15.11.2012

Unter der Lupe 2011: Zehn Thesen zur Bedeutung von JUGEND IN AKTION in Deutschland

"Unter der Lupe“ untersucht seit 2009 das EU-Programm JUGEND IN AKTION in Deutschland. Der aktuell veröffentlichte Bericht legt den Schwerpunkt auf eine bilanzierende Darstellung der in den Jahren 2009 bis 2011 erhobenen Ergebnisse. Er führt zehn Thesen auf, die zeigen, wo das Programm heute steht.

Unter der LupeHierbei werden besonders diejenigen Wirkungslinien des Programms hervorgehoben, die sich über die Jahre als besonders gewinnbringend für die Teilnehmenden erwiesen haben. Ziel war es, die Wirkungen und Effekte des Programms in den jeweiligen Aktionsbereichen aus unterschiedlicher Perspektive der Träger und Teilnehmenden sichtbar zu machen.

"Unter der Lupe" verfolgt einen repräsentativen Anspruch. Der quantitativen Befragung liegt ein umfangreicher Online-Fragebogen zu Grunde. Die qualitative Erhebung folgte der Vorgabe, dass die Träger seit mehreren Jahren das Programm nutzen und in mehreren Aktionen Erfahrungen aufweisen können. Aus dieser Liste mit 84 Trägern wurden die Interviews ausgewählt.

Die Thesen

Die folgenden Aussagen fassen die Ergebnisse aus den Untersuchungen seit 2009 thesenartig zusammen und tragen so zur nach wie vor andauernden Diskussion um ein Nachfolgeprogramm ab 2014 bei.

  1. JUGEND IN AKTION ist das einzige europäische Programm mit dem dezidierten Ziel der Förderung und der Anerkennung des nicht formalen Lernens. JIA-Projekte zeigen in der Regel sowohl aus Sicht der Träger wie auch aus Sicht der Jugendlichen positive Wirkungen bei den Teilnehmenden, wenn die Aktivitäten an Prinzipien nicht formaler Bildung ausgerichtet sind.

  2. Kurzzeitpädagogische Projekte wie Jugendbegegnungen können durch ihren Erlebnischarakter (multikultureller Kontext) und ihre positiven Lernanreize ebenso nachhaltige Wirkungen auf die Entwicklung von Lernkompetenz auslösen wie langzeitpädagogische Projekte, wenn diese Projekte in einem längerfristigen Lernkontext verankert sind. Jugendliche nehmen Nachfolgeprojekte aus anderen Aktionen gerne wahr oder sind bereit, eigene Projekte zu initiieren, wenn sie hierzu Unterstützung und Angebote seitens der Träger oder anderer Einrichtungen erhalten.

  3. Projekte, die über JUGEND IN AKTION gefördert werden, zeigen in allen Programmaktionen einen unmittelbaren positiven Einfluss auf die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen, in erster Linie auf die sozialen, personalen, fremdsprachlichen und interkulturellen Kompetenzen. Damit geben JIA-Projekte zumindest indirekt auch motivierende Impulse für eine Verbesserung der Ausbildungs- und Beschäftigungsfähigkeit von vielen Jugendlichen.

  4. Jugendliche an europäische Themen heranzuführen ist im formalen wie im nicht formalen Bildungssystem in Bezug auf kognitives Lernen eine Herausforderung. JIA-Projekte haben gegenüber der Schule den Vorteil, dass durch die direkten Kontakte zwischen jungen Menschen neben auch eine emotionale Lerndimension angesprochen wird - "Lernen mit allen Sinnen".

  5. Der Youthpass ist ein geeignetes Instrument, um Projekte im Kontext des Europäischen Freiwilligendienstes (EFD) sowie von Trainings- und Weiterbildungsmaßnahmen systematisch zu validieren und die individuellen Lernprozesse strukturiert auszuwerten und zu bescheinigen. Insbesondere für Teilnehmende des EFDs ist der Youthpass ein wichtiges Instrument der Selbstreflexion. Im Hinblick auf Jugendbegegnungen ist dies nicht möglich, weil eine individuelle Beobachtung in einer großen Gruppe über wenige Tage mit dem in der Regel zur Verfügung stehenden pädagogischen Personal nicht geleistet werden kann.

  6. Regelmäßige Beteiligung am JIA-Programm hat vielfach auch Auswirkungen auf die Träger selbst: Vor allem werden neue Kooperationen auf europäischer Ebene eingegangen.

  7. JIA-Projekte zeigen sehr unterschiedliche Wirkungen auf der lokalen oder regionalen Ebene. Die Erfahrung, dass trotz regelmäßiger "bester“ Projektergebnisse und positiver öffentlicher Berichterstattung die europäische Arbeit ignoriert wird, ist kein Einzelfall. Auch wenn die lokale / regionale Ebene JIA-Projekte als Bereicherung vor Ort ansieht, ist eine Unterstützung der Träger – wenn überhaupt - meist ideeller und kaum materieller Art.

  8. JUGEND IN AKTION ist ein wesentliches Programm für europäische Jugendarbeit mit großer inhaltlicher Freiheit und Finanzierungsmöglichkeiten. Für Jugendliche, die einen eigenen Antrag stellen, ist das EU-Programm ein wichtiges und einzigartiges Instrument, um Förderung und Anerkennung für ihre Initiativen zu erhalten, auch wenn dies oft nur mit entsprechenden Unterstützungsstrukturen möglich ist.

  9. JUGEND IN AKTION hat grundsätzlich die "Teilhabe von Allen“ zum Ziel hat. Generell wird das Programm aber nicht zum vorrangigen Einbezug von benachteiligten Jugendlichen gesehen, sondern als ein Programm, das diesen einen leichteren Zugang als in anderen Programmen bieten soll, ohne ihnen "einen Stempel aufzudrücken". Das Programm kann zur persönlichen Stärkung und Wertschätzung benachteiligter Jugendlicher beitragen (Empowerment-Funktion), allerdings ist hierbei eine entsprechende Unterstützung und Intention seitens der Träger entscheidend.

  10. Die Entwicklung der EU-Jugendstrategie hat wenig zur Stärkung des Programms JUGEND IN AKTION beigetragen und seine Bedeutung ist bei der Entwicklung einer europäischen Jugenpolitik bisher nicht adäquat berücksichtigt worden.

Den kompletten Bericht können Sie hier nachlesen...

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"Unter der Lupe" ist Bestandteil des europäischen Projektes RAY – Research-based Analysis and Monitoring of the YOUTH IN ACTION Programme -, einer Initiative von 15 Nationalagenturen unter Leitung der Universität Innsbruck. Ziel des Projekts ist die kontinuierliche wissenschaftliche Begleitung des Programms in den beteiligten Ländern sowie die systematische Auswertung in vergleichender europäischer Perspektive.

Der deutsche Part "Unter der Lupe" ist als Kooperation zwischen JUGEND für Europa, dem Institut für angewandte Kommunikationsforschung in der außerschulischen Bildung IKAB e.V. in Bonn und der Forschungsgruppe Jugend und Europa (FGJE) am CAP an der Ludwig Maximilians Universität München angelegt.

Begleitet wird "Unter der Lupe" durch die Arbeitsgruppe "Monitoring und Evaluation" des Nationalen Beirates für JUGEND IN AKTION beim BMFSFJ.

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