15.11.2017

Das Projekt Europa ehrenamtlich voranbringen: Eindrücke von der Zukunftsbörse des comeback 2017

Die zwanzig NGOs, die sich bei der Zukunftsbörse des comeback 2017 vorstellten, einte die Begeisterung für das Projekt Europa und der Wunsch, zivilgesellschaftliches Engagement voranzubringen. Damit rannten sie bei den anwesenden ehemaligen europäischen Freiwilligen offene Türen ein.

Am treffendsten hat es eigentlich Mareike Ritter von der Dresdner Ortsgruppe des AEGEE e.V., der größten interdisziplinären europäischen Studierenden-Initiative, zusammengefasst: „Beim ehrenamtlichen, zivilgesellschaftlichen Engagement in und für Europa sammelt man Erfahrungen, die man in keiner Schule und keinem Studium beigebracht bekommt. Man sollte sich bewusst machen, dass man als Bürgerin und Bürger eine politische Verantwortung trägt. Außerdem ist Europa, ist die EU ein tolles Projekt, das weiterentwickelt werden muss.“ Beim ehrenamtlichen Engagement geht es AEGEE e.V., ähnlich wie den anderen Organisationen darum, Verantwortung zu übernehmen, Gutes zu tun, sich politisch und gesellschaftlich einzubringen und das „Projekt Europa“ zu leben. Der AEGEE e.V. zum Beispiel vermittelt Jugendlichen im Projekt yvote ein Bewusstsein für die Wichtigkeit, sich an Wahlen zu beteiligen, organisiert Planspiele und Wahlbeobachtungen.

„In Zeiten von Renationalisierungstendenzen sollte man sich erst recht zivilgesellschaftlich engagieren“

Silvia Behrens von den Jungen Europäischen Föderalisten Sachsen-Anhalt, die sich ein paar Meter weiter vorstellten, nahm Bezug auf die aktuelle politische Lage in den neuen Bundesländern und forderte die kanpp 300 ehemaligen europäischen Freiwilligen beim comeback 2017 zum politischen Engagement auf: „Auch, wenn man nach einem Wahlergebnis wie dem bei der Bundestagswahl vor knapp zwei Monaten, bei dem die AfD in Sachsen-Anhalt fast ein Viertel der Stimmen geholt hat, manchmal resignieren will, sollte man doch weiter machen. Besser: Gerade dann muss man weitermachen, denn wenn man aufgibt, hat die andere Seite gewonnen.“ Die JEF Sachsen-Anhalt bieten Diskussionsrunden mit Landtags- und Europa-Politikerinnen und -Politikern an, Planspiel-Projekte sowie internationale Jugendbegegnungen. Neben der Einladung zum Engagement ging es den Organisationen in Leipzig also auch darum, Europa im wahrsten Sinne des Wortes „erfahrbar“ zu machen.

Lernmobilität CO2-neutral

Sebastian Hundt vom Eine Welt e.V. Leipzig stellt dazu die Möglichkeiten vor, die junge Leute in seinem Verein haben, ins Ausland zu gehen: Es gibt Workcamps in Russland, Italien, Indien und Nicaragua, Internationale Jugendbegegnungen und Freiwilligendienste. Hauptaugenmerk des Eine Welt e.V. liegt thematisch auf fairem Handel, Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Dementsprechend stellt sich Sebastian Hundt auch die Frage, wie nachhaltig Lernmobilitäten sind, bezogen auf den CO2-Verbrauch für An- und Abreise. „In unseren innereuropäischen Projekten nutzen wir immer Bahn und Bus, bei Projekten in Indien und Nicaragua leisten wir zumindest die CO2-Ausgleichszahlungen, um ein Zeichen zu setzen“, erzählt er.

Engagement fokussieren

Die ehemaligen europäischen Freiwilligen nutzten die Zukunftsbörse vor allem dafür, sich über die Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements zu informieren und erste Kontakte zu Organisationen zu knüpfen. Hanh Kaschlaw, 20 Jahre alt aus Mannheim, die ihren EFD in Lettland absolviert hat, will für sich die beste Organisation finden und sich konkret und intensiv an einem Projekt beteiligen. „Früher habe ich überall ein bisschen mitgemacht, beim EFD habe ich verstanden, dass ich mich lieber auf eine Sache konzentrieren will“, meint sie. Linh Nguyen, 19 Jahre aus Magdeburg, hat schon die Organisation gefunden, für die er sich engagieren will: „Ich werde zu viva con agua gehen, die sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen weltweit einsetzen. Diese Idee finde ich gut, außerdem ist ein Kumpel von mir bereits dabei, das ist für mich auch ein wichtiger Punkt.“

„Viel mehr europäisch als deutsch“

Mehrheitlich verspüren die ehemaligen Freiwilligen den Wunsch, ihre positiven Erfahrungen aus dem Dienst weiterzugeben. So auch Tina Wicke aus Halle, die sich jetzt als Junior-Teamerin für das Europa-Haus Leipzig engagiert. „Die Europäische Union ist eine Einheit, somit sollten die Staaten untereinander solidarisch sein. Solidarität entsteht durch Empathie und Empathie entwickelt man, indem man andere Länder und Menschen kennenlernt. Darum will ich als Junior-Teamerin nun junge Menschen von der Idee begeistern, ins Ausland zu gehen und sich zu engagieren. Viele kennen die Möglichkeiten einfach noch nicht. Das ist für mich persönlich besonders wichtig, denn ich selbst fühle mich viel mehr europäisch als deutsch.“ Damit sprach sie wohl auch im Namen aller  anwesenden begeisterten Europäerinnen und Europäer beim comeback 2017.

Babette Pohle für JUGEND für Europa; Foto: Jörg Heupel, Bonn

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