von JUGEND für Europa gefördertes Projekt des Strukturierten Dialogs, das die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) in Hannover zusammen mit dem Evangelischen Jugenddienst der Stadt (esjd) durchführt. Das Projekt verbindet lokale Themen mit dem Prozess der EU-Jugendstrategie.
Ziel des Projektes ist es, junge Menschen für lokal- und europapolitische Themen und Prozesse zu sensibilisieren. Projektleiterin Claudia Nickel (28) erklärt, wie Jugendliche und junge Erwachsene bei ihren Vorhaben unterstützt werden.
JfE: Frau Nickel, Sie machen sich dafür stark, dass Jugendliche in Hannover ihre Meinungen, Ideen und Wünsche mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung austauschen können. Wie gelingt das?
Claudia Nickel: Das wichtigste Element sind die lokalen Beteiligungsaktionen. Das sind Dialoge zwischen Jugend, Politik und Verwaltung, die bewusst im kleinen Rahmen gehalten werden. Die Gruppen sind nicht größer als 25 Personen. Das gibt Raum für intensive Diskussionen und schafft tendenziell eine eher persönliche Atmosphäre. Begleitet wird das Projekt von den so genannten Europabotschaftern. Das sind etwa zehn Jugendliche, die ein Qualifizierungsseminar absolviert haben, ehrenamtlich tätig sind und selbst als Vermittler, Unterstützer und Multiplikatoren zwischen Jugend und Politik fungieren.
Wie kommen Sie an die jungen Menschen heran?
Wir arbeiten in Hannover hauptsächlich mit Jugendgruppen, -zentren und -treffs zusammen und erhalten viele Zugänge durch den evangelischen Stadtjugenddienst. Die Altersspanne reicht von 13 bis 29 Jahren. Die Jugendlichen kommen aus den verschiedensten Stadtteilen Hannovers und auch ihre kulturellen, religiösen und sozioökonomischen Hintergründe sind so bunt gemischt wie Hannover selbst. Zwei besondere Aktionspartner waren ein inklusives Jugendzentrum und der Jugendmigrationsdienst.
Welche Erfahrungen haben Sie dabei bislang gemacht?
Bisher wollten alle angefragten Gesprächspartner auch wirklich teilnehmen. Sehr gut läuft auch die Zusammenarbeit mit den Europabotschaftern. Die Jugendlichen sind voller Elan dabei und nutzen jede Möglichkeit, um das Projekt mit ihren Ideen zu füllen.
Ich bin jedes Mal wieder positiv überrascht, wie aufmerksam und kritisch junge Menschen ihre Umwelt wahrnehmen und auch keine Scheu haben, diese Ansichten ihren politischen Gesprächspartnern mitzuteilen.
Das Projekt ging bereits im Mai 2013 an den Start. Aktuell läuft die dritte Antragsphase. Hat alles von Anfang an gleich funktioniert?
Ein komplexes Projekt wie der Strukturierte Dialog braucht in der Tat Zeit, um sich zu etablieren. Allerdings haben wir jetzt schon einen festen Stamm von Jugendgruppen, die in regelmäßigen Abständen den Dialog weiterführen wollen – das freut uns sehr. Genauso freut uns die Bereitschaft der Akteure aus Politik und Verwaltung, die sich immer wieder mit den Jugendlichen austauschen wollen.
Wo sehen Sie noch Luft nach oben?
Verbesserungsbedarf gibt es noch im Feedbackbereich. Es muss für die Jugendlichen sichtbar sein, was mit ihren Ideen passiert und inwieweit ihre Anregungen (politische) Veränderungen herbeiführen. Um dort anzuknüpfen, veranstalten wir im Herbst eine Entwicklungswerkstatt, wo wir gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Projekt, lokal- und europapolitischen Akteuren und Vertretern des Strukturierten Dialogs einen Lösungsansatz gestalten wollen.
Außerdem wünschen wir uns, dass noch mehr Jugendeinrichtungen in Hannover Teil dieses Projektes werden.
Welche Partner spielen für "Europa ist Hier!" eine große Rolle?
Besonders wichtig sind unsere Kooperationspartner, die Fachkräfte aus den Jugendeinrichtungen, die Stadt Hannover als Unterstützerin des Projektes, die Akteure aus Politik und Verwaltung und die niedersächsischen Europaabgeordneten. Alle zusammen tragen dazu bei, dass die aktive Teilhabe von Jugendlichen in und an politischen Prozessen und Strukturen gestärkt und dauerhaft verankert wird.
Welche Rückmeldung bekommen Sie von den Jugendlichen?
Viele Teilnehmenden freuen sich darüber, dass sie die Gelegenheit bekommen, ihre Anliegen den politischen Akteuren mitzuteilen. Noch besser finden sie es natürlich, wenn sie auch wirklich ernst genommen werden. Trotzdem sind sie auch realistisch und sehen ein, dass politische Prozesse zum Teil sehr langwierig sein können und es nicht immer gelingt, alle Interessen zu berücksichtigen.
Welche Rückmeldungen gibt es denn in Hannover auf das Projekt?
Die Resonanz ist größtenteils positiv. Jugendeinrichtungen, Akteure aus Politik und Verwaltung sowie Jugendliche interessieren sich für diese Form des Austausches und wünschen sich Wiederholungen und Vertiefungen der bisherigen Dialoge. Inner- und außerhalb Hannovers werden wir gerne eingeladen, um über dieses Modell der Jugendbeteiligung zu berichten und uns zu vernetzen.
Wie soll sich das Projekt in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
"Europa ist Hier!" will, ergänzend zu schon bestehenden Formen von Jugendbeteiligung, den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Jugend und Politik weiter fördern und intensivieren. Wir wünschen uns auf jeden Fall dauerhafte Beteiligungsstrukturen.
(Das Interview führte Marco Heuer im Auftrag von JUGEND für Europa).
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Weitere Informationen
Informationen zur Förderung des Strukturierten Dialogs über das EU-Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION erhalten Sie hier...
Alle informationen zum Projekt "Europa ist HIER!" (zusammen mit einer interaktiven Stadtkarte, die zeigt, wo in Hannover Europa zu finden ist) bekommen Sie auf www.hier-ist-europa.de (externer Link)...
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