21.12.2020

Herangezoomt: Intensiver Blick auf Erasmus+ JUGEND IN AKTION und Europäisches Solidaritätskorps

Treffpunkt 2020. Erasmus+ JUGEND IN AKTION und Europäisches SolidaritätskorpsTreffpunkt 2020, die Online-Jahrestagung für Projektträger in Erasmus+ JUGEND IN AKTION und im Europäischen Solidaritätskorps, wird zum Erfolg im Netz.

Um es gleich vorweg zu sagen: Dieser Treffpunkt wird in Erinnerung bleiben. Zum einen, weil er in pandemisch außergewöhnlichen Zeiten ausschließlich im Netz stattfand, zum anderen, weil seine Umsetzung als Beleg dafür dient, wie professionell und innovativ Fachaustausch in Corona-Pandemiezeiten gelingen kann.

"Wir haben uns das anders gewünscht", sagte Manfred von Hebel, stellvertretender Leiter von JUGEND für Europa zu Beginn der zweitägigen virtuellen Veranstaltung. Am Ende aber dürften er wie das gesamte Team mehr als zufrieden darüber gewesen sein, wie knapp 200 Teilnehmende engagiert über die alte sowie die neue Programmgeneration miteinander ins Gespräch kamen. In virtuellen Workshops wurden Themen wie Inklusion und Diversität, Partizipation oder Europäische Jugendziele ausgiebig thematisiert – so, als wäre man tatsächlich ein Stück live vor Ort.

Von Hebel sprach von drei Meilensteinen in der jüngeren Vergangenheit. So habe der Start von Erasmus+ JUGEND IN AKTION im Jahre 2014 der Agentur einiges abverlangt. Viele technische Probleme mussten zunächst gelöst werden. Weitere Herausforderungen: der Wechsel vom Europäischen Freiwilligendienst (EFD) zum eigenständigen Programm eines Europäischen Solidaritätskorps (ESK). Schließlich die Corona-Krise, die auch die Nationale Agentur weiter beschäftigen werde.

Nachhaltige Entwicklung erreicht

Besonders positiv zu vermerken sei die Budgetentwicklung der beiden EU-Jugendprogramme insgesamt in den letzten sechs Jahren – ein Anstieg von 16,4 auf 39,6 Millionen Euro in 2020 (E+JiA 21,1 Mio./ESK 18,5 Mio. Euro).

Bei Erasmus+ JUGEND IN AKTION komme hinzu, dass auch die Zahl der Anträge insgesamt von 941 im Jahr 2014 auf 1180 im Jahr 2020 gestiegen sei. Leider sei dabei die Erfolgsquote bei der Bewilligung von 67,2 Prozent auf 44,6 Prozent im Jahr 2019 gesunken. Für 2020 stehen die Zahlen hier noch nicht fest.

Beim ESK konnte das Förderbudget bislang trotz steigender Antragszahlen noch nicht voll ausgeschöpft werden, daher habe es hier keine Ablehnungen aus budgetären Gründen gegeben. Für die nächsten Jahre gelte es, den Bekanntheitsgrad des Europäischen Solidaritätskorps weiter zu steigern.

Von Hebel lobte die Träger- und Projektvielfalt in den beiden Programmen inklusive der Neuantragsteller, die Projekte seien von guter bis sehr guter Qualität gewesen. Besonders positiv: der stabil hohe Anteil an jungen Menschen mit geringeren Chancen sowie die hohe Anzahl an Projekten zum Thema Inklusion. "Entwicklungspotenzial sehen wir dagegen bei der Einbeziehung junger Menschen mit Behinderung", so der stellvertretende Agenturleiter.

Insgesamt sei das Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION zum wichtigsten Instrument der Entwicklung von Jugendarbeit in Europa geworden. "Die Herauslösung des EFD und Etablierung eines zweiten Jugendprogramms macht es für Träger und Nationalagenturen aber nicht einfacher", so von Hebels Fazit. So sei das Zusammenspiel der beiden EU-Jugendprogramme mit teils eigenständigen, teils gemeinsamen Zielsetzungen Gewinn und Herausforderung zugleich.

Auswirkungen der Corona-Pandemie

Und Corona? Seit Beginn der Pandemie sei die Programmumsetzung erheblich erschwert worden, erklärte von Hebel. Viele Projekte wurden verschoben, einige in hybrider oder virtueller Form durchgeführt, wenige dagegen ganz abgesagt oder abgebrochen.

