12.01.2012

Mit 15cm² könnte es losgehen: Die EU-Jugendstrategie und ihr Mehrwert für die Kinder- und Jugendhilfe

"Versuch einer Annäherung" nennt Claudius Siebel, Projektkoordinator bei JUGEND für Europa - Transferstelle für die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa, seinen Beitrag, mit dem er Wege aufzeigt, die Arbeit im Jugendbereich um eine europäische Dimension zu bereichern.

Die zentralen Fragestellungen lauten: Wie können Fachkräfte aus dem Feld der Kinder- und Jugendhilfe motiviert werden, sich dem Thema Europa zu widmen oder ihre Arbeit für Europa zu öffnen? Wie kann sich die Kinder- und Jugendhilfe der Europäischen Jugendstrategie annähern und sie für sich nutzbar machen?

Ein Exkurs in die aktuelle Forschung zur „Transnationalisierung der sozialen Welt“ sowie zwei Beispiele Guter Praxis runden den Artikel ab, der dazu aufruft, den vorhandenen europäischen "Rückenwind" für die eigene Arbeit im Jugendbereich zu nutzen.

Versuch einer Annäherung

Angesichts der derzeitigen europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise scheint das Image Europas, des europäischen Projekts, im freien Fall begriffen zu sein. Die auch vorher schon eher privilegierte Auseinandersetzung mit Europa scheint mehr denn je ein Luxusgut, das sich im Kontext immer schwieriger werdender finanzieller Rahmenbedingungen kaum noch jemand zu leisten vermag. Dies gilt auch für den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.

Andererseits kann man wohl mit Recht behaupten, dass gerade in Zeiten der Krise des europäischen Projekts eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Europa und mit europäischen Themen mehr denn je vonnöten ist. Das europäische Projekt hat wohl nur eine Chance dauerhaft erfolgreich zu sein, wenn es als echtes Integrationsprojekt die Unterstützung der Bürger und deren aktive Mitarbeit erfährt.

Was also ist zu tun? Wie können Fachkräfte aus dem Feld der Kinder- und Jugendhilfe motiviert werden, sich dem Thema Europa zu widmen oder ihre Arbeit für Europa zu öffnen? Wie kann es gelingen, im Alltagsgeschäft der Kinder- und Jugendhilfe den Mehrwert der Beschäftigung mit Europa zu verdeutlichen? Wie kann sich die Kinder- und Jugendhilfe der Europäischen Jugendstrategie, auf die sich die 27 EU-Mitgliedstaaten geeinigt haben, annähern und für sich nutzbar machen?

Zunächst einmal wäre zu klären, was eigentlich Beschäftigung mit Europa bedeuten kann.  Welche Kriterien lassen sich identifizieren, die einer Maßnahme, einem Projekt oder der Ausrichtung einer Organisation insgesamt eine europäische Dimension verleihen?

Im Folgenden sollen vier zentrale Kriterien für eine sichtbare europäische Dimension aufgezeigt werden.

Kriterien einer europäischen Dimension

Der individuelle Bezugsrahmen

Lernfeld Europa für junge Menschen erschließen

Im Kern geht es hier um die Förderung der Mobilität junger Menschen, d.h. allen Jugendlichen - und eben verstärkt auch benachteiligten jungen Menschen - die Möglichkeit zu eröffnen, eine gewisse Zeit im Ausland zu verbringen, sei es in Form einer kurzzeitigen Maßnahme wie etwa einem Jugendaustausch oder einem Workcamp oder in Form einer langfristigen Maßnahme wie etwa einem Freiwilligendienst, einem Schulaustausch, einem Studienaufenthalt oder einem Berufspraktikum. Mobilität ist dabei kein Selbstzweck, vielmehr ist es der Bildungsaspekt von Mobilität, mittlerweile in zahlreichen Studien belegt, der hier vorrangig betrachtet werden muss. Der Zugewinn an persönlichen aber auch professionellen Kompetenzen durch einen Auslandsaufenthalt ist ein bedeutendes Argument für die Erschließung des Lernfeldes Europa.

