13.11.2017

Das Europäische Solidaritätskorps - Aktueller Stand der Entwicklungen

Logo EU-Fahne mit Schriftzug Europäisches SolidaritätskorpsEin neues EU-Förderprogramm schüttelt man nicht aus dem Ärmel. Schon gar nicht ein "Europäisches Solidaritätskorps" (ESK), das sich zum Großteil aus einem erfolgreichen Vorläuferprogramm, dem "Europäischen Freiwilligendienst" entwickelt. Denn das was gut und erfolgreich war, soll auch beibehalten werden.

Wie ist nun der Stand der Dinge im ESK? Wann geht es los? Worauf können sich interessierte Jugendliche und Organisationen einstellen? JUGEND für Europa erläutert die aktuellen Entwicklungen.

Ende Mai hat die EU-Kommission ihren Vorschlag veröffentlicht, wie das Europäische Solidaritätskorps ab 2018 umgesetzt werden soll. Über die konkrete Ausgestaltung der Möglichkeiten und damit der Zielrichtung des Programms gibt es im Moment intensive Diskussionen zwischen der EU-Kommission, dem Rat der Europäischen Union sowie dem EU-Parlament.

Trotz aller Diskussionen: Bereiten Sie Ihre Projekte vor! Es wird in jedem Fall eine adäquate Beantragungsmöglichkeit Anfang 2018 geben.

Europäisches Solidaritätskorps: Folgendes zeichnet sich ab

Wenn das ESK verabschiedet wird, erhält das Engagement für Europa ein eigenes Förderprogramm mit vielen Möglichkeiten

Der Bedarf an mehr europäischer Solidarität ist groß. Mit dem Solidaritätskorps soll diese Haltung Gestalt bekommen.

Der Entwurf der EU-Kommission beschreibt ein großes Programm mit verschiedenen Aktionslinien. Im Bereich freiwilliges Engagement ist vieles unstrittig bei denen, die im Moment um eine endgültige Gestaltung des ESK ringen.

Junge Menschen werden mit der Einführung des Europäischen Solidaritätskorps die Möglichkeit erhalten, an einem breiten Spektrum von Tätigkeiten und Projekten mitzuwirken. Von der Teilnahme profitieren nicht nur die jungen Menschen, sondern auch nichtstaatliche Organisationen sowie nationale und lokale Behörden.

Ungefähr 100.000 junge Menschen werden sich bis 2020 über das Europäische Solidaritätskorps für Europa engagieren können.

Zwei Antragsmöglichkeiten im großen Förderbereich "Grenzüberschreitende Freiwilligendienste"

Es wird für Organisationen zwei Möglichkeiten geben, Projekte im Bereich "Grenzüberschreitende Freiwilligendienste" zu beantragen:

  1. Standard-Projekte werden basierend auf dem Prinzip des Strategischen EFD eine 2-jährige Projektdauer haben und können unterschiedlichen Projekttypen (wie Vorbereitende Projektbesuche, komplementäre Aktivitäten, etc.) beinhalten.
  2. Erfahrene und größere Träger werden voraussichtlich eine 3-jährige Projektvereinbarung beantragen können. Diese Projektvereinbarung basiert auf einer vorhergehenden Akkreditierung und einem Antrag. Projektmittel für die Aktivitäten sollen jährlich abgerufen werden.

Projektpartnerschaften bleiben

Für "Grenzüberschreitende Freiwilligenprojekte" sind wie bisher eine Aufnahmeorganisation und eine Organisation im Entsendeland notwendig (sei es eine klassische Entsendeorganisation oder eine unterstützende Organisation).

Qualitätslabel für alle akkreditierten Organisationen

Alle Organisationen, die das Europäische Solidaritätskorps unterstützen, müssen vorher ein Qualitätslabel erhalten, das bis Ende 2020 gültig sein wird. Die Prüfung folgt dem bisherigen Prinzip der Akkreditierung im Europäischen Freiwilligendienst (EFD). Dachorganisationen können für ihre Mitgliedsorganisationen für die jeweilig untere Ebene die Akkreditierung mitbeantragen. Die Mitgliedsorganisationen können das aber auch selbst tun.

