25.08.2010

Jugendinitiative - Grüne Zukunft

Global Young Greens-Kongress in Berlin – Internationale Jugendinitiative fordert mehr soziale Gerechtigkeit in der Welt.

Was hatte sich Julius Van de Laar nur dabei gedacht? Da stand er nun, der gelernte Kampagnen- und Politikberater aus Obamas früherem Wahlkampfteam, inmitten der Berliner Heinrich Böll Stiftung, umringt von einer wissenshungrigen und internationalen grünen Jugend, und dann das: "Mit diesem klassischen Anzug wäre ich wohl besser bei Ihren Kollegen von Union und FDP aufgetreten", parlierte der gebürtige Heidelberger in perfektem Amerikanisch und blickte mit einem Augenzwinkern in die ausgewaschene Jeans- und Sweatshirt-Fraktion vor ihm.

Das Thema seines Workshops: "Campaining 2.0". Van de Laars Lieblingsslogan: "Christunity". Denn nur wenn eine Krise (crisis) und die Gelegenheit zur Veränderung unter den Konsumenten (opportunity) zusammenträfen, könnten Online-Kampagnen das werden, was sie in der Regel nicht sind: erfolgreich.

Teilnehmer von allen Kontinenten

Es waren Workshops wie diese, die rund 100 Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern motivierten, am internationalen Kongress der "Global Young Greens" teilzunehmen – einer Nichtregierungsorganisation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Ihr Ziel es ist, ihre Mitglieder an grüne Organisationen auf der ganzen Welt zu binden und sie bei ihrem Engagement für Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Basisdemokratie und Frieden zu unterstützen. 2007 fand der erste Austausch in Nairobi statt. In diesem Jahr reisten die Vertreter grüner Ideen von allen Kontinenten in die Bundeshauptstadt.

Ein Jahr lang hatte das deutsche Organisationsteam um die 21-jährige Franza Drechsel ehrenamtlich am Konzept des Berliner Kongresses gearbeitet. Finanzielle Unterstützung gab es unter anderem durch die "Aktion 1.2 – Jugendinitiativen“ des EU-Programms JUGEND IN AKTION.

"Wir wussten, dass es viel Arbeit wird. Dass es aber so viel wird, hätten wir nicht gedacht“, erklärt Franza, deren Kongress-Statement sogleich in der mit großer Akribie erstellen Pressemappe nachzulesen war: "Deutschland ist eines der reichsten Länder der Erde. Wir haben die historische und internationale Verantwortung, junge Menschen des globalen Südens so zu unterstützen, dass sie in ihren Herkunftsländern für bessere ökologische und soziale Bedingungen kämpfen können.“

Einzelkämpfer unterstützen

Gemeint sind junge Aktivistinnen wie Ann Bulimu. Seit vier Jahren ist die 30-jährige Kenianerin in der grünen Politik zu Hause und nicht wenige Kongress-Teilnehmer glauben, dass die junge Frau schon bald eine wichtige Rolle in ihrem Heimatland spielen wird.

Ein globales grünes Netzwerk aufbauen, gemeinsame Werte entdecken, Unterschiede deutlich machen – mit Zielen wie diesen sind die "Global Young Greens“ in ihren zweiten Kongress gegangen.

Doch dabei sollte es nicht bleiben. "Junge Menschen haben oft gute Ideen. Nur fehlt es ihnen an der Erfahrung, diese auch in die Tat umzusetzen“, sagt Georg Kössler (25), einer der Projektverantwortlichen. "Daher brauchen wir nicht nur Inhalte auf dem Kongress, sondern auch Zeit und Raum, um die Teilnehmer in Methoden fit zu machen, die sie für ihre politische Arbeit nutzen können.“

Neben handwerklichen Tipps zur Kampagnen-Planung wurden auch Praxis-Workshops zu Projektmanagement und Fundraising angeboten. Im Open Space machten die Teilnehmer vor allem auf widrige Arbeitsbedingungen in Ländern wie Afghanistan oder Russland aufmerksam.

Und sogar der grüne Europa-Abgeordnete Reinhard Bütikofer und Jonathan Watts, Asien-Korrespondent des Guardian und kritischer China-Beobachter, schauten vorbei, um mit den Jungaktivisten über den „Green New Deal“ zu diskutieren. Sich nicht einschüchtern lassen, für die eigenen Ideale kämpfen – darum ging es auf dem einwöchigen Kongress in der Heinrich Böll Stiftung.

Für Elena Zakirova hat sich das Kommen gelohnt. Die 28-Jährige ist als Einzelkämpferin in Kirgistan unterwegs. In ihrem Heimatland hatte sie sich mit der Grünen Partei überworfen. Sie musste sich politisch neu orientieren und wurde eines der Gründungsmitglieder der "Global Young Greens“. Auch Jesús López wollte neue Ideen aus Berlin mitnehmen. In Venezuela engagiert er sich für die weit links stehende Partei "Movimiento Ecológico de Venezuela“, gestaltet einen Videoblog und twittert aktiv über grüne Politik.

Dokumentation in Arbeit

Organisatorin Franza Drechsel ist mit dem Ablauf des Kongresses zufrieden. "Die Nationalitäten haben sich gemischt. Das freut mich besonders. Und mit Berlin als Kongressort kann man aus Teilnehmersicht sowieso nichts falsch machen.“

Eine Dokumentation soll jetzt die wichtigsten Ergebnisse zusammentragen. "Unser erklärtes Ziel ist es, die ´Global Young Greens´ zukunftsfest zu machen. Da es eine hohe Fluktuation gibt, müssen wie sicherstellen, dass das erarbeitete Wissen auch an unsere Nachfolger weitergegeben wird“, so Franza.

Geht es nach dem Willen der Organisatoren, soll der nächste internationale Kongress bereits 2012 stattfinden. Sorgen um eine ausreichende Förderung sollten sich die Macher nicht machen. Denn wenn die professionelle Messlatte wieder so hoch liegt, dürfte nichts schief gehen – egal, in welchem Dresscode die Referenten ihr Wissen am Ende zum Besten geben.

(Marco Heuer)

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Der Kongress wurde u.a. gefördert über die "Aktion 1.2 - Jugendinitiativen" des EU-Programms JUGEND IN AKTION.

Detaillierte Hintergrundinformationen zum Kongress und zu den Zielen der „Global Young Greens“ gibt es unter www.globalyounggreens.org

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