Eben dieses Lernfeld Europa erschließt sich aber nicht ausschließlich durch den Aspekt der Mobilität. Es gibt natürlich zahlreiche weitere Möglichkeiten sich dem Thema Europa zu nähern. In vorderster Linie steht dabei die ausdrückliche Thematisierung bestimmter Aspekte des politischen und sozialen Europas bzw. der Europäischen Union sowie europäischer Debatten und Diskurse. Methodisch gibt es viele Möglichkeiten der Annäherung an das Thema Europa. Exemplarisch seien hier alle Formen von produktorientierten Workshops genannt, bei denen die gesammelten Informationen zum jeweiligen Thema künstlerisch und kreativ umgesetzt und präsentiert werden sowie insbesondere auch Planspiele zur Funktionsweise der EU und zu aktuellen Bezügen, die den Teilnehmenden in besonderer Weise eine Identifizierung mit Europa und Handelnden in Europa ermöglichen.

Die europäische Mobilität von Fachkräften fördern (Fachkräfteaustausch)

Das, was für junge Menschen im Kontext von Mobilität gültig ist, trifft natürlich auch auf Fachkräfte zu. Der Erfahrungs- und Kompetenzgewinn durch Mobilitätsmaßnahmen ist auch für Fachkräfte sehr hoch einzustufen. Die Auseinandersetzung mit den Erfahrungen und der Expertise von Kolleginnen und Kollegen aus ähnlichen Arbeitsfeldern in anderen Ländern stellt eine große Bereicherung dar. Die vermeintliche Selbstverständlichkeit der eigenen alltäglichen Berufs- und Arbeitspraxis kann in Frage gestellt werden.

Der strukturelle Bezugsrahmen

Den europäischen Fachaustausch fördern / europäische Prozesse des Voneinander Lernens (Peer Learning) initiieren

Die Initiierung transnationaler europäischer Projekte, europäischer Fachkonferenzen oder von Peer-Learning Prozessen zum Zwecke des fachlichen Austausches hat enormes Potenzial, die eigene Praxis und das eigene professionelle Handeln zu qualifizieren. Wenn zu einem Thema Erfahrungen und Expertise aus vielen Ländern und unterschiedlichen beruflichen Kontexten einfließen, können völlig neue und andersartige Debatten entstehen, die zu neuen Erkenntnissen und bereichernden Ergebnissen führen können. 

Erfahrungen und Erkenntnisse europäischer Debatten in die deutsche Fachpraxis einbringen und umgekehrt

Auf der europäischen Ebene und durch den transnationalen Charakter der EU finden in vielen Bereichen politische und fachliche Debatten statt, die frei von nationalstaatlichen Zwängen und kurzfristigen wahltaktischen Überlegungen sind. Diese Debatten haben häufig eine ganz andere fachliche Dimension und erlauben den Blick auf andere Strategien und Lösungen. Vielfach können die Debatten auf europäischer Ebene als durchaus fortschrittlicher und innovativer bezeichnet werden, als dies auf nationalstaatlicher Ebene der Fall ist. Deswegen kann eine „Europäische Dimension“ auch bedeuten, stärker und sichtbarer europäische Politikstrategien und Sichtweisen in den jugendpolitischen Diskurs, in Programme und Maßnahmen in Deutschland zu integrieren. Es muss darum gehen, die nationale Praxis „europäisch“ zu qualifizieren. Das kann z.B. auch bedeuten, Träger, die eigene Organisation, das Personal durch Beratungs-, Qualifizierungs- und Vernetzungsangebote systematisch in die Lage zu versetzen, die eigene Arbeit stärker europäisch auszurichten.

Auch eine Beeinflussung in die andere Richtung ist möglich, indem nationale Impulse, Erfahrungen und Entwicklungen in die anderen Mitgliedsländer und die europäische Politik zurückgespielt werden um dort die jugendpolitische Fachdebatte bzw. die europäische jugendpolitische Zusammenarbeit zu ergänzen. Das ist der Gedanke des wechselseitigen Transfers, der auf beiden Ebenen die fachlichen und politischen Diskurse vorantreiben kann.

Auf die Jugendpolitik bezogen kann eine europäische Dimension z.B. bedeuten, eine stärker sektorübergreifende Jugendpolitik umzusetzen und damit den Vorschlägen zu folgen, die in der EU-Jugendstrategie gemacht werden. Auch hier trifft wieder die Feststellung zu, dass der europäische jugendpolitische Diskurs über lange Jahre mit einer anderen Intensität und Sichtbarkeit geführt werden konnte, als dies in so manchem Mitgliedsstaat denkbar gewesen wäre.