Jede teilnehmende Organisation verpflichtet sich der ESK-Charta und damit den Grundsätzen des Europäischen Solidaritätskorps. Organisationen, die bereits im Europäischen Freiwilligendienst akkreditiert worden sind, sind automatisch auch im ESK für den Freiwilligenbereich akkreditiert.

Alle akkreditierten Organisationen können sich auf dem Europäischen Jugendportal mit ihrem ECAS-Account einloggen und dort mit Hilfe des "Placement Administration and Support System" (PASS) auf die Suche nach potenziellen Freiwilligen gehen. PASS ermöglicht ein direktes Matching zwischen akkreditierten EFD-Organisationen und Jugendlichen, die sich in der Datenbank des Europäischen Solidaritätskorps registriert haben.

Zusätzlich können Organisationen, die Mitglieder des Europäischen Solidaritätskorps einsetzen möchten, ihre Angebote direkt auf dem Portal veröffentlichen. Interessierte Jugendliche können diese Angebote einsehen und sich direkt dafür bewerben.

Mehr Qualität – Pädagogisches Begleitprogramm wird ausgebaut

Das pädagogische Begleitprogramm wird, so wie es aus dem Europäischen Freiwilligendienst bekannt ist,  beibehalten. Es wird ergänzt durch onlinebasierte Unterstützungstools sowie durch die Unterstützung von "post placement activities". Diese zusätzlichen Angebote werden derzeit entwickelt und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Europäischen Solidaritätskorps 2018 zur Verfügung stehen.

Höhere Fördermittel für Freiwilligenaktivitäten

Die Förderung von Freiwilligenaktivitäten wird wie bisher auf "Zuschüsse je Einheit" basieren. Zusätzlich werden Projektmanagementkosten gefördert. Insgesamt wird die Förderung höher sein als bisher. Für Inklusionsprojekte kann voraussichtlich neben den außergewöhnlichen Kosten auch Unterstützung für das Monitoring beantragt werden.

Komplett neue Fördermöglichkeit: Erstmals werden "Volunteering Teams" gefördert

Neu eingeführt wird die Förderung von "Volunteering Teams". Dieses Format wird der Idee der Workcamps folgen. Die genauen Bedingungen für dieses Format werden derzeit entwickelt. Auch hierfür müssen Projektträger vorher das Qualitätslabel erwerben.

Jugendliche können eigene Projekte beantragen und durchführen

Unter dem Begriff "Solidaritätsprojekte" können junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren als Gruppe eigene nationale, regionale, lokale Projekte beantragen und durchführen. Das Format lehnt sich an die aus dem EU-Programm JUGEND IN AKTION (2007-2013) bekannten "nationalen Jugendinitiativen" an. Die Projekte müssen aber eine sehr deutliche europäische Dimension haben.

Die Förderung wird gegenüber JUGEND IN AKTION niedriger sein, auch um eine einfache Beantragung zu ermöglichen. Die Finanzierung erfolgt über Festbeträge.

Indirektes Management: Die Nähe zum Feld und den Trägern bleibt erhalten

Große Teile des Programms werden wie bei Erasmus+ dezentral über Nationale Agenturen von Erasmus+ JUGEND IN AKTION umgesetzt (indirektes Management). Dabei wird auf die langjährigen Erfahrungen der Nationalen Agenturen zurückgegriffen.

Europäisches Solidaritätskorps: Um diese Dinge wird gerungen

In den Diskussionen zwischen EU-Kommission, Rat und Parlament steht insbesondere bei folgenden Punkten eine Einigung noch aus.

Höhe des ESK-Förderbudgets

Klar, es geht um die Frage: Wieviel Geld soll denn zur Verfügung stehen? Uneinig ist man sich, woher das Geld kommen soll: Aus anderen Haushaltlinien – so der Rat. Oder ausschließlich zusätzliches Geld – so lautet vermutlich der Vorschlag des Parlaments. Oder von beidem etwas -  so wie bislang von der EU-Kommission favorisiert.

