03.05.2007
Aktionsplan mal drei
Ergebnisse des Kölner Jugendevents in Brüssel und Bonn auf dem Prüfstand
Schärfer hätte die Kritik der Jungdelegierten auf dem Kölner Jugendevent nicht ausfallen können. Die Botschaft der 170 Kongress-Teilnehmer: Partizipation darf nicht nur im kleinen Kreis beredet werden, die Beteiligung Jugendlicher muss auch im Konzert der großen Politik endlich Gehör finden. In ihrem siebenseitigen Aktionsplan zur gesellschaftlichen Beteiligung aller Kinder und Jugendlicher in Europa nahmen sie die Politiker in die Pflicht. „Leider hatten wir nicht das Gefühl, dass wir die Tagesordnung so bestimmen konnten, wie wir das selbst gerne gehabt hätten. Zweck und Folgeaktivitäten des Aktionsplans wurden in den Arbeitsgruppen nicht klar genug formuliert. Zudem fehlt es an einer Garantie, die Ergebnisse von Köln auch wirklich in den politischen Entscheidungsprozess mit einzubeziehen“, heißt es in der Präambel ihres Forderungskatalogs.
Christof Kriege von JUGEND für Europa kann die Kritik der Jugendlichen nachvollziehen. Der Koordinator des Jugendevents hält die Veranstaltung dennoch für gelungen: „Wenn ich mir anschaue, mit welcher Begeisterung die Jugendlichen diskutiert und mit welcher Arbeitswut sie gemeinsam nach Lösungen gesucht haben, dann kann ich nur den Hut ziehen.“
Verbesserungsbedarf sieht Kriege vor allem in der konkreten Umsetzung der jugendpolitischen Handlungsschwerpunkte. „Wir brauchen ein stärkeres Engagement insgesamt, um die Entschließungen des Jugendministerrates zur Verbesserung der Teilhabe junger Menschen Praxis werden zu lassen. Interessant ist die Frage, was die Jugendlichen selbst konkret verändern können. Der Aktionsplan ist ein erster Beitrag.“
Das sehen auch viele Jugendliche nicht anders. Ob Livia Bernátová aus der Slowakei oder Rickard Nordin aus Schweden – sie alle schätzen das Jugendevent als einmalige Gelegenheit des Meinungsaustausches und wichtiges Instrument zur Einbeziehung von Jugendlichen.
Das Bundesjugendministerium bewertet den Forderungskatalog als wichtiges Diskussionspapier. In der Tat können sich die Ergebnisse des Aktionsplans sehen lassen. Ob spezielle Lehrer-Trainings im Umgang mit schwächeren Schülern, Projekte für lebenslanges Lernen auf lokaler Ebene oder mehr Jugend-Beteiligung durch bessere und zielgerichtete Informationskampagnen – die Jungdelegierten von Köln haben bei ihrer Suche nach Lösungen alle relevanten Themenbereiche mühevoll durchforstet.
Dass die Jugendlichen nun konkrete Antworten auf ihre Forderungen erwarten, weiß auch Jochen Weitzel, Jugend-Sonderbotschafter im Bundesjugendministerium während der EU-Ratspräsidentschaft. Wichtigstes Hilfsmittel ist der strukturierte Dialog: „Wenn die Portugiesen in der zweiten Jahreshälfte einen neuen Jugendevent ausrichten, müssen wir nicht wieder von vorne anfangen. Wir wissen dann: Diese Forderungen wurden bereits in Deutschland gestellt, und diese Ideen sind schon umgesetzt worden.“
Am 25. Mai soll der Aktionsplan von drei Delegierten des Kölner Jugendevents in Brüssel vorgestellt werden, hinzukommen drei Gesandte des Jugendgipfels von Rom (März 2007) – auch sie wollen die Europäischen Jugendminister bei ihrem informellen Treffen von den juvenilen Bedürfnissen und Lösungsvorschlägen für eine beteilungsfreundlichere Zukunft überzeugen.
Wer die jugendpolitischen Forderungen von Köln in Brüssel persönlich vorstellen darf, ist noch ungewiss. Auf www.youth-event-germany.de können interessierte Teilnehmer des Jugendgipfels derzeit ihre Tauglichkeit für den Auftritt auf internationalem Parkett unter Beweis stellen. Mit unterschiedlicher Eindringlichkeit. Während der Bulgare Kaloyan Monev keinen Hehl daraus macht, weder als „Supermann“ noch als „Professor“ nach Belgien zu reisen, stellt der Berliner Marc Ludwig gleich seine komplette Vita ins Netz – die offizielle Bescheinigung seiner Fähigkeiten mit eingeschlossen, versteht sich.
„Was wir in Köln geleistet haben, war schier unglaublich“, schreibt die Britin Catherine Mahony in einem Blog, „Wir haben nicht nur über Partizipation, Gleichheit und Solidarität gesprochen; wir haben diese Prinzipien verkörpert – durch die Art und Weise, wie wir miteinander diskutiert haben.“
Sollte Mahony keine Einladung nach Brüssel erhalten, gibt es vom 3. bis 6. Juni eine neue Chance für politische Überzeugungsarbeit. Während der Europäischen Jugendwoche wird das Kölner Arbeitspapier ein weiteres Mal in der belgischen Hauptstadt vorgestellt – diesmal von fünf Jugendlichen. Auch in Bonn sollen die Kopierer in Sachen Aktionsplan noch mal heiß laufen. Voraussichtlich Ende Juni will die Leiterin der Abteilung Kinder und Jugend im Bundesjugendministerium, Karin Reiser, die Redakteure des Forderungskatalogs zu einer gemeinsamen Sitzung nach Bonn einladen. „Wir wollen an möglichst vielen Stellen aktiv werden“, sagt Jochen Weitzel. Zustimmung auf allen Ebenen, vor allem bei den Jugendlichen. Der strukturierte Dialog wird schließlich auch zum Synonym für permanentes Reisen.
(Marco Heuer)
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