Für die „Europäisierung“ Sozialer Arbeit

Was sind nun die zentralen Motivationen für die Auseinandersetzung mit Europa bzw. die stärkere  europäische Ausrichtung der eigenen Arbeit? Lassen sich Argumente finden, die eine Europäisierung/Internationalisierung in bestehenden Arbeitszusammenhängen notwendig machen?

Prinzipiell können wir davon ausgehen, dass die seit längerer Zeit wirkenden Transformationen und die globalen Veränderungsprozesse tiefgreifende Auswirkungen auf  die menschliche Gesellschaft haben. Deutlich wird, dass „der für Menschen relevante Erfahrungs- und Handlungsraum nicht länger als national begrenzt zu begreifen, sondern von globalen Dynamiken bestimmt ist“ (Friesenhahn, Kniephoff,Knebel 2011). Ludger Pries (2007) spricht in diesem Zusammenhang generell von der „Transnationalisierung der sozialen Welt“. Das bedeutet nichts anderes, als dass rein nationalstaatliche Ausrichtungen von Politik insgesamt oder von einzelnen Arbeitsfeldern wie der Sozialen Arbeit keine tragfähigen Lösungen in immer stärker europäisch oder transnational ausgeprägten Kontexten mehr bieten können.

Insgesamt ist die Einsicht in die Bedeutung internationaler und europäischer Diskurse und des komparativen Denkens, Forschens und Arbeitens in den letzten Jahren in der Sozialen Arbeit deutlich gestiegen. Schweppe und Hirschler (2007) benennen drei zentrale Begründungsfiguren für die Bedeutung internationaler Perspektiven, die als handlungsleitend für die Verstärkung internationaler/europäischer Kooperationen und vergleichender Forschung gesehen werden können:

  1. Das Ausland als Vorbild und Anregung (wenn einem Land z.B. in einem bestimmten Bereich eine Vorreiterrolle beigemessen wird)
  2. Literaturbasierte Länderstudien (zur Behebung von Wissens- und Informationsdefiziten)
  3. Systematische vergleichende (empirische) Studien

Internationale und europäische Kooperationen, sei es in Form von transnationalen Projekten, Fachkräfteaustauschen oder internationalen/europäischen Konferenzen, haben in zweierlei Hinsicht einen großen Mehrwert. Zum einen können durch die Begegnung, die Auseinandersetzung und den Vergleich mit der fremden Realität alternative Formen der Praxis erkannt werden und diese können innovative Impulse zur Verbesserung der eigenen Praxis und somit einen deutlichen pragmatischen Wert liefern. Zum anderen ermöglichen diese Begegnungen eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Theorie und Praxis und bieten so die Möglichkeit der Einnahme einer europäischen/internationalen Perspektive oder mindestens einen distanzierten Blick auf die eigene nationale Situation. Hierin liegt ein deutlich erkennbarer analytischer Wert (vgl. auch Friesenhahn, Kniephoff,Knebel 2011).

Insgesamt kann davon gesprochen werden, dass europäische/internationale Arbeit immer eine „Produktivität der Differenz“ (Walther/Treptow) schafft. Es besteht die Möglichkeit, sich selbst neu und anders zu reflektieren, sich von eigenen Überzeugungen und Wahrheiten zu distanzieren und damit Voraussetzung für Veränderungen zu schaffen. Andere Möglichkeiten und Normalitäten werden wahrgenommen und möglicherweise als Alternativen in Erwägung gezogen.

Alle diese Kriterien gelten natürlich verstärkt in langfristig international/europäisch angelegten Partnerschaften und Netzwerkbeziehungen. Dies wiederum ist ein Argument für die kontinuierliche und möglichst auch strategisch angelegte „Europäisierung“ der eigenen Arbeit, die somit natürlich auch stabile und nachhaltige zeitliche wie finanzielle Ressourcen benötigt.

Der europäische Mehrwert in der Praxis

Im Folgenden verdeutlichen zwei Praxisbeispiele anschaulich den Mehrwert, den europäische Projekte oder eine stärker auf Europa ausgerichtete Arbeit auf persönlicher und auf Organisationsebene erbringen können.

