17.03.2010

Interview: "Ohne Vernetzung geht es nicht"

Eine Plattform sein für Fachkräfte aus der europabezogenen Jugendbildung und neue Impulse liefern – das war das Ziel des Fachforums Europa, das in diesem Jahr in Bonn stattfand. Zusammen kamen wieder einmal Praktiker und Experten aus der formalen und nicht formalen Bildung, aus Politik und Wissenschaft.

Marco Heuer hat sich unter den Teilnehmern umgehört. Ein Interview mit Pia Zimmermeyer, Koordinatorin "Internationales" bei der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt mbH (EWIBO GmbH).

Frau Zimmermeyer, die EWIBO ist ein kommunaler Bildungsträger in der Region Münsterland. Seit 1994 ist sie in der Beschäftigungsförderung aktiv, organisiert Projekte für Arbeitslose und Langzeitarbeitslose. Seit 2009 betreibt die EWIBO auch das Europa-Haus in Bocholt. Hat die Fachtagung Ihnen Impulse für diese Arbeit gegeben?

Mir ist auf jeden Fall noch einmal bewusst geworden, dass Europa ohne Vernetzung nicht funktioniert. Es ist wichtig, Kontakte zu knüpfen. Nur so kann man etwas Neues auf die Beine stellen.

Unser Ziel in Bocholt heißt: Wir wollen das Europa-Haus mit Leben füllen. Dazu gehören unter anderem Arbeitsmarkt-Projekte. Wie möchten aber gerne auch Jugendbegegnungen in größerem Umfang durchführen als bislang.

Haben Sie mit Kollegen auf dem Fachforum schon Ideen für künftige Projekte spinnen können?

Ich habe mich gleich eingebracht im Netzwerk "Partnerschaften mit Russland". Einige Träger haben sich zusammengefunden und eine Arbeitsgruppe gegründet. Wir haben Fragen behandelt wie "Welche Partnerorganisationen gibt es überhaupt?", "Was macht eine guten Partnerschaft aus?" und "Welche Themen wollen wir eigentlich aufgreifen?".

Eine durchweg gelungene Veranstaltung also für Sie?

Im Prinzip schon. Mich hat nur gestört, dass viele Teilnehmer abends nach Hause gefahren sind. Das ist schade. Die besten Ideen werden doch nach Feierabend bei einem gemeinsamen Bier besprochen.

Bocholt selbst ist Europa-Stadt, hat Partnerstädte in Frankreich, Großbritannien und Litauen. Was kann eine Stadt mit knapp 75.000 Einwohnern wie Bocholt gerade für die Jugend leisten?

Wir haben bei uns viele kleine Vereine, die versuchen, die Relevanz des Themas Europa für junge Menschen erfahrbar zu machen. Im Europa-Haus versuchen wir die Aktivitäten ein bisschen zu bündeln.

Die EWIBO macht derzeit auch beim Programm "IdA – Integration durch Austausch" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, der Europäischen Union und des Europäischen Sozialfonds mit. Ziel ist die Förderung von transnationalen Austausch- und Mobilitätsvorhaben.

Wir schicken in diesem Zusammenhang beispielsweise 100 deutsche Jugendliche für ein Praktikum in die Niederlande, damit sie ihre beruflichen Kompetenzen erweitern können. Und schließlich ist auch das Europe-Direct-Büro bei uns im Europa-Haus angesiedelt.

Mit welchen Methoden können Sie Ihre Jugendlichen am meisten für Europa begeistern?

Wichtig ist doch vor allem, dass man in seiner Arbeit authentisch ist. Junge Menschen haben ein sehr feines Gespür. Sie wissen, ob man es mit ihnen erst meint. Für die europabezogene Jugendbildung heißt das: Wir müssen die Bedürfnisse der Jugendlichen ernst nehmen, ihnen die Bedeutung eines Themas für ihr eigenes Leben deutlich machen. All das klappt am besten, wenn man Jugendliche aktiv an eine Aufgabe heranführt.

Welche europapolitischen Themen stehen für Sie derzeit ganz oben auf der Agenda?

Prioritär ist für mich, dass Europa bei den Bürgern, insbesondere bei den Jugendlichen ankommt und gelebt wird. Dazu gehört nicht zuletzt die Chance, unabhängig von regionaler und sozialer Herkunft Zugang zum Lernen, Leben und Arbeiten in Europa zu haben.

IdA ist da sicherlich ein Ansatz, den es zu verbreitern lohnt. Außerdem sollte der Förderung des Erwerbs interkultureller Kompetenzen innerhalb Europas mehr Raum gegeben werden. Nur so wird Europa im engeren Sinne erlebbar und Mobilität mehr als eine theoretische Chance für alle.

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Mehr Informationen zur EWIBO gibt es unter www.ewibo.de. Informationen zum Europa-Haus in Bocholt finden sich unter www.europa-haus-bocholt.de/.

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