06.12.2011
Jugendinitiativen - Pimp your project
Seit Ende 1992 fördert die EU Jugendinitiativen. Doch mit dieser Erfolgsgeschichte könnte 2014 Schluss sein. Im Programmentwurf der EU-Kommission für das neue Bildungsprogramm "Erasmus for all" tauchen Jugendinitiativen nicht mehr auf. Was diese aber alles leisten, zeigt das internationale Praxisseminar "Pimp your Project".
Die einen haben in Leipzig eine junge Verlagswerkstatt gegründet, um kleine Bücher zu verlegen, die anderswo keine Chance hätten. Die anderen engagieren sich in einem tanz- und theaterpädagogischen Projekt in Wien, die nächsten versuchen einen bildungspolitischen Kongress in Polen auf die Beine zu stellen.
So vielfältig die Initiativen der rund 30 Teilnehmer an der Veranstaltung "Pimp you Project" in der Jugendherberge Bonn sind, so ähnlich sind ihre Ziele: Sie alle wollen etwas bewegen, wollen eigenständig ihre Ideen verwirklichen und andere Jugendliche dabei mitreißen.
Doch aller Idealismus und Tatendrang wird meist irgendwann von der Realität eingeholt und es stellen sich banale Fragen wie: Woher nehmen wir das Geld für die Plakate? Wer leitet eigentlich den Workshop? Was war nochmal der nächste Schritt?
JUGEND für Europa greift einmal jährlich in einem mehrtägigen Seminar diese Fragen aus der Praxis von nationalen und transnationalen Jugendinitiativen auf und bietet den Jugendlichen Unterstützung an: Von den Weichenstellungen in der Vorbereitungs- und Planungsphase eines Projekts über die Voraussetzungen für eine Förderung durch das europäische Programm JUGEND IN AKTION und weitere Fundraising-Möglichkeiten bis hin zu Moderationstechniken und nachhaltiger Ergebnisdokumentation standen in Bonn sämtliche Aspekte für das Gelingen einer Jugendinitiative auf dem Programm.
Tipps und Tricks für transnationale Kooperationen
Ein Fokus des Seminars lag in diesem Jahr auf transnationalen Kooperationen – ein Thema, das viele Teilnehmer interessierte. Cora und Steffen etwa, beide 19, organisieren in Aachen eine Werkstatt für Jugendbeteiligung und Jugendpolitik mit dem Namen "Was geht?!". Im kommenden Jahr können sich dort schon zum zweiten Mal Jugendliche in Workshops und Vorträgen über Jugendthemen informieren und mit Politikern diskutieren.
"Wir wollen die Zielgruppe diesmal auf Jugendliche aus dem Dreiländereck erweitern und erhoffen uns hier Tipps für die Suche nach Kooperationspartnern im Ausland", erklärt Cora. Hilfreich fanden hier beide die verschiedenen Plattformen und europäischen Partnerbörsen im Internet, die Programmreferentin Nina Schmidt vorstellte. Etwa die Suchmaschine OTLAS des Salto Resource Centre.
Auch Marco, der in Leipzig eine Verlagswerkstatt als Austauschort für junge Germanisten aufgebaut hat, sieht seine Publikationen und Übersetzungen im europäischen Kontext. "Das wird eigentlich erst interessant, wenn man international denkt und auch Trends aus anderen Ländern übernimmt", findet er, "und das geht am besten mit Kooperationspartnern vor Ort."
Dass "Pimp your project" selbst international besetzt war, gefiel vielen Teilnehmern besonders gut – schnell stellte sich in den Workshops und Abendrunden ein gemeinschaftliches Europa-Feeling ein. Marco kam die bunte Mischung auch für sein Projekt gelegen: Mit Germanistin Julija aus Lettland, die in Riga an der Universität arbeitet, hat er sich direkt vernetzt und schon begonnen, Pläne für eine konkrete Zusammenarbeit zu schmieden.
In einem guten Team sind alle beteiligt
Wie eine solche partnerschaftliche Zusammenarbeit bei transnationalen Jugendinitiativen erfolgreich gestaltet werden kann, war Thema eines Vormittags, an dem sich die Seminarteilnehmer insbesondere mit den Grundlagen der Teamarbeit beschäftigten.
Wie wichtig Kommunikation ist, erfuhren die Teilnehmer in den gruppendynamischen Übungen mit Trainer Frank Schmitz vom Beratungsbüro Profondo auf amüsante Weise am eigenen Leib: Zum Beispiel, in dem alle Jungs und alle Mädels jeweils gemeinsam einen Zollstock auf den Fingern balancierend zu Boden bringen mussten. Was einfach klingt, erfordert überlegtes Vorgehen und klare Absprachen – wie jedes gute Projekt auch.
Frank Schmitz brachte die Teilnehmer dazu, immer wieder ihre eigene Rolle in der Gruppe zu überdenken. Er verdeutlichte insbesondere, dass für eine erfolgreiche Jugendinitiative der Prozess und die Beteiligung aller Teilnehmer mit ihren individuellen Fähigkeiten mindestens genauso entscheidend sind wie das Ergebnis, das am Ende herauskommt. "Bei unseren Theaterprojekten geht es auch vor allem darum, dass alle Kinder davon profitieren", bestätigte Isabell aus Wien, "das Theaterstück selbst ist eigentlich gar nicht so wichtig."
Nichtsdestotrotz möchten natürlich alle Seminarteilnehmer mit ihren Jugendinitiativen etwas erreichen, das über den persönlichen Lerneffekt hinausgeht. "Das Seminar hat geholfen, dass wir mehr über unsere Projekte nachdenken und uns bewusst werden, wo Probleme auftauchen könnten", fasste es Agniezka aus Polen zusammen. Wer schon mit konkreten Fragen im Gepäck angereist war, konnte zudem die Einzelberatung in Anspruch nehmen, die Mitarbeiter von JUGEND für Europa anboten.
(Text und Bild: Nina Voigt)
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Mehr zum neuen Programmentwurf der EU-Kommission finden Sie auf unserer Seite www.jugendpolitikineuropa.de.
Informationen zu den Förderkriterien finden Sie auf www.jugend-in-aktion.de.
Zur europäischen Partnerbörse OTLAS gelangen Sie hier..
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