09.04.2010

EuroPeers haben Konjunktur

"Jung" trifft "alt". Wobei alles relativ ist - denn als EuroPeer kann man bereits nach fünf Monaten eine "alte Häsin" sein.
In Berlin kamen Ende Februar 60 EuroPeers zusammen - viele sind ganz neu beim Projekt, andere bereits seit Jahren dabei.

Doppelt hält besser. Erstmals seit Beginn des EuroPeer-Projekts vor fünf Jahren hat JUGEND für Europa eine Neueinsteigerschulung mit dem so genannten Jahrestreffen verbunden, zu dem alle EuroPeers aus den vergangenen Jahren eingeladen sind.

"Wir wollen die Vernetzung zwischen alten und neuen EuroPeers weiter ausbauen, damit sie ihre Aktionen noch effektiver planen können", sagt Heike Zimmermann von JUGEND für Europa, die das Projekt von Anfang an verantwortlich begleitet.

Künftig soll es jedes Jahr zwei EuroPeers-Schulungen geben, im Frühjahr und Herbst. An die Fortbildung im Frühjahr soll sich auch in Zukunft das Jahrestreffen anschließen.

"Unser Projekt wird von Jahr zu Jahr bekannter. Schulen fragen vermehrt EuroPeers an. Und für unsere Schulungen bekommen wir immer mehr Anmeldungen von denjenigen, die bereits einen Europäischen Freiwilligendienst absolviert oder eine Jugendbegegnung durchgeführt haben", so Zimmermann.

An der Februar-Schulung in Berlin nahmen 28 junge Erwachsene teil, zum Jahrestreffen kamen noch einmal 34 hinzu. Damit stieg die Zahl der ausgebildeten EuroPeers auf rund 350 an.

Projekt wird internationaler

Auch international tut sich etwas bei den EuroPeers. Wie bereits bei der letzten Schulung im September waren wieder junge Europa-Begeisterte aus Österreich vertreten. Hinzu kamen noch ehemalige Freiwillige aus den Niederlanden (siehe Interview) und Belgien. Wichtige Voraussetzung: Sie müssen Deutsch sprechen oder ihren EFD in Deutschland absolvieren.

Dominique Strehlau ist einer von ihnen. Der 19-jährige Belgier aus Eupen arbeitet derzeit als Freiwilliger beim Internationalen Bund in Leipzig. Künftig will er auch als EuroPeer Infoveranstaltungen durchführen und helfen, den Europagedanken weiter zu tragen.

"Die Schulung hat mich enorm gepuscht. Ich weiß jetzt viel besser, wie man vor einer Gruppe auftreten muss. Unter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kann ich mir etwas vorstellen. Und auch die einzelnen Aufwärmspiele und 'Energizer' waren sehr hilfreich", so Dominique.

Christin Lehmann lobt den gemeinsamen Austausch zwischen alten und neuen EuroPeers. "Ich fühle mich schon wie eine alte Häsin", sagt die 20-jährige Psychologie-Studentin aus Köln, "dabei liegt meine eigene EuroPeers-Schulung gerade erst einmal fünf Monate hinter mir."

Auch als Referenten werden die EuroPeers immer stärker eingesetzt. Beim Jahrestreffen begeisterte Lisa Haalck mit einem Workshop zum Forumtheater. Markus Heinze (siehe Interview) gab den letzten Schliff für die so genannte "EuroPeer-Bodypercussion"; das Erzeugen von Klanggesten mit Hilfe des menschlichen Körpers, wie es in der Sprache Goethes heißt. Und seit längerem schon teamen "ältere" EuroPeers bei den Schulungen mit – dieses Mal Sabrina Apitz und Melih Özkardes.

"Wir machen das ganz bewusst so", sagt Heike Zimmermann von JUGEND für Europa, "das schafft mehr Nähe zu unserer Zielgruppe und setzt unseren peer-to-peer-Gedanken gut um".

Trotzdem: Erfahrene Referenten von außerhalb braucht es. In diesem Jahr gab taz-Redakteurin Barbara Oertel einen Einblick in den Europa-Journalismus. Heike Kraack-Tichy informierte die EuroPeers über Fördermöglichkeiten anderer EU-Programme. Und Helen Hannerfeldt gab Tipps zum Auftreten vor Gruppen.

Kritische Auseinandersetzung erwünscht

Die Denkanstrengungen der EuroPeers können sich sehen lassen. Ein EuroPeer-Trailer ist ebenso in Arbeit wie die Initiative zu einer Jugendbegegnung mit dem Titel "Kulturhauptstadt Essen-Istanbul".

Mit Stiftungen und Arbeitsagenturen wollen die Jung-Europäer die Zusammenarbeit verstärken. Sogar eine 100-Kilometer-Wanderung um Jena – als Werbefeldzug für mehr europäische Mobiltät – hat seine Interessenten gefunden. Das Ganze – natürlich – freiwillig.

Eine reine Lobhudelei auf Europa wird es aber nicht geben. "Wir freuen uns, dass sich die EuroPeers auch immer kritischer mit dem Projekt Europa auseinandersetzen. Diesen Weg wollen wir weitergehen", so Zimmermann.

(Marco Heuer)

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Mehr Informationen zu den EuroPeers auf der Seite www.europeers.de.

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