24.02.2025

Freiwilliges Engagement in Europa stärken: "Wenn es das ESK noch nicht gäbe, müsste es erfunden werden“

Gruppenbild der Teilnehmenden, Foto: Louise Meresse, SIPA PRESS, Agence du Service Civique

Vom 3. bis 6. Februar 2025 trafen sich in Paris 150 Fachkräfte zur Konferenz “Building Bridges, Creating Change – The Power of Youth Volunteering”. Sie diskutierten dort über die Herausforderungen und Chancen von freiwilligem Engagement in Europa. Das Europäische Solidaritätskorps (ESK) wird als großartiger Erfolg bewertet.

Zu der europäischen Fachkonferenz kamen rund 150 Vertreter*innen von ESK-Organisationen, Verantwortliche aus Politik und Verwaltung, junge Menschen, Mitarbeitende von Nationalen Agenturen, Forscher*innen und Vertreter*innen weiterer Freiwilligendienst-Programme und aus dem Engagement-Bereich zusammen.

Die Kernfragen, denen sich die Konferenz widmete, waren:

  • Wie kann freiwilliges Engagement dazu beitragen, Europa seinen Bürger*innen näher zu bringen?
  • Wie kann es zu einem grüneren Europa beitragen?
  • Und wie können Solidarität und Inklusion gestärkt werden?

ESK als Türöffner für europäische Werte

Die Teilnehmer*innen arbeiteten einen Tag lang in Diskussionsrunden intensiv zu diesen Fragestellungen. Die dabei entstandenen Thesen und Statements waren am nächsten Tag Grundlage für drei Panel-Diskussionen, auf denen sie unter Beteiligung von Politik, Wissenschaft und Praxis diskutiert und erörtert wurden.

Das erste Panel würdigte das Europäische Solidaritätskorps als ein Programm, das der Gesellschaft zugutekomme und Demokratie, Inklusion und Nachhaltigkeit sowie den sozialen Zusammenhalt fördere. Es wirke wie ein Türöffner für europäische Werte und wenn es das ESK noch nicht gäbe, müsste es erfunden werden, so Hannes Heide, MdEP aus Österreich.

Manfred von Hebel, stellvertretender Leiter von JUGEND für Europa bekräftigte dies. Es brauche sinnvolle Möglichkeiten für möglichst viele junge Menschen, sich freiwillig zu engagieren und aktiv ins Handeln zu kommen. Diese Erfahrungen könnten lebensverändernd sein und in langfristiges gesellschaftliches Engagement münden, so Manfred von Hebel. Dies gelte es zu stärken, zum Beispiel durch Alumni-Strukturen wie das EuroPeers-Netzwerk, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert.

In ihren Forderungen waren sich die Panel-Teilnehmenden einig: Mehr Budget für das ESK, damit mehr junge Menschen diese Erfahrungen sammeln können. Und mehr Sichtbarkeit und politische Unterstützung für das ESK, das als eigenständiges Programm erhalten und ausgebaut werden soll.

Engagement und Freiwilligenarbeit sind der beste Weg, um ins Handeln zu kommen

Das zweite Panel widmete sich der Frage, inwieweit Freiwilligenarbeit einen Beitrag leisten kann zur Umsetzung des Green Deals der EU.

Freiwillige seien hierbei die besten Verbündeten, wobei es weniger darum gehe, wie mehr Freiwillige gewonnen, sondern vielmehr, wie sie gehalten und unterstützt werden können, so Lena Schilling, aktuell jüngstes Mitglied des Europäischen Parlaments. Veränderung finde statt, sobald sich junge Menschen zusammenschließen, um sich für eine bessere Zukunft zu engagieren. Das Europäische Solidaritätskorps könne hier etwas bewirken.

Und eine weitere wichtige Feststellung war: Engagement und Freiwilligenarbeit sind der beste Weg, um in Zeiten der Angst ins Handeln zu kommen.

Freiwillige in den Aufbau Europas einbeziehen

Das dritte Panel schließlich setzte sich mit der Stärkung von Solidarität und Inklusion auseinander. Es müsse eine neue Sichtweise auf freiwilliges Engagement entwickelt werden, lautete eine Forderung. Freiwillige sollten stärker in den Aufbau Europas einbezogen werden.

Freiwilligenarbeit wurde in diesem Kontext als wichtiges Instrument bezeichnet, um an den europäischen Werten zu arbeiten. Ein anerkannter EU-Freiwilligenstatus wäre hierbei sehr hilfreich.

Neben den Panel-Diskussionen gab es verschiedene Grußworte und Reden, die alle die Bedeutung von freiwilligem Engagement hervorhoben.

So bezeichnete Glenn Micallef, EU-Kommissar für Generationengerechtigkeit, Jugend, Kultur und Sport, das Europäische Solidaritätskorps als großartigen Erfolg und versprach, sich bei den anstehenden Verhandlungen zum mehrjährigen Finanzrahmen der EU mit Nachdruck für das Programm einzusetzen. Für Marie Barsacq, französische Ministerin für Jugend, Sport und bürgerschaftliches Engagement, stellt freiwilliges Engagement ein wundervolles menschliches Abenteuer dar.

Im Schlusswort wurde betont, dass bürgerschaftliches Engagement in vielen Formen stattfindet. Jeder junge Mensch solle seinen Platz in der Gesellschaft finden und jedes einzelne ESK-Projekt trage letztendlich zu sozialem Zusammenhalt und Solidarität in Europa bei.

Ergebnisse der Konferenz werden veröffentlicht

Nach zwei Tagen intensiven Austauschs sind zahlreiche Kontakte geknüpft, neue Partnerschaften vereinbart und Projektskizzen entwickelt. Von vielen Seiten ist zu hören, dass verstärkt Lobby-Arbeit in den eigenen Netzwerken gemacht werden soll für Freiwilligendienste, für das Europäische Solidaritätskorps und für mehr europäischen Austausch im Bereich Engagementpolitik. Themen wie Solidarität und Bürgerschaft müssen in der täglichen Arbeit vertieft werden.

Die Ergebnisse der Konferenz werden in einem Magazin veröffentlicht, das voraussichtlich im März 2025 erscheinen wird.

Weitere Informationen

Die Konferenz fand im Kontext der SNAC Volunteering statt, einer Kooperationspartnerschaft aus 14 Nationalen Agenturen und SALTO-Zentren, deren Ziel es ist, das Europäische Solidaritätskorps (wie allgemein Freiwilligendienste und anderen Formen des gesellschaftlichen Engagements junger Menschen in Europa) zu stärken und weiterzuentwickeln.

Hilfreiche Links

(JUGEND für Europa / Foto: Louise Meresse, SIPA PRESS, Agence du Service Civique)