09.12.2011
Mit Nachdruck für internationale Jugendarbeit - 1. Parlamentarisches Frühstück im Bundestag
Wie kann Politik internationale Jugendarbeit fördern? Welche Konsequenzen hätte das neue EU-Programm "Erasmus für alle" für die Jugendarbeit in Deutschland und Europa? Was erwartet die internationale Jugendarbeit von den Bundestagsabgeordneten – und umgekehrt? Um diese Fragen ging es beim ersten Parlamentarischen Frühstück der internationalen Jugendarbeit in Berlin.
Abgeordnete von CDU/CSU, SPD und den Grünen waren der Einladung der bilateralen Jugendwerke und Koordinierungsstellen sowie von JUGEND für Europa und IJAB gefolgt. Unter dem Motto"„Bildung, Engagement, Kompetenz – Internationale Jugendarbeit stärkt Demokratie und Vielfalt!" diskutierten sie mit den Leitungen der gastgebenden Institutionen die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Jugendpolitik in Deutschland und Europa.
In ihrer Einführung stellte Marie-Luise Dreber, Direktorin von IJAB, anhand verschiedener Studienergebnisse die Wirkungen internationaler Jugendarbeit dar. Junge Menschen – auch benachteiligte Jugendliche – machen wesentliche und biografieverändernde Erfahrungen, wenn sie an internationalen Jugendprojekten teilnehmen.
Wirkungen wahrnehmen
Besonders hob sie dabei hervor, dass junge Menschen nicht nur soziale und interkulturelle Kompetenzen erwerben, sondern sich auch stärker als vorher gegen Rassismus und Intoleranz engagieren. Internationale Jugendarbeit hat das Potential, demokratische und zivilgesellschaftliche Strukturen zu stärken.
Jugendarbeit für Aufbau demokratischer Strukturen
In diesem Zusammenhang formulierten die Gastgeber auch eine klare Forderung: Die Bundesregierung hat Millionen Euro für den Aufbau demokratischer Strukturen in der arabischen Welt (Ägypten, Tunesien) vorgesehen. Bislang gibt es jedoch noch keine verbindliche Aussage darüber, welcher Anteil der Mittel in die Jugendarbeit fließen soll. An die Abgeordneten wurde appelliert, sich aufgrund des Bedarfs für Mittel in Höhe von mindestens 500.000 Euro einzusetzen.
Mobilität für Alle
Hans-Georg Wicke, Leiter von JUGEND für Europa, ging in seinem Statement auf die jugendpolitischen Entwicklungen ein, die derzeit auf europäischer Ebene stattfinden. Allen jungen Menschen eine Chance auf "Mobilität zu Lernzwecken" zu ermöglichen, ist als Ziel in der europäischen Jugendpolitik verankert. Es ist daher ein wichtiges Anliegen, dass die Erkenntnisse und Entwicklungen aktiv in die derzeitigen Diskussionen um eine eigenständige Jugendpolitik und die Ausbildung einer europäischen und internationalen Jugendpolitik in Deutschland eingebracht werden.
Eigenständiges Jugendprogramm
Besonderes Augenmerk legte Wicke außerdem auf den aktuellen Vorschlag der EU-Kommission, die acht laufenden jugendpolitischen Programme in einem einzigen Bildungsprogramm – "Erasmus für alle" – zusammenzufassen. Er schilderte die Konsequenzen, die sich für die internationale Jugendarbeit aus dem Verlust eines eigenständigen EU-Jugendprogramms ab 2014 ergeben würden. Zu dem Vorschlag der EU-Kommission liegen bereits viele kritische Anmerkungen von Fachkräften, Trägern, Bundesländern (Bundesrat), Bundesregierung (BMFSFJ und BMBF) sowie von Abgeordneten im Europäischen Parlament und des Europäischen Jugendforums vor. Die Abgeordneten des Bundestages wurden gebeten, sich ebenfalls für die Beibehaltung eines eigenständigen Jugendprogramms stark zu machen.
Im Tischgespräch entstand ein angeregter und konstruktiver Austausch zu den vorgestellten Entwicklungen. Mit einer grundsätzlich unterstützenden Haltung der Abgeordneten wurden deren Einflussmöglichkeiten einerseits und ihre Erwartungen an die Träger der internationalen Jugendarbeit andererseits diskutiert.
Visaerleichterungen
Deutlich ausgesprochen wurde der Hinweis auf immer noch stark spürbare Restriktionen bei der Visaerteilung im Rahmen von Jugendbegegnungen mit Teilnehmern aus Nicht-EU-Ländern.
Benachteiligte Jugendliche gewinnen
Die Abgeordneten selbst betonten, dass die Einbeziehung benachteiligter Jugendliche, insbesondere auch von Jugendlichen aus Real- und Hauptschulen, weiterhin und noch verstärkt ein wesentliches Anliegen von internationaler Jugendarbeit sein sollte.
Erbeten wurden zudem Hinweise zu finanziellen und strukturellen Problemen in den Partnerländern, die die Zusammenarbeit in der Praxis und die Mobilitätsmöglichkeiten von Jugendlichen erschweren.
Der beim parlamentarischen Frühstück aufgenommene Gesprächsfaden wird in den nächsten Wochen im direkten Kontakt mit einigen Abgeordneten und am 7. März 2012 mit einem Parlamentarischen Abend weitergeführt.
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