02.12.2009
EuroPeers-Teamerinnen: Einmal EuroPeer, immer EuroPeer?
Die vier Studentinnen Anne, Carolina, Franziska und Sabrina wurden einst als EuroPeers ausgebildet. Inzwischen schulen sie selbst mit großer Leidenschaft den Nachwuchs. Wie kamen Sie zu den EuroPeers und was spornt sie an weiterzumachen?
Eine kleine Chronologie der Begeisterungsfähigkeit – dokumentiert von Marco Heuer.
Sabrina Apitz (29), Studentin Kommunikations- und Theaterwissenschaft, Freie Universität Berlin
„Ohne meinen Europäischen Freiwilligendienst würde ich wohl nicht als EuroPeers-Teamerin arbeiten. Damals, im Jahr 2001, war ich für acht Monate in Italien. Soziales und Kreatives miteinander verbinden, das ging gut bei der 'Cooperativa Sociale Kara Bobowski', meiner Aufnahme-Organisation in Modigliana, rund 100 Kilometer von Bologna entfernt. Betreuung im Kindergarten, Arbeit mit behinderten Menschen, die Planung einer multilateralen Jugendbegegnung – diese Erfahrungen, die ich gemacht hatte, wollte ich anderen jungen Menschen unbedingt weitergeben.
2005 kam der Brief der Nationalagentur, eine Einladung zur ersten EuroPeers-Schulung im thüringischen Windischleuba. Ich wurde aktiv, führte Schulveranstaltungen während der Europäischen Jugendwoche durch. 2006 dann die Fotoausstellung 'Mittendrin. Anders Leben', so der Titel, ein Gemeinschaftsprojekt mit zwei anderen EuroPeers. Ein Jahr später leitete ich bei der Schulung den ersten Workshop mit, damals zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Dieses Jahr habe ich den Fokus auf Online-Medien und Veranstaltungsmanagement gelegt. Das EuroPeers-Projekt entwickelt sich immer weiter, das Netzwerk ist mir wichtig. 'Peer-to-peer' klappt bei uns schon sehr gut. Jetzt hoffe ich, dass wir die europeers.de-Seite bald zu einer lebendigen 'community' à la facebook ausbauen können.“
Anne Schley (24), Absolventin Europa-Studien, Maastricht
„Egal, was ich später einmal beruflich mache. Es sollte mit Europa zu tun haben. Wenn es dann noch um Jugendliche geht – umso besser. Dieses Jahr habe ich das zweite Mal in Folge EuroPeers ausgebildet. 'Europa mit Methode', 'Europa im Alltag' – so lauteten die Workshops diesmal.
Was mir an dem Projekt so gut gefällt? Man kann sich frei entfalten, bekommt Unterstützung von der Nationalagentur. Aber es gibt keinen Druck. Niemand sagt Dir, Du musst das machen. Ich selbst war nach meiner EuroPeers-Ausbildung 2006 in verschiedenen Schulen unterwegs, habe Info-Stände in der Fußgängerzone aufgebaut und über Möglichkeiten berichtet, im Ausland aktiv zu werden.
Für die EuroPeers wäre es in Zukunft sicherlich hilfreich, wenn auch kleinere Summen unbürokratischer beantragt werden könnten. Da fehlt es noch an Finanzierungsmöglichkeiten. Wer nur 30 Euro braucht, muss sich ja nicht lange mit Fundraising rumquälen. Das wäre zu hoch gegriffen.
