12.03.2012
Großer Zuspruch für den 5. Parlamentarischen Abend der Internationalen Jugendarbeit
Mehr als 200 Gäste, darunter mehr als 20 Abgeordnete, verwandelten die Saarländische Landesvertretung in Berlin in ein beeindruckendes Forum für den politischen Dialog zwischen Jugendarbeit und Politk. MdEP Doris Pack sagte ihre umfassende Unterstützung für ein eigenständiges Jugendprogramm zu.
Das große Interesse zeigt deutlich, dass sich das Format "Parlamentarischer Abend" bewährt und etabliert hat. Das allein ist bereits als Erfolg zu werten, zeigt es doch, dass „Internationale Jugendarbeit“ auch auf dieser Ebene ein Profil entwickelt hat und ihre Akteure als kompetente Gesprächspartner gesucht werden.
JUGEND für Europa und ConAct -Koordinierungszentrum. Deutsch-Israelischer Jugendaustausch organisierten einen von vier Thementischen des Abendes. 50 Teilnehmer diskutierten mit den Bundestagsabgeordneten Sibylle Laurischk, Dr. Thomas Feist, Dr. Stefan Kaufmann und Sönke Rix sowie mit der Europaabgeordneten Doris Pack über die Herausforderungen, die sich stellen, wenn man über ein Recht auf internationale Mobilitätsmaßnamen für jeden Jugendlichen nachdenkt.
Viele der anwesenden Vertreter aus der Kinder- und Jugendhilfe unterstrichen den Sinn und die Notwendigkeit eines solchen Anspruches und verwiesen dabei vor allem auf die positiven Ergebnisse der jüngeren Wirkungsforschung.
Keinen Anlass für Missverständnisse gaben auch die Schilderungen der alltäglichen Praxis aus dem Kreis der anwesenden Fachkräfte: Pädagogische Ausbildungen in Deutschland nehmen internationale Jugendarbeit nicht als Standard der Ausbildung wahr, fehlende Mittel auf kommunaler und auf Länder-Ebene, zu geringe Vernetzung innerhalb einer Region zwischen international erfahrenen und unerfahrenen Einrichtungen, Schubladen-Denken und Zuständigkeiten-Wahn allenthalben.
Neben dem Hinweis, dass internationale Jugendarbeit nachweislich ein „low budget“ Bereich ist, formulierten die Teilnehmer ihre Erwartungen an die Politik sehr deutlich:
- Internationale Jugendarbeit mit benachteiligten Jugendlichen darf nicht verzweckt werden, sie dient zunächst der Möglichkeit junger Menschen erste Erfahrungen im Ausland zu machen.
- Die Betrachtung von Internationaler Jugendarbeit muss integraler Bestandteil für Arbeitspläne von Jugendsozialarbeit und Kommunen werden.
- Der Zugang von jungen Menschen mit Migrationshintergrund zu internationalen Jugendarbeit funktioniert nur über persönliche Empfehlungen, nicht über die übliche stattfindende Werbung für internationale Jugendarbeit.
- Träger müssen ihre üblichen Formate überdenken, um bisher nicht erreichte Zielgruppen zu erreichen.
- Die gesamte Kinder- und Jugendhilfe müsste einen Teil der Verantwortlichkeit dafür übernehmen, dass jeder Jugendliche ein Recht auf internationale Mobilitätsmaßnamen bekommt , §1 SGB 8 kann hierfür die Grundlage spielen. Jugendwerke, Nationalagenturen und andere Förderinstrumente können die dafür notwendigen Voraussetzungen nicht schaffen.
- Internationale Maßnahmen für junge Menschen darf nicht erst als letzte und umstrittene Lösung für Jugendliche mit Problemen sein .
- Der Ausbau der Fort- und Weiterbildung von Fachkräften im Sinne grenzüberschreitender Mobilität muss vorangetrieben werden. Es müssen dafür Anreize geschaffen werden.
- Die handelnden Trägerstrukturen sind nicht ausreichend dafür ausgestattet oder dürfen öffentliche Finanzmittel nicht für internationale Jugendarbeit verwenden.
- Die Umsetzung der EU Jugendstrategie in Deutschland vollzieht sich auf der Grundlage einer Kooperation von Bund und Ländern zur Entwicklung von internationaler Jugendarbeit und nationaler Jugendarbeit. Diese Kooperation muss aber unbedingt auf Kommunen weiter ausgebaut werden.
Die anwesenden Abgeordneten betonten gemeinsam, dass internationale Jugendarbeit nicht nur akademischen Schichten vorbehalten bleiben darf. Besondere Programme müssen Jugendlichen aller Schichten ansprechen und ermöglichen, internationale Lernerfahrungen zu machen. Sie unterstrichen die Forderung nach mehr Vernetzung aller Akteure, die mit Jugendlichen arbeiten. Dabei sollten nicht formale und formale Bildung immer noch klar unterscheidbar bleiben, vor allem aber nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Frau Pack MdEP gab als Berichterstatterin des Europäischen Parlaments einen aktuellen Einblick in den Stand der Diskussion zum Programmvorschlag der EU-Kommission „Erasmus für alle“ und skizzierte die nächsten Schritte, die insbesondere sie selbst unternehmen werde, um den Plänen der Kommission mit Leidenschaft in der Sache entgegenzutreten und ein eigenständiges Jugendprogramm ab 2014 zu formen. Frau Pack bat die Träger dafür um aktive Unterstützung. Als Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung im Europäischen Parlament favorisiert sie selbst die Fortführung der bewährten Programme für das lebenslange Lernen und Sportprogramm und die Einführung eines eigenen Jugend- und Sportprogramms.
Der 5. Parl. Abend der Internationalen Jugendarbeit wurde organisiert von
- Baltic Sea Secretariat for Youth Affairs
- ConAct-Koordinierungszentrum für den Deutsch-Israelischen Jugendaustausch
- Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW)
- Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW)
- IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.
- JUGEND für Europa – DeutscheAgentur für das EU-Programm JUGEND IN AKTION.
- Tandem-Koordinierungszentrum für den Deutsch-Tschechischen Jugendaustausch
- Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch
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