16.10.2008

Jugendbegegnung - Werte kennen keine Grenzen

Auf Initiative des CJD (Christliches Jugenddorfwerk Deutschland) Eutin trafen sich 35 Jugendliche aus Polen, Spanien, Litauen und Deutschland, um gemeinsam ein Theaterstück einzustudieren und sich näher zu kommen.

Im Juli 2007 fand das mulilaterale Theaterprojekt unter dem Titel „Values that Matter“ statt. Daran nahmen benachteiligte Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren aus vier europäischen Ländern teil. Die Mehrzahl der Teilnehmer lebt in der Heimat unter schwierigen sozialen Bedingungen. Für viele der Jugendlichen aus Polen, Spanien und Litauen war der Besuch in Eutin somit auch ihr erster Auslandsaufenthalt. Die deutschen Teilnehmer waren ausnahmslos Jugendliche mit Migrationshintergrund.

„Während eines Vorbereitungsseminars, an dem auch die Gruppenleiter der einzelnen Länder  teilgenommen haben, und im Laufe der Planung habe ich lange darüber nachgedacht, unter welchem Motto die Veranstaltung stehen soll“, sagt Hanna Falk. „Dann kam mir die Idee, dass Werte ein Thema sein könnten, das Menschen über Grenzen hinweg interessiert und gerade für die Sozialisation der jüngeren Generation eine wichtige Rolle spielt.“ Hanna Falk hat das multilaterale Treffen organisiert und geleitet.

Erfolgserlebnisse motivieren

Die insgesamt 35 Jugendlichen aus vier Nationen wurden von sechs Mitarbeitern in verschiedenen Workshops betreut. Darunter befand sich auch eine Theaterpädagogin, die den Teilnehmern einige grundlegende Techniken des Theaterspiels beibrachte und sie damit gezielt auf ihre Aufgabe vorbereitete. „Dadurch kam es sehr schnell zu Erfolgserlebnissen und bei den Kids wurde die Lust am Theaterspiel geweckt“, erklärt Hanna Falk.

Bevor sich die Jugendlichen in die Arbeit stürzten, sollten sie sich zunächst ein wenig kennen lernen. „Zum Auftakt haben wir die Jungen und Mädchen spielerisch miteinander bekannt gemacht“, sagt Hanna Falk. „Durch die Spiele verloren sie ihre Scheu und gingen ohne Hemmungen aufeinander zu. Die Atmosphäre war dann gleich sehr locker und angenehm.“

Verständigung auf Englisch

Die Verständigung klappte auf Englisch. „Die Mädchen und Jungen aus Litauen sprachen am besten Englisch, die Deutschen hatten hingegen größere Sprachprobleme. Doch wir haben uns immer zu helfen gewusst. Obwohl nicht alle dasselbe Sprachniveau hatten, konnten wir uns immer miteinander verständigen“, sagt Hanna Falk. So führten die Tage in Eutin auch dazu, dass vielen Teilnehmern vor Augen geführt wurde, wie hilfreich es sein kann, Englischkenntnisse zu haben.

Die Workshops widmeten sich unterschiedlichen Teilbereichen des Theaters: Kostüme, Tanz, Musik und Requisite. Die Jugendlichen sollten sich überlegen, was ihnen zum Motto „Values that matter“ („Werte, die eine Rolle spielen“) einfällt. So wurden Vorschläge gesammelt und danach darüber abgestimmt. Sie entschieden sich schließlich für eine Geschichte, die am Flughafen spielen sollte. Das Stück, das aus mehreren Szenen bestand und am Abschlussabend aufgeführt wurde, stellte unterschiedliche Gefühle dar: Sehnsucht, Trauer, Freude und Liebe. „Diese Gemütszustände konnten alle nachvollziehen, was dazu beigetragen hat, dass sofort etwas Verbindendes da war“, erinnert sich Hanna Falk.

Rahmenprogramm sorgt für Abwechslung

Neben der gemeinsamen künstlerischen Arbeit war das Rahmenprogramm ein weiterer Schwerpunkt, der den Jugendlichen viel Spaß bereitet hat. Dazu zählten ein Stadtrundgang in Lübeck, ein Besuch des Hansaparks an der Ostsee und eine Tour nach Hamburg. Ein spezielles Erlebnis war der Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme in der Nähe von Hamburg. „Das war für viele Jugendliche eine ganz neue Erfahrung, die alle beeindruckt hat und die jeder auf seine Art aufgenommen hat. Anschließend gab es reichlich Diskussionsbedarf. Wir sprachen unter anderem darüber, wie es zum Holocaust hat kommen können und wie man sich eventuell selber in einer derartigen Situation verhalten hätte“, blickt Hanna Falk zurück.

Im Laufe der Woche fanden zudem vier „Abende der Nationen“ statt. Die Mädchen und Jungen aus einem Land gestalteten das jeweilige Programm. So gab es an einem Abend polnisches Essen und an einem anderen Abend führten die spanischen Jugendlichen „Don Quijote“ in einem Sketch auf. Die ehedem schon gute Atmosphäre war danach noch ausgelassener.

Starkes Zusammengehörigkeitsgefühl

Sowohl die gemeinsame Arbeit an der Aufführung als auch die Erlebnisse während des Rahmenprogramms haben das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe gestärkt. Die Jugendlichen haben erlebt, dass sie sich gar nicht so fremd sind, wie sie vorher dachten und dass sie weitaus mehr verbindet als trennt. Dabei hat die Auseinandersetzung über grundlegende Werte ganz entscheidend geholfen.

Für Hanna Falk steht daher außer Frage, dass es den Beteiligten gut getan hat, sich zu begegnen und auseinanderzusetzen. „Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, dass eine Woche zu kurz ist. Das Programm ist so voll und man könnte mehr Zeit miteinander verbringen, um sich noch besser kennen zu lernen. Trotzdem nehmen die Teilnehmer viele Eindrücke mit nach Hause. Sie machen erstmalig Erfahrungen mit einer anderen Kultur und mit Menschen aus einer anderen europäischen Nation. Das ist besonders in diesem Alter prägend und gerade für Jugendliche aus sozial problematischen Verhältnissen eine überaus bedeutsame Erfahrung.“

(Michael Sachse)

Kommentare

    Bislang gibt es zu diesem Beitrag noch keine Kommentare.

    Kommentar hinzufügen

    Wenn Sie sich einloggen, können Sie einen Kommentar verfassen.