Paritätisches Bildungswerk Bundesverband

„Unser Projekt begann mit 15cm² europäischer Dimension“, so Iris Bawidamann vom Paritätischen Bildungswerk Bundesverband. Das Bildungswerk führt ein Partizipationsprojekt im Kontext des strukturierten Dialogs in Hessen durch, dass vom europäischen Programm JUGEND IN AKTION gefördert wird. Das Projekt sollte in Frankfurt/Main junge Menschen dazu anregen, sich mit ihrem unmittelbaren Lebensumfeld und möglichen Verbesserungsvorschlägen auseinanderzusetzen.

In einem zweiten Schritt sollten die Jugendlichen ihre Vorstellungen dann mit Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung diskutieren. Eine unmittelbare europäische Dimension schien hier zunächst nicht gegeben. „Aber“, so Iris Bawidamann,  „allein die Tatsache von der EU gefördert zu werden, löst auf kommunaler Ebene so Einiges aus und öffnet manche Tür“. In der Folge wurde die europäische Dimension allmählich immer stärker sichtbar, sowohl im Projekt als auch beim durchführenden Träger. Die Jugendlichen wurden mit dem europäischen Partizipationsansatz eines kontinuierlichen Dialogs (Strukturierter Dialog) zwischen jungen Menschen und Entscheidungsträgern bekannt gemacht, lernten Europa als Förderer ihres Projektes mal auf andere Weise kennen und setzten sich auch mit europäischen Themen auseinander. So nahmen das Projekt und die Jugendlichen an den ersten beiden europäischen Konsultationsrunden zum Strukturierten Dialog teil und konnten ihre Meinungen einbringen.

Bei einer zum Projekt gehörenden hessenweiten Partizipationsmesse wurden erstmals europäische Gäste eingeladen, die die europäische Dimension für die Jugendlichen noch sichtbarer machte. Das Thema Europa respektive die Europäische Jugendstrategie wurde dann auf die Tagesordnung der Jahrestagung des Paritätischen Bildungswerkes Bundesverband gesetzt und kam somit auf die Agenda eines bundesweit agierenden Verbandes. Und schließlich wurde der Verband vom Hessischen Sozialministerium auch noch ausgewählt, einen Runden Tisch zur Umsetzung der EU Jugendstrategie in Hessen durchzuführen. Damit kam die praktische Umsetzung dieser Strategie in Hessen in Gang.

Diese Erfolgsgeschichte illustriert eindrucksvoll den wechselseitigen Mehrwert, der mit der Durchführung eines europäischen Projektes klein begonnen, sich aber dann nachdrücklich festgesetzt hat. Denn schließlich profitiert nicht nur der Verband und das Land Hessen von den Ergebnissen des Projektes, sondern auch Europa hat einen Mehrwert, kann es doch jetzt auf Strukturen in Hessen zugreifen, die beispielsweise den europäischen strukturierten Dialog in einer Region umsetzen helfen.

Kompetenzagentur Sinzig – Bad Breisig – Remagen

Eine ähnliche Erfolgsgeschichte kann auch Petra Klein von der Kompetenzagentur Sinzig – Bad Breisig – Remagen in Rheinland-Pfalz berichten. Die Kompetenzagentur mit Sitz im Haus der Offenen Tür in Sinzig hat sich unter dem Motto Youth Work goes internationalauf den Weg nach Europa gemacht. Die von der Kompetenzagentur betreuten Jugendlichen haben die Möglichkeit einen Europäischen Freiwilligendienst im Ausland zu absolvieren, um ihren Horizont zu erweitern, andere Kulturen und Lebensstile kennenzulernen und schließlich vor allem ihre eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln und ein stärkeres Selbstbewusstsein aufzubauen. „Es ist einfacher junge Menschen zu motivieren, ins europäische Ausland zu gehen als in den Nachbarort“, so schildert Petra Klein ihre Erfahrungen mit benachteiligten jungen Menschen, wenn es darum geht, ihnen das Potenzial grenzüberschreitender Mobilität nahe zu bringen.

Die bisherigen Resultate sind dabei bisher äußerst vielversprechend. Die Jugendlichen haben nach ihrer Rückkehr von meist sogenannten  Kurzzeitfreiwilligendiensten im europäischen Ausland ihre persönlichen Haltungen und Einstellungen positiv verändert sowie Kompetenzen dazugewonnen (Spracherwerb, Umgang mit Konflikten, Anerkennung ihrer Kompetenzen durch das europäische Zertifikat Youthpass etc.).

