Regina Gaede, Bildungsstätte der Sportjugend Sachsen-Anhalt
Welche Rolle spielt Europa in Ihrer täglichen Arbeit?
Ich arbeite bei der Sportjugend Sachsen-Anhalt und bin dort zuständig für internationale Begegnungen. Jedes Jahr organisieren wir eine große Begegnung mit Teilnehmern aus sieben europäischen Ländern, und dafür bin ich die Hauptverantwortliche. Von daher interessiert es mich, was bei JUGEND IN AKTION so passiert. Ich finde es sehr schade, dass das neue Programm ganz in Richtung Berufsfähigkeit gehen soll – damit ist ein Jahrzehnt unserer Arbeit gewissermaßen zunichte gemacht.
Denn das ist wichtig: Die Sportjugend macht nicht nur Sport, sondern wir machen alles rund um den Sport, also wir bieten zum Beispiel auch Ausbildungen zum Jugendgruppenleiter an. Die Jugendlichen kommen zu uns, weil sie ein zweites Zuhause finden wollen.
Wie vermitteln Sie jungen Menschen Europa?
Das Thema Europa ist vorherrschend in unserer großen Jugendbegegnung. Zentrales Element ist da ein "Planspiel Europäischer Rat", bei dem jeweils zwei Schüler gemeinsam ein Staats- und Regierungsoberhaupt darstellen. Am Ende werden Verträge geschlossen und es finden lange Diskussionen statt. Aus dieser Jugendbegegnung haben sich im Laufe der Zeit auch andere Aktionen entwickelt, zum Beispiel eine gemeinsame Jugendleiterausbildung.
Dazu kommen aus sieben Ländern je fünf Jugendliche zusammen, um sich ausbilden zu lassen und europäische Rechte im Jugendbereich kennen zu lernen. Das ist dann sehr europäisch, ohne dass aber thematisch unbedingt die europäischen Institutionen im Vordergrund stehen. Aber wir haben auch während des Jahres verschiedene Aktionen rund um Europa. Regelmäßig kommt ein Europa-Abgeordneter zu uns, den die Jugendlichen dann mit Fragen löchern, und wir fahren zum Regierungssitz in Sachsen-Anhalt, wo die jungen Leute vor Ort etwas über die Beziehungen zwischen unserem Bundesland und der EU erfahren.
"Europa vermitteln" ist das Motto dieses Fachforums. Aber was soll eigentlich vermittelt werden, welche Facette Europas?
Hm, wir möchten eigentlich die europäische Politik vermitteln, weniger die Kultur. Denn die verschiedenen kulturellen Seiten, die machen die Leute ganz von alleine untereinander aus, wenn sie zusammen feiern, quatschen,... ja wenn sie einfach Zeit zusammen verbringen. Aber wir möchten eine gewisse emotionale Einstellung zu Europa vermitteln, Anstöße geben, aufzeigen, was Europa den Jugendlichen in Zukunft bringt. Und Einstellungen, die sind mir viel wichtiger als genaue Kenntnisse, wofür welche europäische Institution zuständig ist!