28.06.2018
"Nicht obwohl, sondern weil"
Die politischen Beziehungen zwischen Türkei und Europa sind und bleiben schwierig. Doch die Teilnehmenden der deutsch-türkischen Konferenz "Different Views, New Narratives" können dem Wahlergebnis in der Türkei und den Abschottungstendenzen in Europa auch etwas Gutes abgewinnen: Die Motivation, den deutsch-türkischen Austausch genau deswegen weiter voran zu bringen.
Die Veranstaltung, die vom 25. bis 28. Juni in Berlin stattfindet, kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt – wenige Tage nach den vorgezogenen Wahlen in der Türkei, aus denen der türkische Präsident gestärkt hervorgeht, und in einer Zeit, in der sich die Tendenzen der Abschottung auf politischer Ebene in einzelnen Mitgliedsstaaten der EU verstetigen – nicht zuletzt in Deutschland.
Manfred von Hebel, JUGEND für Europa, beobachtet in seiner Arbeit für die Nationale Agentur, dass der deutsch-türkische Austausch besonders in den letzten fünf Jahren immer schwieriger geworden ist. Es gibt Vorurteile auf beiden Seiten. Mitarbeiter von türkischen Partnerorganisationen sitzen im Gefängnis. Die politische Realität hat die internationale Jugendarbeit also längst eingeholt.
Dennoch – die Türkei wird Partnerland im Europäischen Solidaritätskorps ab 2019 sein, was von Hebel für ein starkes Signal seitens der EU-Kommission für den weiteren Dialog mit der Türkei hält: "Der deutsch-türkische Dialog ist das Einzige, was uns in diesen Zeiten zusammenhält", ist er überzeugt. "Wir wissen nicht, was in Zukunft politisch noch passieren wird, wir können Entscheidungen nicht beeinflussen, doch gerade deswegen müssen wir im Austausch miteinander bleiben", so von Hebel.
Engagement fortsetzen
So paradox das klingt: Die genannten Schwierigkeiten sind für die meisten der über 140 teilnehmenden Jugendarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer, Studenten, Dozentinnen und Dozenten, Freiwilligen, Freelancer und Verwaltungsmitarbeiter aus beiden Ländern weniger ein Hindernis als vielmehr eine Motivation, ihr Engagement im deutsch-türkischen Austausch fortzuführen und auszubauen.
“Nicht obwohl sondern weil die politische Situation so schwierig ist, dürfen wir nicht aufhören, die großartigen Wirkungen des internationalen Jugendaustausches zu betonen“, so eine Teilnehmerin. Dieser Sichtweise schloss sich auch Ibrahim Demirel von der Türkischen Nationalen Agentur Erasmus+ an: "Wir müssen über diese politischen Erschütterungen hinaus denken, eine Perspektive für die Zukunft behalten und dürfen vor allem nicht vergessen, was wir aneinander haben." Er bedauert sehr, dass derzeit kaum mehr Teilnehmende aus anderen Ländern in die Türkei zu internationalen Maßnahmen kommen wollen.
Um eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln, bietet die Konferenz den Teilnehmenden neben fachlichen und methodischen Workshops vor allem eine Plattform zum Erfahrungsaustausch, Netzwerken und gemeinsamen Projekteschmieden. Die Ergebnisse werden auf einem Padlet, einer interaktiven Online-Plattform gesammelt und so allen Interessierten auch nach Ende der Konferenz zugänglich sein.
(Babette Pohle für JUGEND für Europa)
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Die Veranstaltung wird organisiert von der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke, JUGEND für Europa, der Türkischen Nationalen Agentur Erasmus+ sowie die Fachstelle für Internationale Jugendarbeit (IJAB e.V.).
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