06.09.2007
Bloß kein Sprung ins kalte Wasser
Warum sich Charlotte Krabben (40), Projektleiterin in der holländischen Landschaftsschutz-Organisation „Landschapsbeheer Nederland“, in Bonn über den Europäischen Freiwilligendienst informiert. Andreas Menn hat nachgefragt.
Frau Krabben, Sie koordinieren die Arbeit engagierter Menschen im Landschaftsschutz – insgesamt sind es schon 2500 freiwillige Helfer. Was interessiert Sie nun am Europäischen Freiwilligendienst?
Wir haben momentan ein Problem: Unsere Freiwilligen werden im Durchschnitt immer älter. Nun möchten wir verstärkt junge Leute für die Natur und die Landschaftsgeschichte interessieren. Der Europäische Freiwilligendienst ist ein tolles Projekt, mit dem wir junge Leute aus verschiedenen Ländern einbinden und miteinander in Kontakt bringen können. Das erweitert auch die Perspektiven innerhalb unserer Organisation, wir können voneinander lernen.
Was erwarten Sie vom Newcomer-Seminar in Bonn?
Mich interessieren zwei Dinge: Was kann der Freiwilligendienst uns bieten – und was können wir ihm bieten? Vom Angebot des Freiwilligendienstes weiß ich bereits genug, um davon überzeugt zu sein, dass er sich bei uns lohnen würde. Was ich nicht weiß, betrifft jede Menge praktischer Details: Wie funktioniert das mit der Versicherung? Welche Regeln sind zu beachten? Wie sollten Freiwillige untergebracht werden? Wie kläre ich Visa-Fragen? Das alles und viel mehr möchte ich in den nächsten Tagen klären.
Ein langer Fragenkatalog.
Genau, es gibt so viel zu bedenken. Man fühlt sich, als würde man plötzlich in ein neues Gewässer springen und müsste sofort los schwimmen, um sich über Wasser zu halten – ohne zu wissen, welche Riffs unter der Oberfläche noch lauern könnten. Da tut es gut, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, mit erfahrenen Freiwilligendienst-Koordinatoren zu sprechen und zu fragen, wie andere Projekte in anderen Ländern mit Freiwilligen arbeiten. So etwas kann man nur vor Ort tun, darum finde ich das Seminar so wichtig: Man lernt sehr viel in kurzer Zeit und man baut Kontakte auf, die man in Zukunft nutzen kann.
Liegt Ihnen eine Frage besonders auf dem Herzen?
Ja, und zwar: Wie finde ich die richtigen Freiwilligen für mein Projekt? Es ist ja nicht damit getan, hilfsbereite junge Leute vom Flughafen abzuholen. Wir möchten natürlich, dass sich die Freiwilligen für die Arbeit, die sie bei uns tun, auch begeistern - damit sie sich auch selbst bei uns wohl fühlen. Aber wie kann ich den Grad an Interesse bei einem Bewerber herausfinden, der nicht mal eben zum Vorstellungsgespräch kommen kann?
Wo sollen Europäische Freiwillige bei Ihnen denn genau zum Einsatz kommen?
In unserem Monitoring-System für kleine Landschaftsbestandteile. Dort untersuchen und kontrollieren Freiwillige die Veränderungen in der Kulturlandschaft. Die gesammelten Informationen gehen an die staatlichen und kommunalen Behörden und tragen dazu bei, die Natur zu bewahren. Diese Arbeit ist nur mit Hilfe Freiwilliger überhaupt ökonomisch. Für zehn bis 15 Europäische Freiwillige haben wir sicherlich etwas zu tun.
Haben Sie sich schon überlegt, wie Sie den Einsatz Europäischer Freiwilliger praktisch koordinieren werden?
Dazu wir schon einige Vorstellungen: Wir würden ein spezielles Programm für diese Freiwilligen zusammenstellen, zum Beispiel mit Exkursionen in landschaftlich interessante Gebiete der Niederlande, und mit einem Kulturprogramm am Wochenende, also Kino- und Theaterbesuchen und mehr. Wir würden Kontakte herstellen zu holländischen Studenten, möglicherweise solchen aus umwelt- und landschaftsarchitektonischen Studiengängen. Wir wissen auch schon, wo wir unsere Freiwilligen unterbringen könnten: In umliegenden Städten wie Deventer oder Arnhem, wo es viele Studenten-WGs gibt.
Dann kann es ja schon bald losgehen!
In der Tat. Unsere Bewerbung möchten wir im November verschicken – auf die ersten Freiwilligen hoffen wir im April 2008. Bis dahin müssen wir noch viele Vorbreitungen treffen und viel Energie in die Sache stecken. Eines habe ich heute auf dem Seminar schon gelernt: Vieles wird sich erst klären, wenn die ersten Freiwilligen vor Ort sind. Das Wichtigste wird eine offene, positive Einstellung sein.
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