01.12.2022
Treffpunkt.2022: Wichtiger Austausch in anspruchsvollen Zeiten
Der Treffpunkt von JUGEND für Europa ist die gemeinsame digitale Jahrestagung der Trägerorganisationen aus Erasmus+ Jugend und dem Europäischen Solidaritätskorps. Gelegenheit, um Feedback zur Umsetzung der beiden EU-Jugendprogramme zu geben sowie sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren.
Die Moderatorin Julia Motta begrüßt die über 160 Teilnehmenden, die sich zur Eröffnung des Treffpunkts.2022 am Dienstagmorgen im digitalen Raum eingefunden haben. „Seit dem letzten Treffpunkt ist viel passiert“, so Julia Motta. „Wir möchten über all diese Dinge mit Ihnen ins Gespräch kommen und einen Einblick in die Vielzahl der Themen geben, die die Programme und die Nationale Agentur beschäftigen.“
Und da dies so einige Themen sind, hat der Treffpunkt verteilt über anderthalb Tage eine pralle Agenda. JUGEND für Europa informiert über die aktuellen Entwicklungen in den beiden EU-Programmen. Insgesamt 22 Workshop-Angebote greifen inhaltlich zum einen die Prioritäten der Programme auf und zum anderen die praktische Programmumsetzung. Dazu gibt es eine Key Note von Alexander Rose zum Thema „Mental Health“ am Mittwochvormittag und viele Gelegenheiten für die Teilnehmer*innen, sich in Breakout-Sessions auszutauschen.
Das Interesse an der Veranstaltung ist groß. Die Erwartungen an den Treffpunkt sind vielfältig. Das Energielevel der Teilnehmer*innen ist am Dienstagmorgen gut.
Viele Herausforderungen
Das Einstiegsgespräch in den Treffpunkt.2022 mit Manfred von Hebel, dem kommissarischen Leiter von JUGEND für Europa wirft einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen in den letzten Monaten.
Die Hoffnung, dass nach den Pandemiejahren das aktuelle Jahr 2022 normaler verlaufen könnte, wurde durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine frühzeitig zerstört. Diese Epochenwende hinterließ auch gewaltige Spuren in den beiden europäischen Jugendprogramme, die per se für friedlichen Austausch und interkulturelle Verständigung stehen. „Täglich beschäftigt uns der Krieg mit seinen Konsequenzen in der programmtechnischen Umsetzung, aber er beschäftigt uns natürlich auch emotional“, sagt von Hebel.
Die hohen Inflationskosten als eine Konsequenz des Angriffskriegs machen vielen Organisationen zu schaffen. Auf die Frage, ob ein Energiekostenzuschuss/Inflationsausgleich in bereits bewilligten Projekten vorgesehen sei, muss Ingrid Müller, Programmkoordinatorin von Erasmus+ Jugend, den Kopf schütteln: Das sei nachträglich nicht möglich, bedauert sie. Zumindest habe die EU-Kommission aber die Fördersätze für 2023 angehoben.
Die Folge sei indes, dass sich einzelne Träger und Organisationen zumindest vorübergehend aus dem Bereich der internationalen Jugendarbeit zurückziehen müssten. Diese Konsequenzen aus den aktuellen Entwicklungen müsse und werde die Nationale Agentur kontinuierlich auch in Richtung der Europäischen Institutionen kommunizieren, sagt von Hebel.
Das alles sei schwierig und für die Kolleg*innen bei JUGEND für Europa eine täglich neue Herausforderung in der Programmverwaltung. Hinzu komme, dass die Pandemie-Folgen noch nicht überwunden seien: So hätten viele Projekte immer noch nicht stattfinden können.
Jugend beteiligen
Corona-Pandemie, Angriffskrieg, hohe Inflation dazu die Auswirkungen des Klimawandels – alles Schreckensbegriffe, die das Aufwachsen der jungen Generation nachhaltig beeinflussen.
Da sei es ein sehr positives Zeichen gewesen, dass die EU-Kommission 2022 zum Europäischen Jahr der Jugend ausgerufen und so die Anliegen der jungen Generation in den Fokus gestellt habe, sagt von Hebel. Die Ergebnisse seien zufriedenstellend, auch wenn die Ankündigung Ende letzten Jahres sehr überraschend gekommen sei und es wenig Vorbereitungszeit gegeben habe.