Ein Programm für ganz Europa? Einbeziehung von Programmländern außerhalb der EU von Anfang an

Rat und im Parlament scheinen sich einig zu sein in der Ablehnung, die geografische Reichweite des Freiwilligenteils des Programms auf die EU-Mitgliedsländer (EU 28) zu beschränken. Damit könnte der Vorschlag der Kommission revidiert werden, der dazu führen würde, dass "Grenzüberschreitende Freiwilligendienste" in zwei Programmen unterschiedlich gefördert werden müssen, einmal im ESK und einmal in Erasmus+ JUGEND IN AKTION.  

Noch ist es nicht entschieden, allerdings geben die bisherigen Verhandlungen Hoffnung, dass hier bessere Lösungen für Antragsteller gefunden werden.

Umgang mit den von der EU-Kommission ursprünglich vorgesehenen Fördermöglichkeiten für Praktika und Jobs

Derzeit gibt es Widerstände im Parlament gegenüber den im ESK vorgeschlagenen Möglichkeiten des Engagements im Rahmen von Praktika und Jobs. Erst in den weiteren Verhandlungen wird entschieden werden, ob dieser Bereich im Programm seinen Platz haben wird oder nicht.

Was ist zu tun?

Parallel zu den Verhandlungen über das Europäische Solidaritätskorps hat die EU-Kommission das Programmhandbuch zu Erasmus+ für das Jahr 2018 veröffentlicht.

Wegen den anhaltenden Verhandlungen über die geografische Reichweite des ESKs (siehe "Europäisches Solidaritätskorps: Um diese Dinge wird gerungen") beschreibt das Programmhandbuch Erasmus+ im Bereich "Freiwilligenaktivitäten" derzeit nur die Fördermöglichkeit von Freiwilligenprojekten zwischen EU-Ländern und Programmländern außerhalb der EU.

Lassen Sie sich nicht davon abhalten, ihre Freiwilligenprojekte vorzubereiten. Sie können davon ausgehen, dass auch 2018 "Grenzüberschreitende Freiwilligendienste" gefördert werden: entweder in Erasmus+ JUGEND IN AKTION oder im neuen ESK.

Die Förderbereiche "Jugendbegegnungen" und "Fachkräftemobilität" (Leitaktion 1), "Strategische Partnerschaften" und "Transnationale Jugendinitiativen" (Leitaktion 2) sowie "Strukturierter Dialog" (Leitaktion 3) verbleiben unverändert in Erasmus+. Hier gibt das Programmhandbuch Erasmus+ 2018 den aktuellen Stand der Richtlinien in Erasmus+ JUGEND IN AKTION wieder.

Wie geht es weiter?

Wir werden Sie informieren: sowohl über die Entwicklungen im Europäischen Solidaritätskorps wie auch in Erasmus+ JUGEND IN AKTION. Mit unserem Newsletter "infoMail" sowie über twitter und Facebook verpassen Sie keine aktuelle Entwicklung.

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Nachtrag vom 07.12.2017

Die Europäische Kommission hat Anfang Dezember mitgeteilt, dass sie beim aktuellen Stand der Programmverhandlungen davon ausgeht, dass das Europäische Solidaritätskorps zu einem späteren Zeitpunkt in 2018 startet als ursprünglich vorgesehen. Der Beginn des Programms war bislang für den 01. Januar 2018 geplant.

Um dennoch die Kontinuität der Förderung von Europäischen Freiwilligenaktivitäten im kommenden Jahr zu gewährleisten, werden - als Übergangsmaßnahme – die ersten beiden Antragsfristen für das Europäische Solidaritätskorps weiterhin im Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION erfolgen. In diesem Zusammenhang wird die erste Antragsfrist für alle Aktivitäten unter Erasmus+ JUGEND IN AKTION um zwei Wochen auf den 15. Februar 2018 verschoben, um allen Beteiligten eine ausreichende Vorbereitung zu ermöglichen.

Die Europäische Kommission wird dazu in den nächsten Wochen einen aktualisierten Programmleitfaden zu Erasmus+ vorlegen.

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