25.11.2015

Strategische Partnerschaft: "Nachhaltigkeit muss das Ziel sein"

In der Oder-Neiße-Region wird derzeit mit Hochdruck am Aufbau eines Europäischen Zentrums für transnationale Jugend-Partizipation gearbeitet. Im Rahmen einer Strategischen Partnerschaft will Schloss Trebnitz das Gebiet zu einer jugendpartizipatorischen Modellregion entwickeln.

Das auf 24 Monate angelegte Projekt wird gefördert über das EU-Programm Erasmus+. Was sich bislang schon getan hat und vor welchen Herausforderungen die Antragsteller stehen, erzählt Beata Rauch, Bildungsreferentin in Schloss Trebnitz und zuständig für die Koordination des Europäischen Zentrums für transnationale Jugend-Partizipation.

JUGEND für Europa: Frau Rauch, welche Ziele verfolgen Sie eigentlich mit dem Aufbau eines Europäischen Zentrums für transnationale Jugend-Partizipation?

Beata Rauch: Unser Ziel ist es, transnationale Partizipationsprozesse anzustoßen. Die Mitglieder der Strategischen Partnerschaft sind Schulen, Universitäten, Bildungsstätten, Stiftungen und Landkreise. Durch diesen breiten Mix von Institutionen sollen verschiedene Bereiche der Partizipationskultur und -forschung erschlossen werden.

Für die deutsch-polnische Grenzregion haben wir drei Beschäftigungsfelder definiert: transnationale Schulentwicklung, Kontakt von Jugendlichen durch eine vermehrte Durchführung von transnationalen Jugendbegegnungen und das Initiieren von zivilgesellschaftlicher Annäherung und einem Voneinanderlernen auf der Ebene von Ortsvorstehern und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft im ländlichen Raum.

Langfristig sollen die Ergebnisse der Arbeit des Zentrums auch auf andere Grenzregionen übertragen werden. Darüber hinaus entsteht in Trebnitz ein Archiv für transnationale Partizipation, das langfristig von Schulen, Hochschulen und Interessierten für Unterrichtsplanungen und Forschungsprojekte genutzt werden soll. Gerade das letzte Element des Zentrums ist für uns wichtig, um die vielen Erfahrungen und Kontakte langfristig zu sichern, die bei den unterschiedlichsten Projekten gewonnen werden.

Was sind die wichtigsten Bausteine des Projekts?

Es gibt drei Kernbereiche des Projekts. In Kooperation mit Schulen und Hochschulen sollen außerschulische transnationale politische Jugendbegegnungen in Best-Practice-Formen erprobt und wissenschaftlich begleitet werden. Gleichzeitig sollen auf schulischer Ebene sogenannte Translimes-Schulen entstehen, die (auf die Bedürfnisse der Schüler und Lehrer in der Grenzregion zugschnitten) ein deutsch-polnisches Schulcurriculum erarbeiten. Drittens sollen auf Ebene der Zivilgesellschaft im ländlichen Raum konkrete Fortbildungsmaßnahmen für Ortsvorsteher erarbeitet werden, die Partizipationsprozesse unterstützen sollen.

Gerade die gegenwärtigen Entwicklungen und Dynamiken in Europa zeigen, dass hier zukünftig noch mehr getan werden muss.

Welche Maßnahmen haben Sie bereits umgesetzt?

Bisher haben wir vor allem die Lehrkräfte an den Translimes-Schulen fortgebildet. Drei Fortbildungsmodule fanden statt und momentan befinden sich die Schulen im Erprobungsprozess von transnationalen Unterrichtseinheiten und der Vorbereitung von Jugendbegegnungen. Zusätzlich hat es eine weitere Runde des Oderjugendrates gegeben, der seit mehreren Jahren ein wichtiges Entscheidungsgremium für Jugendliche in der deutsch-polnischen Grenzregion darstellt.

Die anderen Projektkomponenten befinden sich derzeit in Planung. Ende November werden sich die beteiligten Hochschulen in Trebnitz zusammenfinden. Für die Schulung der Ortsvorsteher findet momentan die Detailplanung statt. Zusätzlich wurde die Internetseite des Zentrums online gestellt und auch das Archiv ist eröffnet worden.

