26.05.2010
"Jugendarbeit durch europäische Jugendarbeit qualifizieren" - Interview mit Udo Teichmann, Deutschland
"Support, Advanced Learning and Training Opportunities" – so lautet die korrekte Bezeichnung. SALTO – das ist der griffigere Name. Acht SALTO-Büros gibt es in Europa, eines davon in Deutschland: das SALTO Training & Cooperation Resource Centre in Bonn. Ziel ist die Qualifizierung und Professionalisierung von Fachkräften im Programm JUGEND IN AKTION. Auch die Anerkennung des nicht-formalen Lernens soll Stück für Stück vorangetrieben werden.
Marco Heuer sprach mit SALTO-Projektreferent Udo Teichmann.
Herr Teichmann, zu Beginn des SALTO-Projekts, im Jahr 2001, gab es in Ihrem Büro gerade mal eine halbe Personalstelle. Inzwischen kümmern sich drei Vollzeitkräfte um die Aufgaben. Eine gute Entwicklung?
Ich würde sagen, wir sind auf dem richtigen Weg. Als SALTO Anfang 2001 mit dem Start des damaligen Programms JUGEND seine ersten Aktivitäten in Europa aufnahm, war noch völlig unklar, welches Büro welchen Schwerpunkt bearbeiten würde.
Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der flämische Teil Belgiens waren Länder der ersten Stunde. Die Aufgabe lautete damals: Entwickelt Trainingskurse zu den relevanten Themen des Programms.
Diese Themen sollten immer wieder neu festgelegt werden. Später kamen dann neue Länder hinzu. Die Büros erhielten konkrete Namen und Aufgaben – entweder zu einem Schwerpunkt des Programms (Kulturelle Vielfalt, Partizipation, Chancengleichheit) oder mit einem Fokus auf eine bestimmte Region (Osteuropa und Kaukasus, Südosteuropa, Euro-Med-Raum). Wir wurden das SALTO-Büro für Training und Kooperation.
Was waren die ersten Aufgaben und Projekte?
Wir haben uns zunächst darum gekümmert, wie die damals noch neuen Beitrittsländer in den Europäischen Freiwilligendienst einbezogen werden können. In unserem zweiten Jahr haben wir uns verstärkt mit der Partnersuche und Fortbildung in südosteuropäischen Ländern beschäftigt.
Dann kam 2004 / 2005 der Youthpass dazu und Sie hatten auf einmal eine ganze Menge mehr zu tun.
Ganz genau. Das Thema "recognition", die Anerkennung nicht-formalen Lernens, brachte neue Aufgaben mit sich, führte bei uns aber auch zu mehr Personal. Die Anforderungen veränderten sich – auch, weil JUGEND IN AKTION deutlich politischer ist als das Vorgängerprogramm JUGEND.
Erklären Sie uns das bitte an einem Beispiel.
Wenn wir früher von Qualifizierung und Professionalisierung von Fachkräften gesprochen haben, ging es eher um praktische Fragen wie: "Welche Qualitätsstandards haben wir in Trainingskursen?" Heute geht es mehr darum, wie Jugendarbeit durch europäische Jugendarbeit qualifiziert werden kann. Das ist ein deutlich politischerer Ansatz.
Und was verbirgt sich jetzt genau hinter der Qualifizierung und Professionalisierung von Fachkräften?
Wir unterstützen die Nationalagenturen bei der Entwicklung ihrer Trainingsstrategien und ihren gegenseitigen Kooperationen. Auch eine europäische Trainingsstrategie wird es in Zukunft geben.
Wann?
(lacht) Da möchte ich mich jetzt mal lieber noch nicht festlegen.
Was für Trainingskurse bieten Sie an?
Wir haben zwei Standbeine. Zum einen kümmern wir uns um die Aus- und Fortbildung des Personals der Nationalagenturen. Zum anderen – und das fällt zahlenmäßig stärker ins Gewicht – bieten wir Aus- und Fortbildungen für Jugendarbeiter und deren Trainer an.
Zum Beispiel gibt es einen Langzeitkurs für Trainer, der ein Jahr lang dauert und Praxisseminare, e-learning-Module und ein Praxisprojekt umfasst.
Welche Kurse sind besonders nachgefragt?
Auf großes Interesse stoßen die so genannten "BiTriMulti-Kurse" – ein Angebot für all diejenigen, die als Betreuer für Jugendbegegnungen über die Aktion 1.1 arbeiten. Da sind wir rein quantitativ am stärksten vertreten. Das Training richtet sich an eine breite Masse.
Bei "SOHO" (Sending Organsations / Hosting Organisations) schulen wir pädagogische Fachkräfte, die mit Freiwilligen arbeiten. Auch das ist ein Einsteiger-Angebot. Egal, welches Training man nimmt – die Programmländer sind in der Regel alle gut vertreten.
In Zahlen ausgedrückt…
… heißt das, dass unser SALTO pro Jahr etwa 30 Kurse mit jeweils rund 25 Teilnehmenden koordiniert. Den genauen Bedarf fragen wir vorher bei den Nationalagenturen ab. Für unsere Fortbildungen arbeiten wir mit rund 30 TrainerInnen zusammen.
Und dabei darf man eines nicht vergessen: Wir sind zu dritt für mehr als 30 Länder in Europa zuständig.
Welche Verbesserungen würden Sie sich für die SALTO-Arbeit noch wünschen?
Ich habe zwei Wünsche. Der eine ist erfüllbar, der andere wohl eher nicht. Ich finde es schwierig, dass sich das Personal in allen Ländern und auf allen Ebenen oft doch sehr schnell verändert. Die Fluktuation ist hoch. Da wird nachhaltiges Arbeiten schwierig und die Frage, wie wir bestimmte Qualitätsstandards halten, bisweilen auch obsolet. Leider müssen wir mit dieser Art von Problem aber wohl weiterleben.
Das zweite, und das ist vielleicht eher veränderbar, ist die Rolle der Politik. Wir entwickeln mit unserer Arbeit Ideen und Projekte in einer Nische. Die Politik – die nationale und die internationale – sollte uns helfen, unsere Angebote stärker in der Breite zu implementieren. Oft fehlt es da am entscheidenden Willen und an der Durchsetzungskraft. Das beklagen alle acht SALTOs.
Werden die SALTO-Büros noch mal aufgestockt?
Erst einmal wird es wohl bei den acht Büros in Europa bleiben. Eine Auswertung der Europäischen Kommission hat gezeigt, dass – bis auf kleine Justierungen bei einzelnen Schwerpunkten – die Arbeit der SALTOs gut aufgeteilt ist. Das hat sie dem Programmkomitee auch so im letzten Jahr mitgeteilt.
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Mehr Hintergründe zum SALTO Training & Cooperation Resource Centre gibt es auf der SALTO-Seite.
Informationen zu Trainingskursen und Fortbildungsangeboten finden sich unter auf der Seite von SALTO und von JUGEND für Europa.
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