25.09.2020

Europäisches Solidaritätskorps ab 2021: "Kontinuität und Vereinfachung"

Zwei Frauen unterhalten sich vor dem Plakat "Du warst weg... Und du willst weiter"

Was zeichnet sich an Entwicklungen im Europäischen Solidaritätskorps ab? Wir werfen einen Blick darauf, wie die neue Programmgeneration aussehen soll. Für Freiwilligentätigkeiten soll es kein Einzelantragsverfahren mehr geben.

Die EU-Kommission will es wissen: Trotz aller Widrigkeiten werden gerade die Weichen dafür gestellt, dass die beiden EU-Programme Erasmus+ und Europäisches Solidaritätskorps 2021 ohne große Verzögerung fortgesetzt werden können.

Die neue Programmgeneration des Europäischen Solidaritätskorps 2021-2027 setzt im Wesentlichen auf Kontinuität und Vereinfachung. Aufbauend auf den Erfahrungen der ersten Laufzeit des noch jungen Förderprogramms (ESK 2018-2020) werden jedoch verschiedene Ergänzungen und Anpassungen vorgeschlagen.

Die Ziele

Die Zielsetzung des Europäischen Solidaritätskorps bleiben unverändert.

Sie bestehen weiterhin in der Förderung des Engagements junger Menschen und Organisationen, um den sozialen Zusammenhalt, Solidarität und Demokratie in Europa zu stärken. Und dies mit einem besonderen Augenmerk auf Förderung der sozialen Inklusion.

Der Anspruch lautet, eine zentrale Anlaufstelle für solidarische Aktivitäten zu bieten und im Einklang mit den Zielen der EU Jugendstrategie junge Menschen dazu anzuregen, sich als aktive, solidarische BürgerInnen für einen positiven Wandel der Gesellschaften in ganz Europa einzusetzen.

Mit der Integration des EU-Freiwilligenkorps für humanitäre Hilfe wird die Zielsetzung des ESK regional und inhaltlich ausgeweitet und damit die internationale Dimension gestärkt- neben dem Blick auf gesellschaftliche Bedürfnisse in Europa geht es nun auch um humanitäre Herausforderungen in Drittländern weltweit. Die neue Aktionslinie für solidarische Aktivitäten im Rahmen humanitäre Hilfe weltweit soll zentral verwaltet und weitere Informationen dementsprechend im Rahmen gesonderter Aufrufe zur Einreichung von Fördervorschlägen veröffentlicht werden.

Dem Themenbereich Inklusion und Diversität wurde bereits mit Einführung des ESK in 2018 ein hoher Stellenwert zugewiesen mit der Einführung neuer Aktivitätstypen wie den Freiwilligenteams und der Einführung einer zusätzlichen Inklusionspauschale. Ergänzend sind mit dem neuen Vorschlag alle Organisationen dazu aufgerufen, ihre Projekte im Sinne der Inklusions- und Diversitätsstrategie zu gestalten und damit den Zugang für diverse Teilnehmergruppen zu ermöglichen.

Wie in Erasmus+ rücken auch im ESK die Themen "Nachhaltigkeit" und "Erreichung der Klimaziele" weiter in den Vordergrund - sowohl als Förderpriorität wie auch als Anspruch an die Projektumsetzung. Es gibt zusätzliche Förderung für die Nutzung umweltfreundlicher Transportmittel.

Die Förderbereiche

Die bereits bekannten Aktivitätstypen werden zukünftig in zwei Aktionslinien zusammengefasst.

Als Aktionslinien sind vorgesehen:

  • Freiwilligentätigkeiten, Praktika und Jobs
  • Solidaritätsprojekte

Bei den Freiwilligentätigkeiten sind keine wesentlichen Änderungen der Aktivitätstypen vorgesehen. Als Förderformat vorgeschlagen sind weiterhin die individuellen Freiwilligendienste (zwei bis zwölf Monate) wie auch die Einsätze in Form von Freiwilligenteams (zwei Wochen bis zwei Monaten für Gruppen von 10-40 Teilnehmenden). Letztere sind insbesondere geeignet zur Einbeziehung von jungen Menschen mit geringeren Chancen. Beide Formate können vorbereitende Planungsbesuche als ergänzende Aktivität umfassen.

Auch bei den Formaten Praktika und Jobs sind nach aktuellem Stand keine größeren Änderungen geplant, abgesehen von einer möglicherweisen Anpassung der Fördersätze.

Die bei allen oben genannten Formaten bisher bestehende Möglichkeit, ergänzende Aktivitäten wie Job Shadowings, Seminare oder Konferenzen zur Steigerung der Qualität und Wirkung der Projekte zu beantragen, wird zukünftig entfallen.  

Solidaritätsprojekte sollen in der bestehenden Form fortgeführt werden, es wird aber verstärkt auf eine jugendgerechtere Darstellung und Sprache geachtet mit Blick auf die Beschreibungen im Programmhandbuch wie auch die Antragsformulare.

Der neue Förderbereich der solidarischen Aktivitäten im Rahmen humanitärer Hilfe weltweit soll zentral verwaltet werden und sich voraussichtlich nur auf Freiwilligentätigkeiten beziehen.

Antragstellung

Eine der größten Änderungen betrifft die Antragstellung bei Freiwilligentätigkeiten, Praktika und Jobs.

Neu eingeführt werden soll ein Qualitätssiegel für Organisationen, die als Antragsteller auftreten wollen. Dieses Qualitätssiegel wird einmalig für die gesamte Programmlaufzeit beantragt und kombiniert mit jährlichen Mittelbeantragungen, die neben einer vereinfachten Beantragung und Abrechnung von Fördermitteln zugleich auch mehr Planungssicherheit und eine höhere Flexibilität in der Projektumsetzung bieten sollen. Das bisher gebräuchliche Einzelantragsverfahren wird damit für diesen Aktionsbereich im ESK eingestellt.

Neben dem Qualitätssiegel für Antragstellende wird es weiterhin Qualitätssiegel für Aufnahme- und Sendeorganisationen geben, die sich als Partnerorganisationen an Projekten beteiligen wollen. Eine Beantragung von Qualitätssiegeln, sei es als antragstellende Organisation oder als Partnerorganisation, soll weiterhin jederzeit möglich sein.

Bei Solidaritätsprojekten bleibt es bei dem bisherigen Antragsverfahren in Form von Einzelanträgen mit voraussichtlich weiterhin drei Antragsrunden pro Jahr.

Was noch getan werden muss

Noch sind die politischen Diskussionen sowohl zum Mehrjährigen Finanzrahmen als auch zum Programmbeschluss in vollem Gange.

Damit sind grundlegende Fragen wie die Mittelausstattung und der Programmstart weiter offen, auch wenn die Europäische Kommission alles für einen pünktlichen Programmstart zum Januar 2021 vorbereitet.

Wir werden Sie fortlaufend über die Entwicklungen informieren. Abonnieren Sie unseren Newsletter...

(JUGEND für Europa)

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Weiterführende Informationen

Alle Informationen zum Europäischen Solidaritätskorps erhalten Sie auf unserer Programmseite https://www.solidaritaetskorps.de