25.05.2020

Strategische Partnerschaft "MYgrant Metamorphosis" - Nachhaltiger Beitrag zu einem friedlichen Miteinander

Team des Projekts MYgrant - Bennohaus Münster

Arbeitskreis Ostviertel e.V. entwickelt künstlerisch-kreative Methoden für die Jugendarbeit im Migrationskontext

Über drei Jahre läuft das von JUGEND für Europa im Rahmen einer Strategischen Partnerschaft geförderte Projekt "MYgrant Metamorphosis" eines soziokulturellen Stadtteilvereins in Münster. Jetzt, nach eineinhalb Jahren Laufzeit, kann eine erste Bilanz gezogen werden. Ein Interview mit Geschäftsführer Jan Leye.

JfE: Herr Leye, was genau ist das Ziel Ihres Projektes?

Jan Leye: Unser Projekt hat zum Ziel, Jugendarbeiter*innen speziell in Hinblick auf die Herausforderungen und Möglichkeiten des interkulturellen Zusammenlebens zu schulen und ihnen künstlerisch-kreative Methoden und Materialien zur Verfügung zu stellen.

Darunter befindet sich beispielsweise ein digitales Handbuch voller Methoden und Szenarien, die vom gemeinsamen Kochen über das Theaterspielen bis zur Audioproduktion reichen. Ergänzt wird dieses Handbuch im Laufe des Projekts durch eine digitale Bibliothek, in der Jugendarbeiter*innen praktische Inputs und weitere Lernmaterialien erhalten. Hierdurch möchten wir einen nachhaltigen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander, frei von Diskriminierung, Rassismus oder anderer Gewalt leisten.

Was steckt hinter dem Namen "MYgrant Metamorphosis"?

Mit dem Namen möchten wir einen positiven Umgang mit Migration anzeigen. Das Zusammenführen von Menschen verschiedener Kulturen ist kein einseitiger Vorgang, sondern erfordert ein aktives Aufeinanderzugehen. Begegnung führt immer zur Veränderung und ist das beste Mittel zum Abbau von Vorurteilen. Die Metamorphose als Änderungsvorgang und Reifeprozess schien uns ein passender Begriff in diesem Zusammenhang zu sein, die sich jede*r zu eigen machen kann: "Meine Metamorphose" sozusagen.

Wer ist die Zielgruppe? Wer soll wie profitieren?

Unsere Hauptzielgruppe sind Jugendarbeiter*innen, die mit unserer zweiten Zielgruppe, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit unterschiedlichen Vorgeschichten zusammenarbeiten. Während unsere Hauptzielgruppe neue praktische Inputs und Inspiration für die berufliche Arbeit erhält, sollten alle beteiligten Jugendlichen und junge Erwachsene dauerhaft zu einem friedlichen und bereichernden Miteinander beitragen.

Wie ist das Projekt entstanden? Wer kam auf die Idee?

Die Idee zum Projekt ist in unserem Team unter den Eindrücken der sogenannten "Flüchtlingswelle" und den Migrationsbewegungen nach Europa entstanden. Das in diesem Zusammenhang stattfindende Erstarken rechtsgerichteter Strömungen in Politik und Zivilgesellschaft, welches sich über die gesamte EU verteilt, bereitet uns große Sorgen.

Wir waren und sind der festen Überzeugung, dass Diskriminierung, Rassismus und Anfeindungen gegen Menschen mit unterschiedlichen Vorgeschichten nur durch eine starke Sozial- und Bildungsarbeit verhindert werden können, die vor allem im Jugendbereich ansetzen muss.

Worin besteht die Motivation für das Vorhaben? Was wollen Sie erreichen?

Unsere Einrichtung ist schon seit langem in der interkulturellen Jugend-, Bildungs- und Medienarbeit aktiv, auch um Heranwachsende mit europäischen Grundwerten vertraut zu machen. Wir haben zumindest für uns früh erkannt, dass eine solche Arbeit nur dann gut funktioniert, wenn sie nicht im geschlossenen Raum stattfindet, sondern in Kooperation mit starken Partner*innen. Ob nun mit den Partnerstädten von Münster oder – wie in diesem Fall – mit Partner*innen, die durch die Situation besonders herausgefordert sind: Wir profitieren und lernen voneinander. Das motiviert ungemein!

