Lebendige Gemeinschaft im ländlichen Raum

Ein Solidaritätsprojekt schafft Begegnung vor Ort und stärkt das Dorfleben
"Landkunstleben" ist der Name einer Gruppe von Künstler*innen, Gärtner*innen und Menschen mit Ideen im kleinen Ort Buchholz in Brandenburg. Sie arbeiten mit jungen Freiwilligen aus Deutschland und Europa sowie mit Menschen aus der Umgebung zusammen. In Buchholz haben sie aus einem Garten einen Raum für Begegnung, Miteinander, Kultur und Ökologie geschaffen, an dem sie gemeinsam arbeiten, lernen und genießen.
Robert Abts und Aleksandre Sakhechidze von Landkunstleben haben uns einen Einblick in ihr sozial-ökologisches Projekt gegeben.
JUGEND für Europa: Was hat euch dazu gebracht, das Solidaritätsprojekt Hi!Stories durchzuführen?
Landkunstleben: Vor dem Projekt fehlten in unserem Dorf Buchholz und den umliegenden Dörfern der Gemeinde Steinhöfel Möglichkeiten für einen sinnvollen kulturellen Austausch. Internationale Freiwillige und lokale Bewohner lebten oft nebeneinander, ohne viel Gelegenheit zur Interaktion. Das führte zu Isolation und verpassten Chancen für gegenseitiges Lernen.
Wir wollten Räume schaffen, in denen Menschen aus verschiedenen Hintergründen miteinander in Kontakt treten, Erfahrungen teilen und voneinander lernen konnten. Unser Ziel war es, eine inklusive und lebendige Gemeinschaft aufzubauen, in der kulturelle Unterschiede als Stärken und nicht als Barrieren betrachtet werden.
Wen wolltet ihr mit eurem Projekt erreichen?
Von Anfang an wollten wir so viele soziale Gruppen wie möglich einbeziehen und sicherstellen, dass unsere Veranstaltungen für alle offen und zugänglich sind - unabhängig von Alter, Hintergrund oder sozialem Status.
Wir sind mit Einheimischen, Migranten, Flüchtlingen, Jugendlichen, älteren Bewohnern und Menschen mit weniger Möglichkeiten in Kontakt getreten und haben dafür gesorgt, dass alle – auch benachteiligte und marginalisierte Gruppen – die Möglichkeit bekommen, an unseren Initiativen teilzunehmen und davon zu profitieren.
Ihr habt Menschen zu euch in den Garten eingeladen. Was habt ihr dort gemacht?
Mit Festen, Kunstprojekten, Kochkursen im Freien und Beet Beteiligungen haben wir für Menschen aus verschiedenen Backgrounds Möglichkeiten geschaffen, miteinander zu interagieren, zu lernen und an kreativen sowie bildenden Aktivitäten teilzunehmen.
Dazu gehörten z. B. Kunstausstellungen wie "Was wirklich zählt" mit ukrainischen Künstlern und "NAHaufNAHme / Close Up", die regionale Kunstschaffende präsentierte. Außerdem veranstalteten wir Open Studio-Events, besuchten historische Stätten und organisierten Filmvorführungen, um den Dialog zu fördern. Kochveranstaltungen wie "Flavour of India" brachten Menschen durch gemeinsames Kochen und Essen zusammen und Gartenaktivitäten förderten das Umweltbewusstsein.
Durch die Organisation der kulturellen, künstlerischen und naturnahen Veranstaltungen in öffentlichen Räumen konnten wir dazu beitragen, das ländliche Leben zu revitalisieren.
Wie habt ihr die Menschen für euer Projekt begeistert?
Wir legten großen Wert auf die Einbeziehung der Menschen vor Ort. Wir haben mit lokalen Organisationen zusammengearbeitet und die Einwohner ermutigt, eigene Ideen einzubringen. Wir haben sie dazu eingeladen, Veranstaltungen über soziale Medien, Newsletter und gedruckte Materialien zu verbreiten.
Zu unserem Sommerfestival sind sogar über 300 Besucher gekommen.