"Sorgen bereitet uns, dass manche Träger existentiell gefährdet sind, Partnerstrukturen können wegbrechen. Auf der anderen Seite sehen wir, wie Träger auch neue und innovative Wege beschreiten. Es gibt ein großes Potenzial zu neuer und vertiefter Qualität. Ich spreche hier von der Nutzung digitaler Tools und bei der virtuellen Zusammenarbeit." Dabei sei die Förderung virtueller Aktivitäten bisher unzureichend, so von Hebel.

Nachfolgeprogramme ab 2021 – wie geht es weiter?

"Es wird eine Evolution geben, keine Revolution", erklärte Ingrid Müller, Programmkoordinatorin für Eramus+ JUGEND IN AKTION bei JUGEND für Europa. "Aber das Programm wird inklusiver, partizipativer, einfacher und grüner.“

Alle Aktionen und Aktivitätstypen finden sich in den drei Leitaktionen des Programms wieder. Die Leitaktion 1 wird auch ab 2021 non-formale und informelle Lernmöglichkeiten für junge Menschen und Fachkräfte der Jugendarbeit bieten. Neben den bekannten "Jugendbegegnungen" und den "Mobilitätsmaßnahmen für Fachkräfte der Jugendarbeit" sind als Förderformate hinzugekommen die "Jugendpartizipationsprojekte" sowie "DiscoverEU".

Mit dem neuen Format der "Jugendpartizipationsprojekte" werden nationale und transnationale Projekte "von jungen Menschen für junge Menschen" mit europäischer Dimension gefördert. In das Format integriert werden die bisherigen "Projekte des EU-Jugenddialogs" sowie die "Transnationalen Jugendinitiativen".

Mittlerweile steht auch fest, dass "DiscoverEU" als Teil von Erasmus+ kommt; wie genau die Rahmenbedingungen hier allerdings sein werden, ist noch unklar.

Die Leitaktion 2 bietet Organisationen Möglichkeiten zum Auf- und Ausbau internationaler Kooperationen und zur eigenen Kapazitätsentwicklung, aber auch zur Erarbeitung qualitativer und innovativer Ergebnisse. Unterschieden wird ab 2021 zwischen den Projekttypen "Kooperationspartnerschaften" (bislang "Strategische Partnerschaften") sowie den neuen "Small-scale Partnerships".

In der Leitaktion 3 sind zukünftig ausschließlich zentral geförderte Projekte verortet.

ESK wird internationaler, inklusiver, einfacher und grüner

Auch im Europäischen Solidaritätskorps bleiben ab 2021 die bewährten Formate weitgehend erhalten, so Heike Zimmermann, Programmkoordinatorin für das ESK. Nur der Bereich "Jobs und Praktika" wird ab 2021 im Europäischen Solidaritätskorps nicht mehr fortgeführt. Das Programm wird internationaler, weil es um humanitäre Einsätze weltweit erweitert wird. Dazu wird es inklusiver, einfacher und grüner.

Alle Förderanträge richten sich auf zwei Aktionsbereiche. Zum einen geht es um die "Beteiligung junger Menschen an solidarischen Tätigkeiten zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen". Dazu zählen Freiwilligentätigkeiten sowie Solidaritätsprojekte. Zum anderen geht es um die "Beteiligung junger Menschen an solidarischen Tätigkeiten im Zusammenhang mit humanitärer Hilfe". Hierfür stehen sechs Prozent des Gesamtbudgets zur Verfügung. Hinzu kommen Vernetzungsaktivitäten sowie Qualitäts- und Unterstützungsmaßnahmen in beiden Aktionsbereichen.

Die neuen Programme werden bis 2027 laufen. Mit dem neuen Jahr verbinden viele Träger aber erst einmal die Hoffnung, dass die Arbeit wieder leichter wird. Denn die Pandemie hat auch in der Jugendpolitik ihre Spuren hinterlassen.

Erste Informationen zum Inhalt und zur Ausgestaltung der beiden Programme finden Sie auf unseren Programmseiten www.jugend-in-aktion.de sowie www.solidaritaetskorps.de.

(Marco Heuer für JUGEND für Europa)

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Weiterführende Informationen

Download: Ausblick auf die neue Programmgeneration des Europäischen Solidaritätskorps (PDF-Dokument, 2 mb)

Download: Ausblick auf die neue Programmgeneration von Erasmus+ JUGEND IN AKTION (PDF-Dokument, 1,4 mb)