Welche Produkte sind bereits konkret entstanden bzw. entstehen noch?

Dreh eines Videos im Projekt MYgrant - Bild: Arbeitskreis Ostviertel e.V.Bereits fertiggestellt ist unser digitales Handbuch unter dem Titel "Multimedia & Art For Social Inclusion" (externer Link), das für jeden zum kostenlosen Download bereitsteht. Die Übersetzungen ins Deutsche, Italienische, Polnische und Griechische werden in den kommenden Wochen online gestellt. In der Testphase befinden sich gerade unser Brettspiel, das in der Jugendarbeit eingesetzt werden kann und dabei ohne Sprache funktioniert, und unsere digitale Bibliothek.

Abschließend haben wir im letzten Monat mit der Arbeit an unserem Event "Management Guide" begonnen, der Heranwachsende dazu befähigen soll, eigene interkulturelle Veranstaltungen zu organisieren und durchzuführen.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie?

Die Rückmeldungen sind bislang durchweg positiv und bestärken uns in unserer Arbeit. Auch außerhalb unserer bestehenden Netzwerke haben wir tolle Kontakte knüpfen können, z. B. im Bereich der Theaterpädagogik. Auch für uns persönlich haben sich dadurch schon wieder neue Ansichten erschlossen.

Was gelingt bereits gut, wo hakt es vielleicht noch?

Wir sind glücklicherweise schon sehr erfahren in Bezug auf internationale Projektarbeit, deswegen gehen wir relativ entspannt mit kleineren Dämpfern um. Natürlich gibt es insbesondere in den intensiven Produktionsphasen hin und wieder Probleme - und mit einem Katastrophenfall wie der Corona-Pandemie haben wir natürlich nicht gerechnet. Durch enge Kommunikation untereinander und mit der Nationalen Agentur lassen sich aber auch solche Krisen durchstehen. Das Wichtigste, nämlich die Entwicklung unserer Produkte und das Erreichen der Projektziele, gelingt im Moment jedenfalls wunderbar.

Wie erleben Sie die Arbeit in Corona-Zeiten?

In europäischen Projekten dieser Art findet die Zusammenarbeit mit den Projektpartner*innen ohnehin größtenteils online statt, daran hat sich auch durch Corona nichts geändert. Unsere Mitarbeiter*innen im Bürgerhaus sind glücklicherweise alle digital geschult, sodass der Übergang ins Homeoffice vollkommen problemfrei verlief. Leider mussten wir coronabedingt einige Workshops und Meetings verschieben, was ärgerlich ist und den Planungsaufwand erhöht, aber uns nicht nachhaltig stört.

(Das Interview führte Marco Heuer im Auftrag von JUGEND für Europa / Bilder: Arbeitskreis Ostviertel e.V.)

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Weiterführende Informationen

Hintergründe zur Organisation

Logo des Projekts MYgrant

Der Arbeitskreis Ostviertel e.V. ist ein soziokultureller Stadtteilverein, der seit über 30 Jahren das Bürgerhaus Bennohaus in Münster trägt. Das Bennohaus ist ein Ort der Begegnung, der Kultur und des Lernens. Einer der Schwerpunkte ist die bürgermediale Arbeit, die mit einem eigenen Fernsehsender begann und heutzutage in Form eines crossmedialen Stadtteilmagazins stattfindet. Darüber hinaus gestalten die Mitarbeiter zahlreiche kulturelle und mediale Angebote für Kinder und Jugendliche.

Link zur Projektseite von "MYgrant Metamorphosis": https://www.mygrant.world/
Link: Video vom Kick-Off-Meeting: https://www.youtube.com/watch?v=IfPy2SaMPv4
Link: Video vom zweiten Meeting in Malta: https://www.youtube.com/watch?v=tGe0-D3sras

Hintergründe zu den Strategischen Partnerschaften

Das Projekt wird gefördert über die Leitaktion 2 "Strategische Partnerschaften" des EU-Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION. Strategische Partnerschaften eröffnen Organisationen die Möglichkeit, über mehrere Jahre mit Partnern aus anderen Ländern intensiv an einem Thema zu arbeiten, dabei voneinander zu lernen oder zukunftsweisende Ideen zu entwickeln bzw. zu erproben.

Link: Mehr zu den Förderbedingungen erfahren Sie auf unserer Programmseite www.jugend-in-aktion.de.