11.04.2017
Sport als verbindendes Element
Bei einer geführten Tour durch das Wirrwarr der Messestände konnten die internationalen Gäste des 16. DJHT sich mit einem Thema beschäftigen, das in ganz Europa wichtig ist.
Sport verbindet, hilft Grenzen zu überwinden, führt Menschen aller Kulturen, Hautfarben und Herkünfte zusammen. Schon als es den Fachbegriff Jugendsozialarbeit noch gar nicht gab, war Sport ein probates Mittel dafür. Kein Wunder, dass sich etliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer des internationalen Fachprogramms auf dem DJHT für eine geführte Tour interessierten, die JUGEND für Europa zu dem Thema anbot. Gezielt wurden Sportverbände und -vereine mit internationaler Ausrichtung angesteuert.
Basketball für Kids
Perfekter Einstieg für die kunterbunte Tourgruppe mit zehn Gästen aus zehn Ländern bei „basKIDball“. Schnell knubbelt sich die Gruppe in dem Infostand mit seinen vielen Fotos und dem großen schwarz-orangen Logo in Graffiti-Schrift.
Seit zehn Jahren ruft der Verein Kinder im Alter von sieben bis 17 Jahren aufs Sportfeld und drückt ihnen Basketbälle in die Hände. Gerade Basketball ist ein schneller Sport, bei dem es zwar höchsten Körpereinsatz verlangt, der aber enorm viel Fairness und Rücksichtnahme fordert.
Neben dem sportlichen Einsatz, der den Kindern so ermöglicht wird, steht also die Förderung des Sozialverhaltens im Vordergrund. Sozialarbeiter und Sporttrainer gehen im wahrsten Sinne des Wortes Hand in Hand. Zentraler Gedanke ist die offene Struktur der Spielhallen als verlässlicher Ort, den die Kids mitgestalten und selbstverantwortlich organisieren können. Gleichzeitig bieten flexible Hausaufgabenbetreuung und pädagogische Angebote Unterstützung in Alltagsfragen.
Dirk Nowitzki, seit vielen Jahren seiner Würzburger Heimat treu gebliebener Vorzeigesportler in der amerikanischen Profiliga NBA, hat die Schirmherrschaft übernommen. Seine Stiftung unterstützt das Projekt finanziell. Dank dieser Hilfe und dem damit verbundenen vorzüglichen Ruf in der Sport- und Jugendarbeitsszene, konnte BasKIDball expandieren: Heute ist der Verein neben seinem Hauptsitz Bamberg in 16 weiteren Städten aktiv
Das Angebot steht allen Kindern und Jugendlichen offen: Wer kommen mag, kommt, wer gehen will, geht. Zwang oder Leistungsdruck sind unerwünscht. "Wir wollen keine Supersportler züchten", erklärt ein BasKIDball-Mitarbeiter den europäischen Tourteilnehmern. Doch Engagement macht sich bezahlt – und erst kürzlich hat ein Mitglied des Teams einen Job bekommen, obwohl er nicht ganz ruhmreiche Noten hatte. Aber sein nachgewiesener Teamgeist im Verein hat den Arbeitgeber überzeugt.
Das alles finden auch die internationalen Gäste klasse, die natürlich auch Dirk Nowitzki kennen. Viel Beachtung findet dabei auch der Hinweis, dass die Spielerinnen und Spieler der BasKIDball-Kids im Durchschnitt nur zu 30 Prozent Deutsche sind. Die Mehrzahl derer, die das offene Angebot nutzen, haben Migrationshintergrund.
Visitenkarten werden ausgetauscht
Auch beim nächsten Stop, dem bsj Marburg e.V. spielt die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine wichtige Rolle. Der Verein für "bewegungs- und sportorientierte Jugendarbeit“ arbeitet seit über 20 Jahren und hat in der Zeit neben Projekten in Hessen und anderen Teilen Deutschlands eine zusätzliche europäische Ausrichtung angenommen.
Der Verein "macht Körper und Bewegung zum Ausgangspunkt seiner sozialen Arbeit", erklärt das Team. Stadtteilbezogene Arbeit, Kooperationen mit Schulen und lokaler Jugendsozialarbeit, Integration von Migranten und Behinderten sind die Schwerpunkte.
Um das unglaublich weit gespannte Angebot umsetzen zu können, unterhält der bsj mehrere Tagungshäuser, zwei große Segelboote, Freizeit- und Bildungsstätten – alles in Zusammenhang mit Erlebnispädagogik. Und es gibt spezielle Angebote für junge Leute mit geringen Berufsperspektiven.
Bei all den Infos werden einige Tour-Mitglieder schon ganz schön hellhörig und neidisch. Während sie noch auf die Fotos der vereinseigenen großen Segelschiffe gucken, bietet das bsj-Team gerne Kooperationen an. Visitenkarten werden ausgetauscht, und über das EOE-Netzwerk für Abenteuer- und Erlebnispädagik sollen weitere Kontakte geknüpft werden.
"Absolut faszinierend", findet Sara Soukupova von einem kleinen YMCA-Verein in Tschechien das Angebot. "Von so was können wir natürlich nur träumen!" Aber vielleicht klappt ja demnächst ein Austausch – das wäre ein feiner Einstieg in die Realisierung des Traums.
Neue Partnerschaften erwünscht
Da ist der Tross der Sportfreunde auch schon bei der Naturfreundejugend Deutschland angekommen. Ein Italiener versucht sich an der drehenden Kletterwand, die anderen wollen erst mal hören, was der Verein überhaupt tut.
Seit 1926 sind die jugendlichen Naturfreunde aktiv, heute mit einem Bundes- und 16 Landesverbänden in ganz Deutschland. Freizeiten und Ferienlager stehen auf dem Programm, die Ausrichtung ist strikt ökologisch und auf Nachhaltigkeit getrimmt. Zielgruppe sind die sieben bis 27jährigen Jugendlichen. Teamerausbildungen sind natürlich möglich. Und auch hier hören die europäischen Gäste, dass man sich ganz bewusst auf neue Partnerschaften mit anderen Ländern einlassen möchte. Schon heute bestehen gemeinsame Projekte mit Tschechien und Frankreich.
Es steht jetzt zwar noch ein Treffen mit der Rheinflanke auf dem Programm, aber so langsam zerfleddert die Gruppe, und die Konzentration lässt nach. Margot Andries aus Belgien kann die gewonnenen Erkenntnisse zwar noch nicht beruflich nutzen, weil ihre NGO keine Sportprogramme durchführt. Aber sie selbst ist "total sportbegeistert". Und dass die Tour durch das Wirrwarr der vielen Messestände geführt war, findet sie eine grandiose Idee. "Ich wusste in den ersten Tagen nie, um was es genau geht. Aber jetzt!"
(Jörg Wild für JUGEND für Europa)
---
Die Guided Tours waren Teil des europäischen Fachprogramms „Ein soziales und gerechtes Europa
für alle jungen Menschen“ auf dem 16. DJHT in Düsseldorf.
Kommentare
Bislang gibt es zu diesem Beitrag noch keine Kommentare.
Kommentar hinzufügen
Wenn Sie sich einloggen, können Sie einen Kommentar verfassen.