20.08.2008
„Es war wie ein Mini-Europa“
In den internationalen Begleitseminaren des Europäischen Freiwilligendienstes wird Europa erfahrbar.
„Ich habe viele verschiedene junge Leute aus ganz Europa (und nicht nur daher!) kennen gelernt: Jeden mit seinen Gewohnheiten, Traditionen und Kulturen und jeder bringt sich in sein Projekt mit einem eigenen Beitrag ein. Das Zusammenleben mit diesen Leuten für 12 Tage, rund um die Uhr, hat mir eine wunderbare europäische Perspektive gegeben.“ So lautet das Resümee von Elisa aus Italien nach ihrer Teilnahme an einem Einführungstraining für Europäische Freiwillige in der Jugendakademie.
Manchmal sind es junge Erwachsene aus mehr als 15 Ländern, die in der Jugendakademie aufeinander treffen und die zunächst nur eines verbindet: Sie alle machen in Deutschland einen Europäischen Freiwilligendienst, in dessen Rahmen sie bis zu zwölf Monate lang für eine gemeinnützige Organisation tätig sind und wissen, dass sie die nächsten Tage gemeinsam verbringen werden.
Bei der Ankunft herrscht oft eine große Anspannung und Neugier: Wer mögen die anderen sein? Woher kommen sie wohl? Spricht jemand meine Sprache? Und von Anfang an ist das Bewusstsein da: Hier hat man die Möglichkeit, mit Leuten in Kontakt zu treten, die ganz unterschiedliche Lebenserfahrungen und kulturelle Prägungen mitbringen und die z.T. aus Ländern stammen, von denen man zuvor vielleicht nur etwas in den Nachrichten gehört hat.
Die Auseinandersetzung mit der europäischen Dimension des Freiwilligendienstes bietet sich also nicht allein deshalb an, weil es sich beim Europäischen Freiwilligendienst um ein aus EU-Mitteln finanziertes Programm handelt, sondern ist v.a. aufgrund der Internationalität der Seminargruppe ein fester Bestandteil der pädagogischen Begleitseminare: Übungen zum interkulturellen Lernen, das Nachdenken über die eigene Wahrnehmung Europas, Diskussionen über europapolitische Fragestellungen oder auch die gemeinsame, kreative Erarbeitung eines „Idealstaates Eurotopia“ machen die Freiwilligen mit Kernthemen der Europapolitik vertraut und ermöglichen es ihnen, die europäische Dimension der eigenen Identität zu reflektieren und ein vertieftes Verständnis für die Haltung der anderen zu entwickeln.
Das Nachdenken über die Zukunft Europas ist dabei für die meisten Freiwilligen nicht nur ein wichtiger, sondern auch ein sehr emotional besetzter Themenbereich. Manche begeben sich in engagierten Diskussionen unversehens in die Rolle als „Botschafter“ ihres eigenen Staates und erfahren dann, wie schwierig es ist, zu Lösungen zu gelangen, die von allen anderen Beteiligten mitgetragen werden können.
Trotz oder gerade aufgrund dieser Erfahrungen sind viele Freiwillige sicher, dass das Seminar ihre Wahrnehmung von Europa ver- ändert hat. Und so bringt Siri aus Norwegen es bei der Abschlussreflexion auf den Punkt: „Die EU ist natürlich ein riesengroßes System. Und früher, wenn ich daran gedacht habe, hatte ich den Eurokraten in Brüssel im Kopf. Jetzt werde ich aber an die Leute vom EFT denken. Und das ist sehr viel besser. Für mich war das Seminar wie ein Mini-Europa.“
Autorin: Christiane Deis, Jugendakademie Walberberg. Der Artikel wurde zuerst veröffentlicht in "Querschnitt", 2008, der Jahreszeitung der Jugendakademie Walberberg
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