Ihr Fazit bislang...?

Sehr positiv, denn das Europäische Zentrum für transnationale Jugend-Partiziaption konnte schon viel von dem umfassenden Know-how profitieren, das bei uns in Schloß Trebnitz bezüglich transnationaler Partizipationsprojekte vorhanden ist. Auch die Zusammenarbeit mit Schulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen läuft gut.

Worin besteht für Sie die Strategische Partnerschaft?

Die Strategische Partnerschaft besteht für uns darin, mit diversen unterschiedlichen Akteuren (Schulen, Hochschulen, Bildungsstätten, Stiftungen und Landkreisen) zusammen an verschiedenen Bereichen transnationaler Partizipation zu arbeiten.

Es geht bei der Strategischen Partnerschaft aus unserer Sicht nicht nur darum, ein einzelnes großes gemeinsames Projekt unter dem Dach des Zentrums zu verwirklichen, sondern in verschiedenen Teilbereichen des Arbeits- und Forschungsfeldes mit unterschiedlichen Expertiseträgern zu kooperieren.

Da manche Projekte bereits mitten in der Durchführung sind, andere aber noch vor dem Beginn stehen, ist die Zusammenarbeit durchaus unterschiedlich von Partner zu Partner. Motivation und gute Aussicht auf interessante Ergebnisse sind allerdings definitiv vorhanden. Und ich halte auch das Ziel, alle Partner an dem Zentrum und seinen Aktivitäten partizipieren zu lassen, durchaus für realistisch. 

Mit welchen Partnern arbeiten sie da an welchen Projekten zusammen?

Im außerschulischen Partizipationsbereich finden intensive Kooperationen mit den Partnerschulen bei konkreten Jugendbegegnungen statt. Mit den Hochschulen arbeiten wir eng zusammen, was die wissenschaftliche Begleitung von transnationaler außerschulischer politischer Bildung betrifft. Das Institut für angewandte Geschichte wird in der zweiten Hälfte des Projektzeitraums vor allem an der Erarbeitung von Qualitätskriterien arbeiten. Die polnische Bildungsstätte Kreisau wird sich in erster Linie über Wissensinput bei den noch stattfindenden Konferenzen einbringen. Die Ortsvorsteherschulung soll in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Landkreisen Gorzow und Märkisch-Oderland unter Federführung der Akademie des Ortsvorstehers aus Stettin geschehen.

Was wollen Sie am Ende des Projekts erreicht haben?

Neben den beschriebenen Vorhaben soll das Europäische Zentrum für transnationale Jugend-Partizipation am Ende des Projekts zwei Konferenzen zu thematisch relevanten Bereichen durchgeführt und zwei hochwertige Publikationen realisiert haben. Die Internetseite soll strukturell fertig und leicht aktualisierbar sein und das Archiv allen Interessierten offen stehen.

Wir wünschen uns, dass wir dann mehrere Best-Practice-Modelle erprobt haben und deutlich mehr qualitativ verwertbare Einsichten in transnationale Partizipationsprojekte gewonnen haben. Außerdem soll das Zentrum auch nachhaltig bestehen bleiben. Dafür müssen wir jetzt schon die notwendigen Vorbereitungen treffen, aber wir sind optimistisch, dass die Partnerschaft jetzt schon stark genug ist, um auch zukünftig gemeinsame Bildungsvorhaben zu realisieren.

(Das Interview führte Marco Heuer im Auftrag von JUGEND für Europa.)

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Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Seite des Europäischen Zentrums für transnationale Partizipation: www.participation-transnational.eu/.

Mehr Informationen zur Arbeit des Bildungs- und Begegnungszentrums Schloß Trebnitz e.V. finden Sie hier...

Das Projekt wird gefördert über die Leitaktion 2 des EU-Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION. Alle Informationen zu den Fördermöglichkeiten erhalten Sie auf unserer Seite www.jugend-in-aktion.de.

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