07.08.2006
Das ist heiß: Qualitätsverbesserungsgedanken im Juli
Es ist heiß im CJD in Bonn. Und es ist still im Haus. Auf alle Räume verteilt sitzen bei offenen Türen und Fenstern Grüppchen von Leuten. Mal murmelnd, mal hitzig (aha!) debattierend versuchen sie sich vor großen weißen Flipcharts im Hellsehen.
Was bringt uns das neue Programm JUGEND IN AKTION? Und welche Unterstützungsmaßnahmen braucht es? Wie kann die Qualität von Maßnahmen im Rahmen des Aktionsprogramms JUGEND verbessert werden und wie können freie Träger und Nicht-Regierungsorganisationen dabei unterstützt werden?
So ganz unbeleckt sind die Hellseher nicht. Die meisten arbeiten in den Nationalen Agenturen für JUGEND. Das Besondere an diesem Tag: Auch Träger aus Programmländern sind dabei, die solche sogenannten "innovative Projekte" im Rahmen der Aktion 5 durchgeführt haben. Die Aktion 5 fördert Maßnahmen, die darauf abzielen, Aktivitäten in allen anderen Aktionsbereichen anzuregen, zu unterstützen und weiter zu entwickeln. Die Träger sind also Fachleute von der Fortbildungs- und Vernetzungsbasis.
Qualitätsaufgaben
Vom 4. bis 6. Juli 2006 trafen sich 66 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 21 Ländern zur Europäischen Konferenz "YOUTH in Action - Quality in European Youth Work". Die Konferenz war vom SALTO Training and Cooperation Resource Centre in Zusammenarbeit mit dem IKAB e.V., der in der Interkulturellen Bildung auf deutscher und europäischer Ebene tätig ist, und der Europäischen Kommission organisiert worden.
"Qualität“ ist ein Schlüsselbegriff im neuen Jugendprogramm. Die neue Aktion 4 verleiht der Unterstützung von Jugendinformation, dem Austausch und der Vernetzung europäischer Jugendarbeit und der Förderung von Projekten, die Innovation und Qualität weiterentwickeln, mehr Bedeutung. Die 66 rauchenden Köpfe zerbrachen sich dieselben dann auch über der Aufgabe, die Akteure zu identifizieren, die die Umsetzung qualitätsvoller Projekte leisten können. Und zum anderen wurde diskutiert, wie die notwendigen Maßnahmen zu identifizieren seien, die Hilfe, Unterstützung und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Wie hoch die Ansprüche, aber auch die Bedarfe, gesetzt wurden, zeigen die immerhin zehn Seiten mit Empfehlungen, die die einzelnen Arbeitsgruppen erarbeiteten.
Von so viel geballtem Ideenreichtum wollte auch die Europäische Kommission profitieren. Gleich drei Vertreter der Generaldirektion Bildung und Kultur waren dabei, "um zuzuhören“, wie Dr. Dietrich Rometsch meinte, Mitglied im Team "Kooperation, Kommunikation und Planung“ zur Unterstützung der europäischen Jugendpolitik der GD Bildung.
„Ich glaube, dass diese Tagung eine gute Initiative ist. Wir haben jetzt die erste Fassung des Programm-Handbuchs fertig. Ich denke, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um mit einem breiteren Publikum, insbesondere denjenigen, die ja später die Projekte entwickeln müssen, darüber zu sprechen.“ Als große Erwartung hatte er am Vortag formuliert, dass ein maximaler Informationsfluss hergestellt wird zwischen drei Akteuren: Der Kommission, die verantwortlich ist für die Konzeption des Programms, den Nationalen Agenturen, die das Programm umsetzen müssen, und denjenigen, die die Projekte entwickeln.
„Wir versprechen uns einen Austausch von Ideen. Was könnte man besser machen, was muss noch verändert werden. Man lernt sich besser kennen, man tauscht Argumente aus. Wir werden ja jetzt die nächsten sieben Jahre eng zusammenarbeiten, das wollen wir vorbereiten.“ Treffen der Nationalagenturen und der Kommission sind bereits etabliert. Aber vielleicht sollte man auch regelmäßig Treffen von Fachleuten organisieren, sagt er dann noch, außerhalb des Protokolls. Wäre doch eine gute Idee, auf die man anlässlich dieser Tagung kommen könnte.
