03.10.2015

1 of 250: comeback 2015 - Teilnehmer im Portrait

Natürlich steht London nicht repräsentativ für Großbritannien – die Metropole ist wie viele andere Hauptstädte ein "Universum" für sich. Vielleicht auch deshalb hat Johannes dort weniger Europa-Skeptiker getroffen als bei einem Ausflug nach Leeds. Aber der Reihe nach.

"Eine coole Erfahrung" war das, was der 20-jährige Johannes Hitzegrad – "ja, ja ich weiß, ich kenne alle Witze über den Namen" – bei seinem Europäischen Freiwilligendienst für den YMCA in London erlebt hat. Die Organisation, vor 150 Jahren gegründet, bietet inzwischen auch viele internationale Maßnahmen an, und so konnte der Sauerländer in der englischen Metropole mit behinderten, jungen und alten Menschen arbeiten. Besonders die Aktivitäten für die älteren, für die er Gartenarbeiten erledigte, Einkäufe machte und bei Hausbesuchen für Unterhaltung sorgte, waren eben die schon erwähnte "coole Erfahrung".

"Ich fühle mich sehr viel europäischer"

Und obwohl man glauben sollte, dass sich Engländer und Deutsche nicht so sehr unterscheiden, fand Johannes so manche Eigenart der Briten "ziemlich seltsam". Dass viele Anliegen nicht direkt geäußert werden sondern durch die Blume, das zählt definitiv dazu – so sagt man auf der Insel nicht, dass man das Fenster öffnen will, sondern dass es einem zu warm ist. Fantasie und Einfühlungsvermögen sind da gefragt, aber genau die will der EFD ja fördern.

Johannes fühlt sich heute selbstbewusster, internationaler ausgerichtet und "sehr viel europäischer". Die comeback-Teilnehmer konnten das gut heraushören, als der angehende BWL-Student sich in der Polit-Battle als vehementer Verfechter für die Vereinigten Staaten von Europa profilierte und mit guten Argumenten seine Einstellung vertrat. In England hatte der Ex-EFDler übrigens die Vorzüge des deutschen Parlamentarismus für sich entdeckt: "Bei uns wird einfach sachlicher diskutiert als immer gleich aufeinander los gebrüllt."

Bestärkt hat ihn diese Einstellung auch bei einem Besuch im Norden Englands, in Leeds. Dort blüht das nationalistische Gedankengut der UKIP-Anhänger, die von Europa noch weniger wissen wollen als "der britische Durchschnitts-Bürger".

Der Europäische Freiwilligendienst als spannende Inspiration

Johannes hat den EFD als spannende Inspiration erlebt. Er taucht ein in eine "fremde" Kultur, er lernt sie verstehen und schätzen, vergleicht sie mit den Verhältnissen in Deutschland und entwickelt sich zum Kosmopolit. "Deshalb ist es auch ganz schwer zu sagen, wie mich der EFD verändert hat", meint Johannes nachdenklich. "Vieles findet noch ganz tief in mir statt – und welche Auswirkungen das haben wird, das muss ich mal im Laufe der Zeit sehen."

Fest steht aber schon jetzt, dass er nicht im BWL-Studium in Münster festhängen bleibt. London war sicher erst der Anfang, und die EuroPeers, bei denen er sich schon jetzt engagiert, werden den Drang verstärken.

Jörg Wild für JUGEND für Europa
Bild: Jörg Wild, Bonn

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