15.07.2022
Erasmus+ 2014-2020: wirkt auch auf der lokalen Ebene
Seit 2008 werden im Rahmen von RAY (Research-based Analysis and Monitoring of European Youth Programmes) die Wirkungen und Ergebnisse der im Rahmen der EU-Jugendprogramme durchgeführten Projekte untersucht. JUGEND für Europa hat sich mit den vergleichenden Zahlen aus der Zeit des Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION aus den Jahren 2014 bis 2020 zu den Wirkungen und Ergebnissen auf der lokalen Ebenen näher beschäftigt.
Bei der Auswertung der Umfrageergebnisse ist klar geworden, dass Mobilitätsprojekte nicht nur auf die Teilnehmenden und Projektverantwortlichen wirken, sondern auch auf die beteiligten Organisationen und das lokale Umfeld, in denen die Projekte stattfinden. Damit ist belegt, dass die Projekte eine weitergehende Wirkung erzeugen und Strahlkraft besitzen in dem Umfeld, in dem sie stattfinden. Diese europäische Dimension der Projekte auf die lokale Ebene kann dazu beitragen, die vielfach beobachtete Kluft zwischen der europäischen und lokalen Ebene zu verringern.
Interkulturelle und europäische Dimension wecken Interesse
Mehr als 82 % der befragten Projektverantwortlichen geben an, dass die interkulturelle Dimension der Projekte von der lokalen Ebene wertgeschätzt wurde. Ebenso gilt das für die europäische Dimension, die durch die Projekte zum Ausdruck gebracht wird. Hier sagen 77 %, dass dies mit Interesse seitens der lokalen Ebene aufgenommen wurde.
Bedarfe junger Menschen werden sichtbar
In vielen Projekten erhalten Jugendliche die Möglichkeit, sich einzubringen sowie ihre Bedarfe und Meinungen zu äußern. Indem viele Projekte mit ihren Aktivitäten den öffentlichen Raum bewusst einbeziehen, werden die Bedarfe junger Menschen dort sichtbar gemacht. Daher geben 73 % der Projektverantwortlichen an, dass die lokale Ebene die Bedarfe und Interessen junger Menschen wahrgenommen hat, verbunden mit der Hoffnung und Empfehlung, die Kommune möge die Partizipation Jugendlicher nun stärken. Ein weiterer Effekt ist das größere Engagement für junge Menschen mit geringeren Chancen. Hier sehen 64 % der Projektverantwortlichen ein erhöhtes Bewusstsein bei den Kommunen.
Projekte wirken sich positiv auf Image und Engagement in der Kommune aus
Neben den deutlichen Wirkungen auf beteiligte Organisationen gibt es auf lokaler Ebene auch positive Effekte auf die Zusammenarbeit von lokalen Akteuren. 72 % der Projektverantwortlichen stellen fest, dass die Projekte Synergien zwischen verschiedenen Akteuren der lokalen Ebene erzeugt haben. Insgesamt werden die Projekte in großem Maße positiv von der lokalen Ebene gesehen und aufgenommen. Dies bezeugen 86 % der Befragten. Weitere 80 % geben an, dass die Kommune aktiv in ihr Projekt eingebunden war, und 76 % berichten positiv davon, dass die Kommune Interesse an ähnlichen Projekten in der Zukunft gezeigt hat. Schließlich geben 73 % an, dass die lokale Ebene die Bereitschaft gezeigt hat, ähnliche Aktivitäten in der Zukunft zu unterstützen.
Wirkung auf lokaler Ebene weiter beforschen und durch Maßnahmen, Strategien und Aktivitäten unterstützen
Für die zukünftige Forschung könnte es interessant sein, auch Akteure auf kommunaler Ebene in die Befragungen mit einzubeziehen, die nicht direkt an den Projekten beteiligt waren. Damit würden zusätzliche Perspektiven in den Blick genommen, um die Eindrücke der Befragten zu bestätigen und zu bereichern, und die über die Programme hinausgehenden Wirkungen könnten deutlicher werden.
Insgesamt bestätigt sich der Befund, dass die im Rahmen der europäischen Jugendprogramme durchgeführten Projekte nicht nur individuell auf die Projektbeteiligten wirken, sondern auch das Potenzial haben, die lokale Ebene mit einzubeziehen, zu aktivieren, Synergien zwischen lokalen Akteuren herzustellen und damit insgesamt positive Wirkungen zu erzeugen. Die Programme können dazu beitragen, die Qualität der lokalen Jugendarbeit zu steigern und dabei unterstützen, Jugendarbeit als integralen Bestandteil kommunaler Jugendpolitik zu verstehen. Mit den EU-Jugendprogrammen kann die europäische Dimension der Jugendarbeit auf kommunaler Ebene gestärkt und das kommunale Angebot europäisch ergänzt und weiterentwickelt werden. Umgekehrt gilt es auch die Programmumsetzung weiter kommunal auszurichten und so auch die Weiterentwicklung der Programme und ihrer Förder- und Unterstützungspraxis zu beeinflussen.
Die häufig zu beobachtende Kluft zwischen der europäischen und lokalen Ebene kann dadurch verringert werden, und Europa wird lokal erfahr- und erlebbar. Diesen Befund gilt es in der Zukunft noch weiter zu beforschen, aber auch aktiv durch Maßnahmen, Strategien und Aktivitäten der Nationalen Agenturen zu unterstützen. Dies ist eine der Hauptzielsetzungen des europäischen Projektes Europe goes local. Das Projekt bietet eine Plattform für Kommunen in Europa, unterstützt sie u. a. durch Informations- und Qualifizierungsangebote bei der Weiterentwicklung ihrer lokalen Jugendarbeit und möchte eine Brücke zwischen Europa und der lokalen Ebene bauen. Ebenfalls legt JUGEND für Europa seit einiger Zeit den Fokus auf die Erreichung und Ansprache von Kommunen und möchte zusammen mit IJAB e. V. diese verstärkt informieren und beraten, was den Ausbau und die Weiterentwicklung von europäischer und internationaler Jugendarbeit angeht.
Der nächste Beitrag zu den Wirkungen und Ergebnissen des Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION nimmt das Schwerpunktthema „Partizipation“ genauer unter die Lupe.
Zum ersten Beitrag: Erasmus+ 2014-2020: großes Bewusstsein und Engagement für Inklusion und Vielfalt
Zum vollständigen RAY-MON Comparative Research Report 2014-2020 auf der RAY-Seite
Mehr zum RAY-MON Comparative Data Report 2014-2020
(JUGEND für Europa)