08.07.2010

"Arbeit auf mehrere Schultern verteilen" – Internationaler Trainingskurs für Fachkräfte

28 Fachkräfte aus fünf europäischen Ländern trafen sich fünf Tage zu einem Trainingskurs in der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW). Sie trainierten die Durchführung internationaler Jugendbegegnungen und entwickelten Ideen für gemeinsame Jugendaustauschprojekte mit benachteiligten Jugendlichen.

Bereits vor zwei Jahren trafen sich Mitarbeiter verschiedener Partnerorganisationen aus fünf Ländern zu einem ersten Vernetzungstreffen in Weimar. Einige der damaligen Teilnehmer waren auch während der zweiten Begegnung vor Ort.

Alle Fachkräfte betreuen ausnahmslos benachteiligte Jugendliche. Und jeder von ihnen ist überzeugt davon, "dass bereits ein kurzer Auslandsaufenthalt sehr starken Eindruck bei den Jugendlichen ausübt", wie Joachim Faßnacht betont, der Leiter der Stiftung Georg Haar, die den Trainingskurs organisiert hat (siehe Interview).

Dementsprechend war das Interesse groß, mehr über die Sozialarbeit in anderen Ländern zu erfahren. Bereits bestehende Kontakte zu intensivieren, neue Netzwerke zu knüpfen und letztlich Partner für einen Jugendaustausch zu finden.

Theorie und Praxis

Ein theoretischer Einstieg bot die Möglichkeit, Einblick in die Methodik des internationalen Jugendaustauschs und die Zusammenarbeit im internationalen Kontext zu gewinnen. Nützliche Tipps und Hinweise zu den formalen Notwendigkeiten und inhaltlichen Förderprioritäten von Jugendbegegnungen im Programm JUGEND IN AKTION führten schnell hin zur Praxis.

"Wir haben uns im Prozess entschieden, den theoretischen Teil etwas abkürzen. Der Bedarf an Austausch über die 'professionelle Praxis' in den betreffenden Ländern war größer als wir erwartet hatten", sagt Trainerin Julia Motta. "Wir hatten so mehr Zeit, die Partnersuche zu intensivieren, konkrete Projekte zu planen und ganz allgemein das Netzwerk untereinander zu etablieren."

Letztendlich kristallisierten sich drei Projekte heraus, die inhaltlich weit fortgeschritten sind und im nächsten Jahr umgesetzt werden sollen: Eine internationale Floßfahrt auf der Loire, ein Sommerlager in Finnland und ein interkulturelles Fußballcamp in Polen.

"Wichtig bei der Planung ist", betont Julia Motta, "dass bei der Organisation und Leitung einer Jugendbegegnung niemand mit seinen Aufgaben überlastet ist. Oft werden die Verantwortung und der Aufwand unterschätzt. Es ist Teil einer guten Planung, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen."

Positives Echo

Am Ende bewerteten sowohl das Leitungsteam als auch die Vertreter aus fünf europäischen Ländern die Veranstaltung durchweg positiv. Anton Wächter, Teamleiter einer Wohngruppe der Kinder- und Jugendland gGmbH, hob die Effizienz der Veranstaltung hervor: "Das zweite Seminar war eine konsequente Fortführung der ersten Begegnung vor zwei Jahren. Wir konnten uns nun viel konkreter der Projektplanung widmen."

Pirjo Leppänen von der "Lehmuskolo Oy" aus Finnland war rundum zufrieden mit den Ergebnissen. "Ich arbeite zwar schon 30 Jahre im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, aber so viel Input wie in den Tagen in Weimar habe ich schon lange nicht mehr bekommen. Die Trainer haben uns in vielen Punkten die Augen geöffnet und konnten uns zahlreiche interessante Perspektiven aufzeigen."

Auch für Dafina Bildar und Eugen Andra von der rumänischen Organisation "Sava Brancovici" hat sich die Reise nach Thüringen gelohnt. "Wir betreuen junge Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Einige sind körperlich behindert, andere leiden unter psychischen Störungen. Unsere Klienten haben große Probleme, ihr Leben alleine zu bewältigen. Niemand kümmert sich um sie, so dass sie völlig isoliert sind. Wir versuchen, ihnen eine Perspektive zu geben", sagt Dafina Bildar. "Die Möglichkeit, einen Austausch mit anderen Jugendlichen aus dem europäischen Ausland zu initiieren, ist für unsere jungen Leute eine großartige Sache. Es gibt nichts Wichtigeres für sie als Nähe und Freundschaft zu erfahren."

(Michael Sachse)

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Der Trainingskurs wurde organisiert von der Stiftung "Dr. Georg Haar". Informationen zu deren Arbeit finden Sie hier...

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