Qualitätssorgen
So locker und freundlich-frotzelnd der Umgang – auch wegen der laufenden Fußballweltmeisterschaft – war, so schwerwiegend waren die Überlegungen, die in der Sommerhitze angestellt wurden. Die waren nicht immer ungetrübt. Vor allem das Thema Professionalisierung bewegte die Gemüter.
So werden vom neuen Programm Fachkräfte verlangt, die in der Lage sind, die anspruchsvollen Programmziele zielgruppenadäquat umzusetzen. Sie sollen Qualifikationen und Kompetenzen vorweisen, die einerseits den verschiedenen Formen von Jugendarbeit und nicht-formaler Bildung in Europa angemessen sind. Andererseits sollen diese Qualifikationen europaweiten Standards und einem erkennbaren Professionsprofil entsprechen.
"Ich denke, es geht kein Weg daran vorbei, dass wir über mehr Professionalisierung in der Jugendarbeit nachdenken müssen“, meint auch Dr. Hendrik Otten, geschäftsführender Vorstand von IKAB e.V., zu seiner Motivation, sich hier zu beteiligen. "Je knapper die Mittel werden, umso notwendiger wird das für mich. Auch Ehrenamtliche sollten bestimmte professionelle Standards erfüllen.“ Vor allem müssten Ehrenamtliche in Strukturen eingebunden werden, um qualifiziert und begleitet werden zu können.
Otten, seit Jahren engagierter Verfechter für die Qualifizierung internationaler Jugendarbeit, sparte nicht mit Kritik. Die Ansprüche an internationale Jugendarbeit, so meinte er, stiegen zu Recht. Demgegenüber mache ihm aberdie abnehmende finanzielle und strukturelle Unterstützung auf nationaler Ebene Sorgen. "Die Tendenz in Deutschland und in anderen Ländern auch, geht leider dahin, hauptamtliches Personal abzuschaffen.“ Das genau sei kontraproduktiv: "Professionalisierung heißt, dass es Kontinuität geben muss, dass das, was investiert wird, auch Folgen haben kann, dass es weitergeht, auch in Organisationen. Mit wechselnden Personen, die nur kurzfristig da sind, hat das keinen Sinn. Ein solch anspruchsvolles Programm macht es unumgänglich, auch über eine personelle Grundversorgung nachzudenken.“ Das, so Otten, sei vergessen worden. "Der Kommissionsvorschlag ist schon zu niedrig angesetzt gewesen.“
Qualitätsarbeit
Trotzdem, so die durchgängige Meinung, ein guter Anfang sei mit diesem Treffen getan. Super findet es Hazel Patterson vom British Council, der Nationalagentur für JUGEND im UK, dass die SALTO-Kollegen hier alle zusammengebracht und das Thema Qualität auf die Agenda gesetzt haben. "Wir haben etwas zusammen aufgebaut, was aber immer noch 'in Arbeit' ist", sagt sie. Was sich im Englischen schöner anhört: "Under construction“. Ganz glücklich, dass man ihm als Fachkraft zuhört, ist Martin Kaiser, ehemals Mitarbeiter des Hedwig-Dransfeld-Hauses, einem Träger der politischen Bildung. Er weiß, dass die Mitgestaltung von Programmen lange Wege bedeutet. Aber, so meint er "wenn ich eine inhaltliche Rückmeldung auf meine Ideen bekomme, dann weiß ich, wofür ich das tue.“ Und der Austausch mit den eher selten anzutreffenden Aktion-5-Kollegen weiß er auch zu schätzen. Und was ist das Resümee von Myriam Putzeys, Leiterin der Luxemburgischen Nationalagentur? Dass die Tagung zu einem guten Zeitpunkt stattgefunden habe, sagt sie. Dass die Teilnehmerstruktur der Tagung sehr förderlich gewesen sei. Dass es noch vieles zu diskutieren gebe, vor allem zum Thema Validierung. Und, dass es sehr warm in Bonn sei... Ja, das auch. (Helle Becker)
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Mehr Informationen, Referate und die Empfehlungen der Tagung gibt es unter http://www.salto-youth.net/qualityineuropeanyouthwork/
Kommentare
jreschke
29.10.19 14:31
Entwurf Benutzerhandbuch einsehbar?
Das Benutzerhandbuch ist ja noch in Arbeit - kann man den bisherigen Entwurf denn schon irgendwo einsehen?
29.10.19 14:31
Interessanter Beitrag!
Habe den Artikel mit Interesse gelesen.
29.10.19 14:31
Ürbigens!
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