Außerdem, so Petra Klein, sei häufig die Motivation im Heimatland beruflich oder schulisch weiterzukommen, deutlich gewachsen. Die Freiwilligkeit der angebotenen Maßnahmen spielt dabei eine nicht gering einzuschätzende Rolle. Die Jugendlichen können sich ohne institutionellen Druck in einem ganz anderen Setting auf eine für sie neue Bildungserfahrung einlassen. Die positiven Erfahrungen beschränken sich aber nicht nur auf die beteiligten Jugendlichen.

Die gesamte Organisation mitsamt ihren Mitarbeitern profitiert von dieser europäischen Ausrichtung. „Wir haben etwas zu bieten, seit wir unser Angebotsprofil erweitert haben“, so Petra Klein. In der Tat hebt sich die Kompetenzagentur durch ihre europäischen Angebote und ihr europäisches Profil von den anderen Agenturen ab.

Durch die Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Ausland wird insgesamt das Netzwerk der Kompetenzagentur vergrößert und das Interesse anderer Akteure an der Arbeit steigt. Die Arbeit der Kompetenzagentur erhält auch mehr Anerkennung und „Rückenwind“, indem einerseits qualitativ wertvolle Ergebnisse erzielt werden und andererseits ein deutlicher Bezug auf politische Beschlüsse wie die EU Jugendstrategie und die europäische Debatte um die Anerkennung nicht-formalen Lernens genommen wird. Einige Mitarbeiter der Kompetenzagentur bzw. des Hauses der Offenen Tür haben mittlerweile trotz anfänglicher Hemmungen selbst ihre ersten Mobilitätserfahrungen gemacht.

Mittlerweile nutzen die Kompetenzagentur und ihre Mitarbeiter sehr aktiv das Angebot an europäischen Fachveranstaltungen und Konferenzen, dass z.B. das Netzwerk der Nationalagenturen und die angeschlossenen SALTO-Ressourcezentren im Rahmen des europäischen Programms JUGEND IN AKTION anbieten. So bot etwa die europäische Fachkonferenz „Bridges to work“ im Oktober 2011 in Belgien eine exzellente Möglichkeit des Kennenlernens verschiedener „Übergangssysteme“ aus anderen europäischen Ländern. Diese und andere Veranstaltungen generieren insgesamt viel neues Know how, das die Mitarbeiter in ihrer Arbeit gut nutzen können.

Fazit

Diese Liste positiver Auswirkungen ließe sich sicher noch erweitern. Wichtig ist aber vor allem, dass  die hier gezeigten Elemente auf andere Projekte, Maßnahmen und Organisationen gut übertragbar sein können und deutlich machen, welche Vorteile eine Beschäftigung mit Europa und eine europäische Ausrichtung der eigenen Arbeit bringt.

So wächst die Erkenntnis, dass es von großem Wert sein kann, die eigene Arbeit sowohl auf der persönlichen wie auch auf der strukturellen Ebene stärker europäisch/international auszurichten. Neben dem potenziell großen persönlichen Kompetenzgewinn (Spracherwerb, interkulturelle Kompetenz, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit u.v.m.) können Organisationen enorm davon profitieren, sich in der Planung, Durchführung und Evaluation von Praxis immer wieder dahingehend irritieren zu lassen, dass es auch „anders geht“, sich auf andere Realitäten und Lösungsansätze einzulassen, eigene Grundannahmen von außen zu betrachten und sich internationalen Prozessen zu öffnen. Angesichts einer zunehmend globalisierten Welt steht es jeder Organisation gut zu Gesicht, sich nach außen hin offen zu zeigen und sich ein stärker international geprägtes Profil zu geben. Und bei Europa anzufangen, ist der erste Schritt in diese Richtung.

Die Europäische Jugendstrategie, also die gemeinsame Vereinbarung der europäischen Jugendminister/- innen über die zukünftige Zusammenarbeit im Jugendbereich mit konkreten Zielen, Inhalten und Instrumenten, kann und soll dabei helfen, für eine „Europäisierung“ von Jugendpolitik und Jugendarbeit den positiven politischen Rahmen vorzugeben. In Deutschland beziehen sich Bund und Länder sehr konkret auf diese Strategie und machen sich auf den Weg, diesen europäischen „Rückenwind“ für Jugendpolitik und Jugendarbeit in ihren Zuständigkeitsbereichen zu nutzen. 

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Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf www.jugendpolitikineuropa.de.

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