27.06.2011

Unterwegs als "living library" auf dem Europamarkt in Hamburg

Wie fühlt es sich an, ein ausleihbares Buch zu sein? Diese Erfahrungen wollten Anna Aurich (21), Simone Braun (20) und Valerie Witt (21) während der Europäischen Jugendwoche im Mai sammeln.

Beim Europafest auf dem Gänsemarkt in Hamburg trotzen die drei EuroPeers zum Teil scheußlichem Wind und Wetter. Aber auch der EFD ist ja meist ein Abenteuer. Marco Heuer war in Hamburg dabei.

JfE: Wie ist das Projekt genau entstanden?

Valerie: Wir wollten einfach was Neues ausprobieren. Und so kam uns bei einem unserer ersten Treffen mit den Europäischen Freiwilligen vom BHH SozialContor (einer Organisation zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen) und der European playwork association (e.p.a. – einem internationalen Netzwerk von Jugend- und Stadtteilinitiativen) die Idee der "living library", einer lebendigen Bibliothek.

Um uns die Bücher auf den Leib zu schneidern, haben wir große Pappen und Kartons aus Altpapier gestiftet bekommen. Im e.p.a Europa Jugend Büro klebten, schnitten und pinselten wir unsere Bücherboxen dann zusammen.

Was waren Eure Hauptsorgen vor der Veranstaltung?

Anna: Wir waren ja nicht nur auf dem Europamarkt in Hamburg dabei, sondern haben im Vorfeld auch Workshops zum Thema Mobilität in Gesamtschulen gegeben. Und man weiß ja, wie das in einer Schule sein kann: Der Beamer klappt nicht. Alle sitzen nur da, weil sie keine Lust auf Unterricht haben und der Gedanke an eine übermotivierte Person wie mich, die sie dann für ein kleines Kennenlern-Warming Up (womöglich mit Bewegung!) begeistern möchte, ist so ungefähr das Letzte, was sie hören möchten.

Davon abgesehen, gab es für mich als Kielerin dann nur noch eine Schwierigkeit: Früh morgens an einen Ort zu kommen, von dem ich noch nie gehört hatte und dann so motiviert und gut gelaunt zu wirken, dass ich alle anderen mitreißen kann.

Was macht eine "living library" überhaupt spannend?

Simone: Man weiß vorher nicht, wer oder was da auf einen zukommt. Man schlüpft in einen bunt bemalten Pappkarton in Form eines Buches, auf dem "Europäischer Freiwilligendienst", "Gemeinsam für Europa" oder aber "Erfahrungen austauschen" steht und spaziert über den Platz. Das erregt Aufmerksamkeit.

Im strömdenden Regen auf dem Gänsemarkt.Wer das Prinzip der „living library“ verstanden hat, spricht dich an und das kann richtig spannend werden. Ich bin das Buch und informiere meinen Leser über meine Erfahrungen. Im Gegensatz zu einem normalen Buch antworte ich aber auch auf spontane Fragen.

Dann beginnt der Hamburg-Tag. Wart Ihr aufgeregt?

Valerie: Ich bin etwas später am Nachmittag auf dem Marktgelände eingetroffen. Da hatte ich seit dem Morgen schon viel Zeit, um langsam aber sicher immer nervöser zu werden. Ich war ja nicht nur ein Buch der lebendigen Bibliothek, sondern mit Irakli aus Georgien auch Showmasterin unserer Präsentation.

Als ich dann auf der Bühne stand, war ich erstaunt, wie aufgeregt auch die anderen aus meiner Gruppe waren. Dann ging alles wie erwartet drunter und drüber. Dennoch: Es war ein Riesenspaß.

Und dann – kurz vor Eurem Auftritt – kam der große Regen...

Simone: ...und ich dachte, das ist jetzt zu viel auf einmal. Ich musste mein Kostüm, das ja ungünstigerweise aus Pappe bestand, in Sicherheit bringen. Fünf Minuten vor unserem Bühnenauftritt regnete es in Strömen. Schlechtes Timing. Mit einem Mal wurde der Platz leer. Trotzdem haben wir uns nicht entmutigen lassen. Wir sind fröhlich auf die Bühne gestürmt, haben uns und unser Programm vorgestellt und gute Laune verbreitet. Und ganz ehrlich, ein paar neugierige Zuschauer hatten wir ja doch.

Was war das für ein Gefühl auf der Bühne?

Anna: Für mich ging es hauptsächlich darum, bei strömendem Regen einen guten Eindruck zu machen. Das wenige Publikum, was noch da war, sollte ja nicht auch noch weglaufen. Zum Glück war ich informiert, welche Fragen auf mich zukommen würden. Aber was sollte da auch noch schiefgehen? Bei so vielen Vorträgen, bei denen ich alleine vor einer Schulklasse gestanden hatte...?!

Was nehmt Ihr von Eurer Veranstaltung während der Europäischen Jugendwoche mit?

Valerie: Ich habe das erste Mal mitbekommen, wie viel Unterstützung wir als Jugendliche bei Veranstaltungen zum Thema Europa bekommen. Auch die anderen Stände auf dem Europamarkt waren größtenteils an Freiwilligenarbeit im Ausland interessiert. Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Man muss sich nur informieren. Toll ist auch, wie wir EuroPeers im Norden uns immer wieder gegenseitig unterstützen und besuchen, um gemeinsam was auf die Beine zu stellen.

Habt Ihr noch eine Botschaft für die Jugendlichen da draußen?

Simone: Nutzt eure Chance und geht ins Ausland. Engagiert euch für einen guten Zweck. Das bringt nicht nur für andere etwas, sondern auch euch selbst. Seit meinem Europäischen Freiwilligendienst in Dänemark bin ich jedenfalls süchtig nach neuen Auslandserfahrungen und Kontakten zu Menschen in ganz Europa. Der EFD war das Beste, was mir je passieren konnte. Also macht's mir nach...!

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Die Veranstaltung fand statt während der Europäischen Jugendwoche 2011. In Deutschland lautete das Motto "JUGEND IN AKTION wirkt!". Mehr dazu...

Wer noch mehr über Annas, Simones und Valeries Engagement für Europa lesen möchte, sollte auf www.europeers.de/europeers-gesichter/ klicken. Dort sind auch zahlreiche weitere EuroPeers-Projekte beschrieben.

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