Um die Bedarfe der jungen Menschen in Europa zu stärken, spiele Jugendarbeit eine entscheidende Rolle. Hier arbeite JUGEND für Europa daran, den „politischen Prozess der European Youth Work Agenda breiter aufzustellen und mit dem zu verbinden, was praktisch im Rahmen von Jugendarbeit vor Ort, regional, national, europäisch stattfindet.“
Anregungen, Ideen und Rückmeldungen von jungen Menschen will JUGEND für Europa zukünftig auch auf einer anderen Ebene einholen – und zwar bei der Umsetzung der beiden EU-Jugendprogramme in Deutschland. Ab 2023 wird JUGEND für Europa einen Jugendbeirat einrichten, um die Programme jugendgerechter zu gestalten. Gemeinsam mit Jugendlichen wurde 2022 der Jugendbeirat in zwei Workshops konzeptionell entwickelt und eine Satzung verabschiedet.
Der Aufruf zur Besetzung des Jugendbeirats beginne jetzt.
Es braucht Feedback
Ständig entwickeln sich die EU-Programme weiter. Auch 2022 gab es Neuerungen in Erasmus+ und dem Europäischen Solidaritätskorps.
So erläutert Manfred von Hebel die aktuellen Entwicklungen im Format DiscoverEU innerhalb von Erasmus+ Jugend. Die Nationalen Agenturen seien mittlerweile stärker bei der Umsetzung des Formats eingebunden. Außerdem sei mit DiscoverEU Inklusion ein ganz neuer Bereich eingeführt worden, der es jungen Menschen mit einer Beeinträchtigung, einer Behinderung oder einer anderen Benachteiligung ermöglichen soll, ebenfalls von DiscoverEU zu profitieren. „Auf den Erfahrungen aus der ersten Antragsfrist im Oktober bauen wir jetzt auf“, sagt von Hebel und hebt hervor, dass „die eingegangenen Anträge für DiscoverEU Inklusion sich auf 80 junge Menschen beziehen, was natürlich nicht schlecht ist.“
Und die nächsten Weiterentwicklungen stehen schon in den Startlöchern. 2023 startet die dezentrale Umsetzung von Erasmus+ Sport. JUGEND für Europa ist als Nationale Agentur berufen, diesen Programmbereich in Deutschland umzusetzen. Es richtet sich an Fachkräfte im Bereich Sport (und damit nicht nur an junge Menschen). Das Programm startet in einem relativ kleinen Rahmen. Für das erste Jahr steht ein Förderbudget von 1,15 Millionen Euro zur Verfügung.
Bei all den Neuerungen dürfen die bestehenden Formate in den beiden EU-Jugendprogrammen aber nicht vernachlässigt werden. Weitere Anstrengungen von Seiten der Nationalen Agentur bedarf es bei der Etablierung von Formaten wie den Jugendpartizipationsprojekten und den Small-Scale-Partnerships innerhalb von Erasmus+ Jugend oder den Freiwilligenteams und den Solidaritätsprojekten im Europäischen Solidaritätskorps.
„Und hier brauchen wir Feedback von den Menschen und den Organisationen, die die EU-Jugendprogramme nutzen“, lädt Manfred von Hebel dazu ein, Rückmeldung zu geben.
Dieses Feedback wird im Anschluss an den Treffpunkt weitergeleitet an den Nationalen Beirat und dort auf der nächsten Sitzung im März diskutiert. Außerdem werden die Rückmeldungen in die Arbeitsgruppen mit der EU-Kommission und dem Netzwerk der Nationalen Agenturen eingebracht.
Der Zeitpunkt ist günstig, denn im nächsten Jahr steht die Zwischenevaluierung der laufenden Programmgeneration an. Auch hier wird JUGEND für Europa die Rückmeldungen aus dem Treffpunkt einbringen.
„Guter Austausch. Natürlich viel zu kurz“, ist ein Statement eines Teilnehmers. Aber der Austausch wird ja weitergehen.
(JUGEND für Europa)