Ihr habt nicht nur Gäste empfangen, ihr selbst habt auch Menschen besucht. Wie habt ihr Menschen außerhalb eures Gartens unterstützt?
Wir haben mit einem Kinderhaus zusammengearbeitet und waren dort regelmäßig zu Gast. Dort leben sozial benachteiligte Kinder, für die wir ein Bildungsprogramm und Kreativ-Aktionen angeboten haben, die Inklusion, Freude und persönliche Entwicklung gefördert haben.
Wie konnte die Gemeinschaft in Buchholz von eurem Projekt profitieren?
Das Projekt führte zu einer stärkeren sozialen Interaktion zwischen internationalen Freiwilligen und der lokalen Gemeinschaft, einer Revitalisierung ländlicher Räume und einem besseren Verständnis für verschiedene Kulturen.
Die Teilnehmer*innen, einschließlich der Kinder im Kinderhaus, erlangten wertvolle Fähigkeiten und mehr Selbstvertrauen durch Aktivitäten wie Workshops, Kunstausstellungen und Kochveranstaltungen. Viele berichteten, sich stärker mit ihrer Gemeinschaft verbunden zu fühlen, und einige profitierten auch von verbesserten Chancen durch ihre Beteiligung.
Ihr habt viel für die Gemeinschaft vor Ort getan. Inwiefern habt ihr auch selbst von eurem Projekt profitiert?
Wir konnten unsere Fähigkeiten in der Veranstaltungsorganisation, Projektplanung und interkulturellen Kommunikation verbessern. Das hat auch unser Selbstvertrauen und unsere Motivation gesteigert.
Mit Blick auf unsere Organisation hat das Projekt unsere Reputation und Sichtbarkeit erhöht und uns als vertrauenswürdigen Partner in der Gemeinde etabliert. Außerdem nehmen wir aus dieser Projekterfahrung ein tieferes Verständnis für die Kraft der Gemeinschaftsverbindung und des interkulturellen Austauschs mit.
Ihr habt einen besonderen Ort in Buchholz geschaffen und eine lokale Gemeinschaft gestärkt. Wie geht es weiter?
Wir hoffen, dass das Projekt weiterhin wächst und seine Reichweite sowie seinen Einfluss in der Gemeinschaft ausbaut.
Da wir ein großes Engagement der Gemeinschaft in unseren Keramik-Workshops beobachtet haben, möchten wir ein neues Solidaritätsprojekt Hi!Stories: Ceramic Studio umsetzen, das Kinder aus dem Kinderhaus und andere gesellschaftliche Gruppen einbezieht.
Habt ihr noch einen Tipp für andere Projektgruppen, die ein Solidaritätsprojekt umsetzen?
Wir empfehlen Flexibilität zu bewahren, offen für neue Ideen zu bleiben und die Einbeziehung der Gemeinschaft zu priorisieren, um den Erfolg und die Nachhaltigkeit des Projekts sicherzustellen.
Lieber Robert Abts, lieber Aleksandre Sakhechidze, wir danken euch sehr herzlich für die Einblicke in das, was euer Solidaritätsprojekt in Buchholz bewegen konnte. Wir wünschen euch noch viele spannende Begegnungen und gemeinsame Sommerfeste.
Weiterführende Informationen
Solidaritätsprojekte werden gefördert über das EU-Programm Europäisches Solidaritätskorps (ESK).
Für alle, die bei sich vor Ort auch etwas mit einem Solidaritätsprojekt bewegen wollen: JUGEND für Europa informiert am 01.04.2025 in einer Info-Veranstaltung über die Fördermöglichkeiten und Rahmenbedingungen des Förderformats. Weitere Infos zur Info-Veranstaltung und zur Anmeldung.
Das ESK-Team steht auch sonst gerne für eine individuelle Beratung zur Verfügung. Vereinbaren Sie dazu gerne einen Telefontermin.
Alle weiteren Infos zu Solidaritätsprojekten gibt es auf der Programmseite zum ESK.
(JUGEND für Europa)