02.12.2009

EuroPeers in Österreich: Wir könnten Pioniere auf diesem Feld werden

Sie wohnen in Oberösterreich, der Steiermark und Kärnten. Bartlomiej Szatkowski (23), Lisa Haring (20) und Sabine Ebner (20) haben als ehemalige Freiwillige an der EuroPeers-Schulung teilgenommen. Jetzt wollen sie das peer-to-peer-Netzwerk auch in ihrer Heimat bekannt machen.
Ein Interview von Marco Heuer.

.Ihr drei habt alle eine weite Reise auf Euch genommen. Lernt man in Ostwestfalen, wie man Jugendliche in Österreich für mehr Mobilität in Europa begeistern kann?

Lisa: Zunächst mal haben wir eine Menge Know-How mit an die Hand bekommen. Wir wissen jetzt besser, wie wir unsere künftigen Veranstaltungen planen müssen. Was mir besonders gefällt, ist der Austausch mit so viel Gleichgesinnten. Die EuroPeers sind ein tolles Netzwerk. Österreich hinkt da hinterher. Bei uns wird der Europäische Freiwilligendienst noch nicht ernst genommen. Wir könnten Pioniere auf diesem Feld werden. Kaum jemand weiß, was es für spannende Möglichkeiten auch für Österreicher gibt.

Du selbst hast in Polen als Freiwillige in einem Tageszentrum für Menschen mit Behinderungen gearbeitet. Was hat Dich am meisten beeindruckt?

Lisa: Wenn man von einem Kind mit Autismus erkannt und verstanden wird, ist das ein wahres Glücksgefühl. Ich habe meine sechs Monate in Koszalin, einer 110tausend-Einwohnerstadt zwischen Danzig und Stettin, verbracht. Junge Leute gab es da zwar wenig, aber immerhin haben die positiven Erfahrungen dort meine Berufswahl beeinflusst: Ich studiere jetzt Soziale Arbeit.

Bartlomiej: Bei mir ist es genau andersrum. Ich weiß jetzt, dass ich kein Sozialarbeiter werden möchte. Fremdenführer in Wien, damit kann man mich begeistern.

Hat sich Dein Freiwilligendienst dennoch gelohnt?

Bartlomiej: Auf jeden Fall. Ich habe in einem litauischen Jugendzentrum gearbeitet. In Kaunas. Als einziger männlicher Beschäftigter. Es war nicht immer einfach, aber ich habe mich durchgebissen (lacht). Anfangs wollte ich mit dem EFD nach Italien gehen. Das hatte dann nicht geklappt. Im Nachhinein bin ich froh. Ich glaube, Projekte in osteuropäischen Staaten können noch ein bisschen mehr bewirken als Projekte im Westen. Ich würde jedenfalls wieder nach Litauen zurückgehen.

Wie würdest Du die litauische Mentalität beschreiben?

Bartlomiej: Die Menschen sind anfangs verschlossen, aber wenn man sie erstmal besser kennenlernt, öffnen sie sich. Sie wollen dich dann gar nicht mehr gehen lassen. Zunächst braucht man aber sicher ein bisschen Geduld. Kein Vergleich aber zu Österreich…

Lisa: ...dort hat man es als Ausländer alles andere als leicht. In der Tat. In Polen habe ich jedenfalls eine Gastfreundschaft erlebt, wie ich sie aus Österreich noch nicht kannte. Wer als Ausländer in Polen lebt und arbeitet, gilt als etwas Besonderes.

Gibt es keine österreichischen Errungenschaften, die Ihr im Ausland verteidigt habt?

Sabine: Doch. Unsere Krankenversicherung möchte ich nicht eintauschen. Ich habe ja in Dänemark gearbeitet. In Silkeborg, einer Kleinstadt in der Nähe von Arhus. Als Freiwillige in einer Schule für Musik, Tanz und Theater. Als ich mitbekommen habe, dass man hier für jeden Arztbesuch bezahlen muss, dachte ich: Vielleicht ist ja doch nicht alles so schlecht in Deiner Heimat.

Was nimmst Du aus dieser Zeit mit nach Hause?

Sabine: Ich bin stolz, dass ich das halbe Jahr durchgehalten habe. Es klingt ja immer ein bisschen trivial, aber ich bin sicherlich viel selbständiger geworden. Jetzt freue ich mich schon darauf, als EuroPeer bei uns in Kärnten aktiv zu werden. Ich denke, Informationsveranstaltungen an Schulen sind ein guter Anfang.

Welche Projekte habt Ihr Euch überlegt?

Bartlomiej: Ich plane einen litauischen Abend und möchte dafür gerne an Berufsschulen gehen. Wer kennt sich schon aus mit dem Baltikum? In jedem Fall sollte es eine gute Mischung sein: Informationen über Litauen und den EFD.

Lisa: Konkrete Projekte habe ich noch nicht im Kopf, aber eine Menge Ideen. Ich werde mich jetzt mal mit meiner Koordinatorin zusammensetzen. Da wird schon was Gutes bei rauskommen.

Welche Tipps möchtet Ihr den zukünftigen Generationen mit auf den Weg geben?

Sabine: Mut zu haben, etwas auszuprobieren. Das ist vielleicht das Wichtigste. Man braucht keine bestimmte Ausbildung vorher. Auch die Schulform ist egal. Offen sein, neugierig sein – dann kommen die Abenteuer schon von ganz alleine.

Bartlomiej: Das kann ich nur bestätigen. Wenn ich noch dran denke, wie wir in Kaunas die „Electronic Music Week“ organisiert haben. Freunde von mir hatten Keyboards und Synthesizer mitgebracht. Eine Woche lang hatten die Kinder die Möglichkeit, die Instrumente auszuprobieren. Das war sicher ein Highlight. Und ja, solche Highlights gibt es, wenn man seine Ideen in die Tat umsetzt.

Lisa: Ich war sehr traurig, als ich von Koszalin am Ende wieder zurückfahren musste. Gibt es eine bessere Werbung für den Europäischen Freiwilligendienst?

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