14.03.2023
Mobilität von Fachkräften: Wenn europäische Kolleg*innen neue Perspektiven aufzeigen
Europäische Projekte entstehen nicht selten durch menschliche Begegnungen, so auch bei Entdecke deine eigene Natur e.V. (EDEN). Die Kulturpädagogin Caroline Asal-Radler lernte im Rahmen eines Workshops einen italienischen Kollegen kennen und kam über ihn mit dem EU-Jugendprogramm Erasmus+ in Berührung.
Entdecke deine eigene Natur e.V. (EDEN) ist ein Bildungsverein, der junge Menschen im Kölner Raum dabei unterstützt ihre Potentiale durch Tanz, Theater sowie den Kontakt zur Natur zu entfalten. EDEN bietet u.a. Projektwochen an Schulen an. Die Arbeit des Vereins beruht auf drei Säulen: Berufsorientierung, Gemeinschaftsbildung und Persönlichkeitsentwicklung. Um die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in allen Lebenslagen zu begleiten, bilden sich Fachkräfte regelmäßig weiter bzw. holen sich neue Inspiration.
Im Herbst 2022 organisierte EDEN mit Partnern aus Italien und Rumänien zwei Trainings in Deutschland. Diese wurden im Rahmen von Erasmus+ Jugend als Mobilitätsprojekte für Fachkräfte der Jugendarbeit gefördert.
Junge Menschen in allen Lebenslagen begleiten
In ihrer täglichen Arbeit begleiten Caroline Asal-Radler und ihre europäischen Kolleg*innen junge Menschen, die mit gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sind bzw. eigene herausfordernde Lebenswege haben. Zwei Themen stehen bei den Fachkräften der Jugendarbeit derzeit besonders im Fokus: der Umgang mit Gewalt und Traumata.
EDEN und ihre Partner entwickelten als Reaktion auf diese Herausforderungen sowohl ein Gewaltpräventionstraining als auch ein Training mit dem Schwerpunkt „Trauma sensibles kreatives Arbeiten und Persönlichkeitsentwicklung durch Tanz und Theater“. Auf ihren pädagogischen Erfahrungen und Hintergründen aufbauend, wählten sie verschiedene Ansätze, um einen Zugang zu und einen Umgang mit diesen Themen zu finden.
Mit jeweils knapp 25 Teilnehmer*innen aus acht verschiedenen Ländern wurden die zwei Trainings, die in Sattenhausen in Niedersachsen stattgefunden haben, gut besucht. Es kamen sehr diverse Teilnehmer*innen zusammen – die meisten von ihnen hatten bereits Erfahrung mit Erasmus+ Jugend.
Lernerfahrungen als Fachkraft reflektieren
Für Caroline Asal-Radler brachten die Trainings viele Erkenntnisse: „Ich komme vor allem aus dem kreativen Bereich und arbeite ganz stark mit dem Körper, während mein Kollege aus Rumänien aus dem wissenschaftlichen Kontext kommt und eher mit einem kognitiven Ansatz arbeitet. Die Kombination beider Ansätze hat zu einer ganzheitlichen Lernerfahrung geführt – obwohl ich zu Beginn Zweifel hatte, dass es funktioniert. Man hat wirklich gemerkt, dass die Teilnehmer*innen auf verschiedenen Ebenen angesprochen wurden. Für meine Arbeit nehme ich mit, dass ich mehr mit Kolleg*innen, die aus anderen Bereichen und eben mehr aus dem wissenschaftlichen und kognitiven Bereich zusammenarbeiten möchte. Auch in den Angeboten für junge Menschen, möchte ich daran arbeiten, dass diese Ansätze stärker kombiniert werden.“
Die Trainings dauerten jeweils knapp zehn Tage und beinhalteten mehrere Reflexionsrunden. Durch den Austausch konnten die Teilnehmer*innen das Erlebte und das Gelernte reflektieren und vertiefen.
Außerdem wurde Youthpass als Instrument für die Selbstreflektion eingesetzt. „Es ist eine Unterstützung für die Teilnehmer*innen. Sie können hiermit ihren Lernprozess reflektieren.“, sagt Caroline Asal-Radler. „Das Zertifikat kann auch als Referenz genutzt werden, wenn Fachkräfte ihre Erfahrungen nachweisen wollen. Wir verwenden es jedoch in erster Linie als Struktur, um Lernerfahrungen auszuwerten.“
Horizonterweiterung durch Erasmus+ Jugend
Trotz des herausfordernden Antragsstellungprozesses und des hohen organisatorischen Aufwandes, arbeitet Caroline Asal-Radler bereits an dem nächsten Antrag in Erasmus+ Jugend: „Das EU-Jugendprogramm bringt einen echten Mehrwert. Die Förderung ermöglicht uns qualitative Trainings zu entwickeln und unser Wissen auszubauen. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen Trainings mit internationalen Zielgruppen und deutschen Zielgruppen. Der organisatorische Aufwand ist mit deutschen Zielgruppen zwar deutlich geringer, dafür gibt es aber auch viel weniger Diversität. In europäischen Projekten empfinde ich den Austausch als deutlich intensiver und nehme einen starken Perspektivenwechsel sowie eine deutliche Horizonterweiterung wahr.“
Ein weiterer Vorteil von Erasmus+ Projekten sei, dass sie eine höhere Reichweite als lokale Projekte haben. „Europäische Projekte haben die klare Ausrichtung, dass Projektinhalte in die lokale und eigene Arbeit weitergetragen werden sollen. So erreichen wir als Organisation auch mehr Menschen“, hebt Caroline Asal-Radler hervor.
Wer noch nicht in Berührung mit dem Programm gekommen ist und noch keine Vorstellung hat, welche Projekte sich realisieren lassen, dem empfiehlt Caroline Asal-Radler selbst an einem Training teilzunehmen. Europäische Trainingsangebote für Fachkräfte der Jugendarbeit werden auf der SALTO-Plattform veröffentlicht. In diesem Rahmen lassen sich persönliche Kontakte knüpfen, die auch zu gemeinsamen Projekten und Kooperationen führen können.
(JUGEND für Europa - Der Beitrag ist auf Grundlage eines Interviews mit Caroline Asal-Radler entstanden. Das Bild stellte EDEN e.V. zur Verfügung.)