25.03.2013

Mobilität zu Lernzwecken: "Nicht in eigener Blase leben"

Ende letzter Woche hat in Berlin die erste Konferenz der Europäischen Plattform für Mobilität im Jugendbereich stattgefunden. Der Titel: "Mobility Spaces, Learning Spaces - Linking Policy, Research and Practice".

Die Förderung und Wertschätzung von "Mobilität zu Lernzwecken" ist für die Europäische Kommission längst zum Garant einer zukunftsfähigen Jugendpolitik geworden. Woran es europaweit allerdings noch fehlte, war die enge Verzahnung zwischen Forschung, Praxis und Politik. Die neue Plattform soll Treffpunkt und Rahmen für eine kontinuierliche Zusammenarbeit und den Austausch in Europa bilden.

Aufbruchsstimmung

Chiara Gariazzo war sichtlich beeindruckt. So viel Aufbruchstimmung unter den rund 80 geladenen Expertinnen und Experten hatte die Direktorin für Jugend und Sport in der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission dann doch nicht erwartet. Und das bei einem als eher abstrakt anmutendem Thema wie der Lernmobilität.

"Wir brauchen die Zusammenarbeit zwischen Forschern, Praktikern und Politikern dringender denn je. Wenn ich mir anschaue, welcher Erfahrungsschatz und welche Motivation hier vorhanden sind, dann wäre es eine Sünde, wenn wir das ganze Wissen nicht zusammentragen würden", so die Direktorin.

Gleichzeitig analysierte Gariazzo die jüngste Vergangenheit. Die Bilanz: Es gibt künftig eben doch einiges besser zu machen. "Forscher, Praktiker und Politiker arbeiten immer wieder viel zu sehr für sich. Niemand bekommt von den Ergebnissen des anderen etwas mit." Gariazzo forderte Forscher und Praktiker auf, die Politik mit konkreten Ergebnissen zu füttern. "Wir wollen wissen, was bei den Jugendlichen ankommt und was nicht. Dafür brauchen wir qualitative Forschung, Statistiken und klare Empfehlungen."

Hoffnung, dass die EU den Forschern mit mehr Fördermitteln unter die Arme greift, wollte sie aber nicht vermitteln. "Jugendpolitik wird in erster Linie in den Ländern gemacht. Die EU hat eine unterstützende Funktion. Diese nehmen wir auch gerne war, aber an erster Stelle sind die Mitgliedsstaaten gefordert."

Beginn eines interaktiven Netzwerks

Für die internationale Jugendarbeit hat der Forscher-Praktiker-Dialog in Deutschland nun schon seit 25 Jahren Tradition. Andere Staaten kennen solche Kooperationen nicht. Im europäischen Kontext betreten die Länder in punkto Mobilität zu Lernzwecken nun gemeinsam Neuland. "Ich kann mir vorstellen, dass wir auch für unser Netzwerk eine Art Strukturierten Dialog gebrauchen könnten", sagte der Österreicher Helmut Fennes, Wissenschaftler an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck.

Anna Kuzina, Fachkoordinatorin bei der estnischen Nationalagentur, warnte Forscher, Praktiker und Politiker davor, nur in "ihrer eigenen Blase zu leben". Hans-Georg Wicke, Leiter von JUGEND für Europa, würdigte das neu geschaffene Netzwerk schon jetzt als einen Meilenstein. "Wir brauchen diese Plattform, denn wir brauchen eine Kooperation zwischen Forschern, Praktikern, Politikern und Jugendlichen ohne starre Beziehungsmuster. Die Plattform ist heute zu einem interaktiven Netzwerk geworden, in dem jeder mit jedem zu tun haben kann und auch wird."

Ergebnisse und Anregungen

Erste Ergebnisse und Forderungen der Konferenz weisen in diese Richtung: Die Entwicklung einer europäischen Road Map wurde angestoßen, die Plattform soll außerdem mehr Politiker, mehr junge Menschen und mehr Vertreter aus kommunalen Bezügen ansprechen. Im Bereich der Forschung wurde angeregt einen Schwerpunkt auf die Langzeiteffekte von Lernmobilität zu legen und sowohl Projektverantwortlichen als auch Nationalagenturen ein Instrument an die Hand zu geben, das die begleitende Evaluierung von Mobilitätsprojekten und -programmen europaweit ermöglicht.

Der Lenkungsausschuss der "Europäischen Plattform für Mobilität im Jugendbereich" wird die auf der Konferenz erarbeiteten Vorschläge weiter systematisieren und auf www.learningmobility.eu dokumentieren. Das nächste internationale Fachtreffen wird vermutlich in zwei Jahren in Frankreich stattfinden.

(Quelle: JUGEND für Europa / www.jugendpolitikineuropa.de)

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Organisiert wurde das internationale Fachtreffen von JUGEND für Europa, dem ungarischen nationalen Institut für Familie und Sozialpolitik sowie dem Forscher-Praktiker-Dialog in Kooperation mit dem Bundesjugendministerium und dem Youth Partnership zwischen der EU-Kommission und dem Europarat.

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