27.10.2013

"Es ist nicht für alle!" Petra Kammerevert MdEP im Interview auf comeback 2013

Petra Kammerevert ist als Botschafterin des Europäischen Parlaments extra nach Köln gereist. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung, der sich in den vergangenen zwei Jahren schwerpunktmäßig mit der Zukunft der europäischen Jugend- und Bildungsprogramme auseinandergesetzt hat.

In welchem Land würden Sie persönlich EFD leisten?

Ich glaube, wenn's Europa sein sollte... Ich glaub, dann würde ich Portugal nehmen.

Was ist das wichtigste für Sie an diesem Projekt?

Ich glaube, dass Wichtigste ist einfach, dass der Europäische Freiwilligendienst jungen Menschen die Möglichkeit gibt, das erste Mal über den eigenen Tellerrand zu gucken: andere Kulturen kennenlernen und sich gesellschaftlich in den unterschiedlichen Bereichen zu engagieren. Es ist einfach eine Erfahrung, die einem keiner mehr nehmen kann und ich glaube, es hilft auch ein bisschen dabei, die Europäer näher zueinander zu bringen ... im wechselseitigem Kennenlernen - im Austausch!

Was sehen Sie für die Zukunft? Gab es in der Vergangenheit Dinge, die man verbessern könnte?

Als Abgeordnete ist man an der konkreten Ausführung der Programme nichtso nah dran. Deshalb wüsste ich jetzt nichts, wo ich sagen würde: "Es ist irgendwas in der Vergangenheit schlecht gelaufen."

Wir haben uns sehr darum bemüht, Bürokratismus abzubauen und auch den Zugang zu dem Programm zukünftig so einfach wie irgend möglich zu machen.

Ab 2014 gibt's Erasmus+. Was ist der Unterschied zum alten Modell? Was ist das Neue? Wo liegen die Vorteile?

Das Neue ist erstmal, dass man mit Erasmus+ alle Programme, die es vorher auch schon gab, zu einem großen Jugendbildungs- und Sportprogramm zusammengefasst hat. Wir im Parlament haben aber gleichzeitig sehr großen Wert darauf gelegt, dass die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Themenbereichen nicht verwischen:

  • Bildung, wo es eher um den formalen Bereich der Bildung geht (Hochschule, Ausbildung und die Mobilität von jungen Menschen),
  • JUGEND IN AKTION, mit dem Bereich des nicht formalen Lernens, wozu dann auch der Freiwilligendienst gehört,
  • Sport, der völlig neu dazugekommen ist.

Wir haben ein ganz klein bisschen mehr Geld. Wir hätten gerne noch viel mehr gehabt im EU-Parlament, aber leider ist uns dieser Wunsch nicht erfüllt worden. Es sind aber immerhin 14,7 Milliarden für die nächsten sieben Jahre. Wichtig ist aber auch, dass wir insgesamt überhaupt ein Jugendprogramm erhalten haben, was es in der ursprünglichen Planung der Kommission so nicht mehr geben sollte. Im Parlament war uns fraktionsübergreifend wichtig: Wir wollen ein klares und eigenes Jugendprogramm erhalten, damit klar ist, dass eben auch die Jugendarbeit von Organisationen weiter europäisch gefördert wird.

Sie haben das Geld angesprochen. Die Zahl der Teilnehmer hier in Deutschland wird dadurch stark begrenzt. Sehen Sie den EFD als ein Eliten-Projekt?

Elitenprojekt würde ich nicht sagen, aber ich glaube, ein bisschen Background muss man wahrscheinlich schon haben, damit man es stemmen kann. Ich würde mir wünschen, dass es anders wäre, aber das ist eben die Frage: Wie viel Geld steht zur Verfügung? ... und wir haben harte Kämpfe im Parlament.

Also, je mehr ich an Geld zur Verfügung habe, umso mehr kann ich das breiter streuen. Es war aber auch einer der Gründe, warum wir uns so gegen den Namen "Erasmus für alle" gewandt haben. Da muss man ehrlich sein. Das ist nicht für alle, weil es immer nur eine Unterstützung ist. Das heißt: Es ist nicht für alle!

Wir sind hier beim comeback 2013. Denken Sie, dass es passieren könnte, dass ein Rückkehrer hier in Deutschland in ein Loch fallen könnte? Sich an die Zeit im Ausland zurück sehnt?

Ich kann mir das sehr gut vorstellen, wenn man ein halbes Jahr im Ausland ist. Dort ja durchaus gefordert wird. Viele neue Eindrücke erlebt und dann auf einmal wieder in Deutschland ist und faktisch in diesen alten Trott zurück kehrt, den man vorher hatte... Vielleicht auch noch nicht so genau weiß, was man denn jetzt mit seinem Leben anfangen will. Das kann ich mir schon sehr gut vorstellen und deshalb finde ich, ist so ein Rückkehrer-Event eine hervorragende Sache.
Viele wissen wahrscheinlich schon, was sie danach machen, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es da auch den einen oder anderen gibt, der sagt: "Verdammt, jetzt weiß ich eigentlich nicht so richtig, was ich weiter mache." Deshalb ist so ein Austausch ... ein comeback, wie wir das an diesem Wochenende haben, eine wirklich tolle Sache! Auch um sich zu vernetzen.

Wenn Sie in einem Satz ein wichtiges Statement über den EFD abgeben müssten, was würden Sie sagen?

Weitermachen!

(Das Interview führte Nico Müller, freier Journalist)

Zum comeback 2013 - Blog

Kommentare

    Bislang gibt es zu diesem Beitrag noch keine Kommentare.

    Kommentar hinzufügen

    Wenn Sie sich einloggen, können Sie einen Kommentar verfassen.