30.06.2020
MOVE IT Online BarCamp: Interview mit Nerijus Kriaučiūnas
Welche Themen bewegen? Interviews mit Anbieter/-innen der selbstorganisierten Sessions des MOVE IT Online BarCamp
Sechs der insgesamt 14 Anbieter/-innen der MOVE IT Online BarCamp-Sessions haben auf unsere Interviewanfrage geantwortet und erzählen von ihren Erfahrungen (weitere Interviews siehe unten).
MOVE IT: Herr Kriaučiūnas, Sie gehören dem Vorstand der International Youth Work Trainers Guild an, die für die Belange von Trainer/-innen eintritt. Ihre MOVE IT Online BarCamp-Session trug daher den Titel „Trainings- und Unterstützungsmöglichkeiten für Jugendarbeit/-innen in Europa“.
Nerijus Kriaučiūnas: Genau, in der Session haben wir über unsere Petition „Responding to the Impact of COVID-19 on International Youth Work Mobility“ zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Mobilität gesprochen. Unserer Meinung nach haben die Akteure der internationalen Jugendarbeit zu langsam und nicht ausreichend reagiert. Internationale Trainings und Unterstützungsaktivitäten könnten auch im digitalen Raum umgesetzt werden, aber wir haben erst nach drei Monaten gesehen, dass neue Trainings- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Jugendarbeiter/-innen und Jugendleiter/-innen geschaffen wurden.
Was bedeutet digitale Jugendmobilität genau für Sie?
Es ist eine Chance, sich mit anderen Europäer/-innen zu vernetzen und den Austausch von Ansichten und Realitäten am Laufen zu halten. Auch bedeutet es ein Gefühl des Dazugehörens zur europäischen Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Momentan befinden wir uns in einer Phase der starken Beschleunigung der digitalen Jugendarbeit und Corona hat dazu beigetragen, dass Aktivitäten und Services transformiert und neu definiert werden mussten. Ich denke, wir stehen noch ganz am Anfang davon, dass digitale Jugendarbeit ein Bestandteil der Jugendarbeit wird.
Um welche Herausforderungen ging es in Ihrer MOVE IT Online BarCamp-Session?
Viele Jugendarbeiter/-innen und Trainer/-innen mussten in der Pandemie ohne vertragliche Regelungen internationale Aktivitäten stoppen. Die Organisationen waren oftmals auf sich gestellt und hatten keine angemessene Anleitung oder ein finanzielles Sicherungsnetz, um mit den diversen Herausforderungen umzugehen. Vielen Trainer/-innen hat auch die Ungewissheit im Hinblick auf die Zukunft zu schaffen gemacht. In der Krise hat sich die Kluft bei digitalen Fähigkeiten und Kompetenzen gezeigt.
Die Teilnehmenden verwiesen auch darauf, dass es bei der Anerkennung von gemischten Online und Offline-Aktivitäten (blended learning) noch Mängel gibt und es noch mehr Raum für experimentelle Möglichkeiten braucht, um eine langfristige, digitale Transformation der internationalen Jugendarbeit zu erreichen. Auch ein Online-Kurs zur digitalen Jugendarbeit wurde genannt.
Welche Vorschläge, um erste Schritte in diese Richtung zu gehen, wurden in der Session noch deutlich?
Es ging es vor allem um das Netzwerken, das Kreieren von Trainings bezogen auf die Pandemie, aber auch Trainings dazu, wie digitale Tools organisiert und genutzt werden können. Auch der Austausch über gelungene Praktiken und das Tüfteln daran, wie Aktivitäten vor Ort transformiert werden können, sind erste Schritte.
Welche Fragen sind denn offen geblieben?
Die große Frage war die nach finanziellen Ressourcen, um jungen Menschen in Europa eine kontinuierliche, professionelle Unterstützung zu bieten. In den Plänen der Europäischen Kommission kommen Jugendarbeit und Organisationen kaum vor. Auch wurde deutlich, dass es einen offenen Dialog und Konsultationen mit den Institutionen und Nationalen Agenturen [der EU-Jugendprogramme] braucht, weil sie die Entscheidungsmacht haben und Einfluss auf die Prioritäten und Ressourcen der Programme haben.
Lisa Brüßler für MOVE IT / JUGEND für Europa
(Foto: Privat)
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Alle Interviews zum MOVE IT Online BarCamp
Eine PDF-Version aller Interviews (Deutsch / Englisch) und visuelle Zusammenfassungen von 11 Sessions des MOVE IT Online BarCamp finden Sie bei www.jugendfuereuropa.de/veranstaltungen/MOVE-IT. Die in den Interviews getätigten Aussagen entsprechen ausschließlich den Meinungen der Interview-Teilnehmer/-innen.
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