Trotzdem: All die Projekte haben mir gezeigt, dass es Spaß macht, sich für Europa zu engagieren. Meinen Freiwilligendienst habe ich sechs Monate in Siena in Italien verbracht. Jetzt arbeite ich seit Oktober im Büro der Europäischen Kommission in Brüssel. Als Praktikantin für die Generaldirektion Bildung und Kultur. Einheit: JUGEND IN AKTION. Für fünf Monate. Ich war überrascht, wie locker hier alles zugeht. Von wegen nur graue Anzugsträger. Zumindest bei uns kann von steifer Beamten-Mentalität keine Rede sein. Das sollte auch so sein. Ein bisschen EuroPeers-Feeling kann der Arbeit schließlich nur gut tun.“
Carolina Sachs (24), Studentin Kulturwissenschaften Frankfurt/ Oder
„Die EuroPeers hätte es schon geben müssen, als ich Abitur gemacht habe. Das hätte mir sicherlich geholfen bei der Berufsfindung. Ich hatte damals noch keine Ahnung, was ich studieren wollte. Dann entschied ich mich erstmal für einen Freiwilligendienst in Polen – ab September 2005. Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können. Ich arbeitete in einer deutsch-polnischen Jugendbegegnungsstätte südlich von Posen.
Wenn mich jetzt jemand fragt, welchen Weg man beruflich einschlagen sollte, sage ich immer nur eins: Hör auf Dein Herz, dann wirst Du schon die richtige Entscheidung treffen – egal, ob es in diesem Bereich gerade viele Arbeitsplätze gibt oder nicht. Ich selbst habe mich für ein Studium der Kulturwissenschaften entschieden.
Gerade bin ich als Erasmus-Studentin in Krakau. Polen. Da ist es wieder. Ich weiß, dass ich mit diesem Land auch in Zukunft etwas beruflich machen will. In einer deutsch-polnischen Stiftung arbeiten, hin- und herpendeln, den Leuten etwas Wichtiges erzählen – das würde mir gefallen. Aber einen Schritt nach dem anderen.
Schon damals während meines Freiwilligendienstes konnte ich mich als Trainerin ausprobieren. Bei der EuroPeers-Schulung in Einschlingen war ich nun das erste Mal als Teamerin dabei. Mir gefällt, dass die EuroPeers kein elitäres Projekt sind. Jeder kann mitmachen. Die neuen EuroPeers-Poster finde ich allerdings schrecklich. Die müssen wieder farbenfroher werden.“
Franziska Stölzel (22), Studentin Europa-Studien, TU Chemnitz
„Wie ich selbst EuroPeer wurde? Nicht über die klassische Jahres-Schulung und nicht über den Europäischen Freiwilligendienst. Angefangen hatte alles 2005 mit einer Jugendinitiative in Chemnitz. 'Was uns treibt – wohin wir gehen' – so nannten wir das bei JUGEND für Europa beantragte Jugendkunstprojekt, das an der Schnittstelle zwischen Schule, Beruf und Studium angesiedelt war.
Dann kam das Jahrestreffen 2008. Gebracht hat es mir zweierlei. Zum einen wurde ich direkt in den EuroPeers Trainer-Pool aufgenommen, zum anderen entstand die Idee für eine neue Jugendinitiative: das Jugend-Europa-Büro 'Youth Changes' in Chemnitz, das im Mai dieses Jahres eröffnet wurde (siehe auch www.europainchemnitz.de).
Wir haben das EuroPeers-Konzept einfach auf die lokale Ebene herunter gebrochen und einen eigenen Teamer-Pool aufgebaut. 20 Jung-Referenten informieren jetzt in Chemnitzer Schulen über Europa, aktivieren zum Mitmachen und zeigen Möglichkeiten, warum es sich lohnt, die eigenen vier Wände auch durchaus mal länger zu verlassen.
Mich selbst freut es, mein Wissen bei den EuroPeers-Schulungen inzwischen in Workshops weitergeben zu können. Dieses Jahr habe ich beispielsweise Projektmanagement unterrichtet. Die EuroPeers sind für mich eine Herzensangelegenheit geworden. Mein Austausch mit der Nationalagentur wurde noch intensiver. Wenn es jetzt gelingt, die EuroPeers nach außen hin bekannter zu machen, ist das Projekt auf einem guten Weg.
Ab 2010 wird es jährlich auch zwei Schulungen geben. Das ist toll, denn der Bedarf nach Ausbildung ist in jedem Fall da. Ich selbst freue mich jetzt erst einmal auf mein Erasmus-Semester in Prag. Es wird Zeit, dass ich auch mal eine längere Zeit im Ausland verbringe.“
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