RAY-Studie: Kooperationen mit benachbarten Partnerländern sind von hoher Bedeutung für die Jugendarbeit

Kooperationen zwischen Programmländern und benachbarten Partnerländern der EU spielen eine zentrale Rolle in den Europäischen Jugendprogrammen. Ein neuer RAY-Bericht zeigt die positiven Auswirkungen dieser Kooperationen, hebt Herausforderungen hervor und gibt Empfehlungen für die zukünftige Unterstützung.
Das RAY-Netzwerk steht für eine "Research-based analysis of European youth programmes" - also eine forschungsbasierte Analyse der beiden EU-Jugendprogramme Erasmus+ Jugend sowie Europäisches Solidaritätskorps. In seiner neuesten Studie untersucht RAY die Wirkung von Projekten zwischen den Programmländern (d.h., EU-Mitgliedstaaten und Assoziierten Drittländern) sowie den benachbarten Partnerländern (d.h., Nicht-Assoziierte Drittländern, die an die EU grenzen).
Das Ergebnis des Berichts lautet kurz zusammengefasst wie folgt: Kooperationen zwischen Programmländern und benachbarten Partnerländern fördern den interkulturellen Austausch, stärken den Jugendsektor und tragen zur sozialen Kohäsion in Europa und seinen Nachbarregionen bei.
Positive Auswirkungen von Kooperationen zwischen Programm- und Partnerländern
Der Bericht benennt insbesondere fünf positive Effekte.
1. Zugang zu internationalem non-formalem Lernen
Kooperationen zwischen Programmländern und benachbarten Partnerländern bieten jungen Menschen – einschließlich jenen mit geringeren Chancen – wertvolle internationale Lernerfahrungen. Teilnehmende berichten von bedeutungsvollen und positiven Erfahrungen, auch wenn sie um kritisches Feedback gebeten werden.
2. Stärkung der europäischen Identität und Demokratie
Die Kooperationen fördern das Zugehörigkeitsgefühl zu Europa stärker als andere Jugendprogramme. Sie legen zudem einen besonderen Fokus auf europäische Werte und Demokratie, was ihre Relevanz in der Zusammenarbeit zwischen Programmländern und Partnerländern unterstreicht.
3. Soziale Wirkung über den eigenen Nutzen hinaus
Sowohl Begünstigte als auch Teilnehmende legen großen Wert darauf, über den eigenen Nutzen hinaus zur Entwicklung von Gemeinschaften beizutragen.
4. Förderung beruflicher Entwicklung und Anerkennung der eigenen Arbeit
Kooperationen tragen zur professionellen Weiterentwicklung von Jugendbetreuer*innen und Begünstigten bei. Sie stärken zudem die Anerkennung ihrer Arbeit, indem sie bewährte Praktiken, Strategien und Standards bereitstellen.
5. Nachhaltige soziale Verbindungen
Die durch Kooperationen geschaffenen internationalen Netzwerke bestehen oft über die Projekte hinaus. Die Partnerschaften zwischen Programmländern und benachbarten Partnerländern werden als konstruktiv und beiderseitig vorteilhaft wahrgenommen.
Herausforderungen und notwendige Maßnahmen
Trotz dieser positiven Effekte gebe es zentrale Herausforderungen, die angegangen werden müssen, um die Nachhaltigkeit und Wirksamkeit der Kooperationen zu gewährleisten, so der Bericht.
1. Finanzielle Unterstützung erhöhen
Die derzeitige finanzielle Förderung reicht nicht aus, um Kosten für Unterkunft, tägliche Ausgaben und Reisen zu decken. Besonders problematisch ist dies in Regionen ohne günstige Reisemöglichkeiten.
2. Gleichberechtigten Zugang für benachbarte Partnerländer ermöglichen
Begünstigte aus Partnerländern müssen ihre Berechtigung für Schlüsselaktionen oft erst nachweisen, was eine Hürde für neue Teilnehmende darstellt und die Vielfalt der Kooperationen einschränkt.
3. Verbesserte Budgetplanung im Europäischen Solidaritätskorps
Verträge sind nicht immer klar formuliert, was besonders Begünstigte aus Partnerländern benachteiligt. Diese können sich nicht direkt bewerben und sind daher von den Bedingungen der Programmländer abhängig.
4. Unterstützung bei Konflikten in Freiwilligenprojekten
Es fehlen ausreichende Mechanismen zur Bewältigung von Konflikten während eines Projekts. Freiwillige fordern bessere Sicherheits- und Unterstützungsstrukturen, während aufnehmende Organisationen klare Richtlinien für den Umgang mit problematischem Verhalten benötigen.
5. Hilfe bei der Antragstellung
Begünstigte benötigen Unterstützung bei der Antragstellung für Fördermittel. Hier könnten Nationale Agenturen oder regionale Zentren durch Workshops und Beispielanträge helfen.
6. Unterstützung bei interkulturellen Herausforderungen und Visa-Prozessen
Teilnehmende berichten von Problemen mit interkulturellen Missverständnissen sowie mit Visa-Prozessen. Ein Netzwerk zum Austausch von Erfahrungen und Best Practices könnte helfen.
7. Bessere Zugänglichkeit für junge Menschen aus ländlichen Gebieten
Junge Menschen aus ländlichen Regionen sind sowohl in Programmländern als auch in Partnerländern unterrepräsentiert. Es müssen gezielte Maßnahmen getroffen werden, um diesen Jugendlichen den Zugang zu erleichtern.
Fazit
Kooperationen zwischen Programmländern und benachbarten Partnerländern sind in den Europäischen Jugendprogrammen von hoher Bedeutung für den internationalen Austausch sowie für die Förderung europäischer Werte, so der Bericht. Sie bieten wertvolle Lernmöglichkeiten und tragen zur Vernetzung von Akteuren im Jugendsektor bei.
Damit diese Kooperationen auch in Zukunft wirksam blieben, müssten finanzielle, strukturelle und administrative Herausforderungen gezielt angegangen werden.
Weiterführende Informationen
Zum Gesamtbericht "The impact and potential of cooperation projects with neighbouring partner countries
in the European youth programmes" (auf Englisch): https://www.researchyouth.net/wp-content/uploads/2024/11/RAY-NPC_Research-Report_20241120.pdf.
Was sind die Nicht-Assoziierte Drittländern im Programmkontext von Erasmus+ Jugend und dem Europäischen Solidaritätskorps? Hier finden Sie eine Auflistung aller Programm- sowie aller Nicht-Assoziierte Drittländern: www.erasmusplus-jugend.de/ueber-das-programm/foerderfaehige-laender/
Im September 2024 organisierte JUGEND für Europa die Beyond Borders Stakeholder Conference, zu der fast 100 Expert*innen aus EU-Programmländern und den Assoziierten Drittländern nach Bonn kamen. Einen Bericht zur Veranstaltung können Sie hier nachlesen.
(JUGEND für Europa)